VfB-Profis Großkreutz, Die, Gentner, Niedermeier (v.li.): Was geht noch? Foto: dpa

Sechs Punkte auf einen Platz in der Europa League, acht Punkte bis zum Relegationsplatz. Rauf oder runter? Wohin geht die Reise beim VfB Stuttgart? Die englische Woche mit Spielen gegen Hannover, Gladbach und Hoffenheim wird es zeigen.

Stuttgart - Der Sportsfreund braucht nicht den Abakus zu bemühen, um die Lage des VfB Stuttgart einzuschätzen. Von Rang elf gerechnet, fehlen sechs Punkte auf den FC Schalke 04. Die Knappen sind als Sechster noch einer der Starter in der Europa League. Acht Punkte dick ist inzwischen das Polster auf den Relegationsplatz 16, wo derzeit Werder Bremen zittert. Was vor Beginn der englischen Woche die Frage aufwirft: Rauf oder runter? Die Mannschaft von Erfolgscoach Jürgen Kramny erwartet ein Härtetest mit wegweisendem Charakter – an diesem Samstag gegen Tabellenschlusslicht Hannover 96 (15.30 Uhr, Mercedes-Benz-Arena), am Mittwoch nächster Woche bei Borussia Mönchengladbach (20 Uhr). Und zum Abschluss misst sich der VfB mit 1899 Hoffenheim (Samstag, 5. März, 15.30 Uhr).

„Diese Gegner werden uns alles abverlangen“, sagt VfB-Sportvorstand Robin Dutt, „das könnten zähe Spiele werden.“ Weshalb er das Stöckchen nicht allzu hoch legen will, über das seine Mannschaft springen soll. Mit sechs Punkten aus den drei Spielen wäre der Sportchef schon ganz zufrieden. Weil es ja nicht so ist, dass der VfB die Gegner zuletzt reihenweise aus den Stadien fegte. „Das waren enge Spiele.“ Das Wort Europa League jedenfalls balanciert Dutt im Mund wie eine siedend heiße Kartoffel. Das Ziel vor der Saison sei ein gesicherter Mittelfeldplatz. „Und daran ändert sich nichts.“

Neues Vertrauen

Was nicht bedeutet, dass es auch so bleiben muss. „Die Mannschaft hat sich Vertrauen erarbeitet“, bestätigt Dutt. Im Verein, bei den Fans, bei den Medien. Weshalb er jetzt keinen Anlass sieht, den schwäbischen Sammer zu geben. „Ich trete nicht als Mahner auf“, sagt der Leiter sportlicher VfB-Geschicke. Das muss er nach Lage der Dinge auch gar nicht. Als hätte Jürgen Kramny einfach nur den richtigen Knopf gedrückt, erhob sich die Mannschaft nach der Negativserie der Vorrunde wie Phönix aus der Asche. Zuerst fanden Serey Dié und Christian Gentner wieder zur gewohnten Stabilität. Das war der Keim, aus dem das Team dann neu erwuchs – mit Przemysław Tyton, Georg Niedermeier und Daniel Didavi als stützende Pfeiler. Welche Kraft die Pflanze noch entwickeln kann, wird sich in den kommenden Spielen zeigen. Der verunsicherte Haufen frustrierter Egoisten ist durch die Erfolge jedenfalls zu einer Gemeinschaft mutiert, die den Konkurrenzkampf pflegt, die Feindschaft aber vermeidet.

„Die eine oder andere strategische Entscheidung der sportlichen Leitung zu Saisonbeginn kann also nicht so schlecht gewesen sein“, sagt der weiß-rote Chef-Ideologe Dutt, der die Dreifaltigkeit aus Mentalität, Aktivität und Emotionalität so unentwegt preist wie der Priester seine Bibel. „Das müssen wir nachhaltig entwickeln“, sagt der Sportchef, „und zwar auf allen Ebenen.“ Was bedeutet: Wenn die Vereinsbosse alles für den Erfolg geben, tun es die Spieler auch. Denn für alle gilt: rauf oder runter?