Für Manager Jan Schindelmeiser ist das Ende der Transferperiode die heißeste Zeit des Jahres. Foto: Baumann

Warum beim VfB Stuttgart die Zeit der Schnellschüsse auf dem Transfermarkt vorbei ist – und was in den letzten Stunden der Transferfrist noch passieren könnte.

Stuttgart - Wohl dem, der es sich leisten kann. Carlo Ancelotti jedenfalls hat klare Vorstellungen von einem Transfergeschäft. „Ich möchte nicht mit Beratern sprechen. Für mich sind sie nicht Teil meines Geschäfts. Ich habe einen direkten Draht zu Spielern“, stellt der Trainer des FC Bayern München klar.

Für die Normalsterblichen der Branche wie den VfB Stuttgart gelten dagegen die üblichen Spielregeln. Und die lautet: Auf jeden Spieler kommt ein Berater. Wobei diese Skala nach oben offen ist. Bei dem zum Hamburger SV gewechselten Filip Kostic mischte die halbe Familie mit.

Dass im Millionen-Geschäft Profifußball viele mitreden und sich eine goldene Nase verdienen wollen, liegt auf der Hand. So hat der VfB im vergangenen Jahr über fünf Millionen Euro an Beraterhonoraren bezahlt. Die vielen Mitverdiener sind ein Grund dafür, warum ein Vereinswechsel sich mitunter über Tage und Wochen hinziehen kann.

Ein weiterer Grund sind die immer detaillierteren Vertragsmodalitäten. Der Blick auf den Mustervertrag des Deutschen Fußball Bundes legt ein eigentlich simples Geschäftsmodell nahe: Ein Spieler verpflichtet sich für X Jahre für einen Verein zu spielen, dieser vergütet die Leistung mit der Summe Y. Wobei die vom DFB angeführte Garantiesumme von 250 Euro im Monat schon zeigt, dass der Mustervertrag nicht mehr als ein Muster ohne Wert darstellt.

Die Vereinbarungen von heute sind gespickt mit Variablen: Sie betreffen das Gehalt des Spielers und regeln Ablösesummen. So gehört es mittlerweile zum Standard, zu einem Sockelbetrag Nachschläge für Einsatzzeiten und Erfolge (persönliche des Spielers wie des Clubs) zu zahlen. Das auszuhandeln, dauert – und erfordert neben dem Berater meist auch noch einen Anwalt.

Namhafte Interessenten für Florian Klein

So zog sich auch der jüngste Einkauf des VfB, der des Franzosen Benjamin Pavard (20) vom OSC Lille, einige Tage hin. Erst am Dienstag wurde er als perfekt vermeldet. Der Abwehrspieler kommt für vier Jahre und eine Ablöse von drei Millionen Euro. Die Verpflichtung von Carlos Mané (22), für den ein Leihgeschäft mit Sporting Lissabon mit anschließender Kaufoption für 15 Millionen Euro im Raum steht, ist dagegen noch nicht in trockenen Tüchern.

Anders als der Abgang von Jan Kliment (22), der sich auf Leihbasis Bröndby Kopenhagen und Ex-Trainer Alexander Zorniger anschließt. Mit Florian Klein hat ein weiterer VfB-Profi den Schritt in der Ausgangstür. An dem 29-Jährigen sind der FC Turin, Celtic Glasgow und Hull City interessiert. „Noch ist nichts spruchreif, aber in diesem Geschäft weiß man ja nie“, sagt Kleins Berater Max Hagmayer. Sollte er seinen Klienten noch zu einem neuen Verein transferieren, muss er sich jedoch sputen. Mittwoch, 18 Uhr, schließt das Transferfenster.

Dass der VfB Stuttgart in seiner Einkaufspolitik mittlerweile Gründlichkeit vor Schnelligkeit walten lässt, hat auch noch einen weiteren Grund. Zu oft ließ man sich in der Vergangenheit im roten Haus zu Schnellschüssen verleiten – das Ergebnis ist bekannt. Entweder passte es sportlich nicht oder finanziell nicht. Oder beides.

Daraus haben die Verantwortlichen offenbar ihre Schlüsse gezogen. Die Deals mit Sekou Sanogo und Roy Beerens platzten in letzter Sekunde, weil man sich, wie es heißt, in Sachen Vertragslaufzeit von der Gegenseite nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollte. Von VfB-Sportchef Jan Schindelmeiser gab es am Dienstag zu all dem keinen Kommentar. Er war mit Spielern und Beratern beschäftigt.