Erst Schmerzen, dann die bittere Diagnose: Kevin Großkreutz fällt mit Muskelbündelriss lange aus Foto: Baumann

Bittere Diagnose: Kevin Großkreutz fällt mit einem Muskelbündelriss für den Rest der Saison aus. Der Außenverteidiger des VfB Stuttgart gibt sich aber schon wieder kämpferisch.

Stuttgart - Als Kevin Großkreutz dem Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart nach der Partie beim FC Ingolstadt (3:3) die Geschichte vom Schmerz im Oberschenkel erzählte, ahnte Raymond Best schon Böses. Als der Mediziner danach sein Ultraschallgerät zur Hand nahm, wurde die Gewissheit größer – am Sonntagmorgen herrschte dann endgültig traurige Klarheit: Für Großkreutz ist die Saison ziemlich sicher gelaufen.

„Das ist eine bittere Nachricht, sowohl für uns als auch für Kevin“, sagte VfB-Trainer Jürgen Kramny, nachdem klar war, dass sich sein Außenverteidiger einen Muskelbündelriss auf der Rückseite des rechten Oberschenkels zugezogen hat. Und als zwei Fragen nach wie vor gestellt wurden: Hätte Kramny den Weltmeister früher vom Feld holen müssen? Und: Hätte Großkreutz selbst auf seine Auswechslung drängen müssen?

Der 27-Jährige verletzte sich nämlich schon 20 Minuten vor Spielende und konnte danach im Grunde nur noch gehen und stehen. Dennoch war Großkreutz bis zum Abpfiff auf dem Platz – weil Kramny in der 74. Minute seinen dritten Wechsel vollzogen hatte. Für den Coach lagen die Festlegung auf den letzten Wechsel (Boris Tashchy für Timo Werner) und die Verletzung von Großkreutz zu nah beieinander, als dass er noch entsprechend reagieren hätte können. „Vielleicht wäre es daher besser gewesen, wenn Kevin selbst aktiv geworden wäre“, sagte Kramny. Großkreutz hatte aber wohl noch die Hoffnung auf Besserung, dehnte sich immer wieder, stand dann aber fast nur noch und „wog den Gegner durch die Art und Weise, wie er sich bewegte, in Sicherheit“, scherzte Kramny kurz nach dem Spiel.

Großkreutz gibt sich bereits wieder kämpferisch

Die unfreiwillige Taktik ging auf, der VfB glich noch aus, die Diagnose am Sonntag trübte dann aber wieder die Stimmung. Immerhin muss aber keiner der Beteiligten ein schlechtes Gewissen haben.

Das jedenfalls versicherte Raymond Best. „Dass Kevin noch länger auf dem Platz war, hat für die Schwere der Verletzung kein Rolle gespielt“, sagte der Teamarzt der Roten und sprach lieber über die Häufigkeit der Muskelverletzungen im Fußball: „Gerade an dieser Stelle passiert das einfach.“ Auch die Tatsache, dass Großkreutz vor seinem Wechsel nach Stuttgart monatelang ohne Wettkampfbelastung war, sei kein Grund dafür, dass es ihn nun derart hart erwischt hat. „Es gab keine Vorboten“, versicherte Raymond Best und wies darauf hin, auf welch konstant hohem Niveau Großkreutz seit Wochen ohne muskuläre Probleme gespielt und trainiert habe.

„Er hat sich nach seinem Wechsel auf Anhieb gut in die Mannschaft integriert und ihr durch seinen leidenschaftlichen Einsatz sofort weitergeholfen“, lobte Kramny. Auch dadurch hat sich die Tabellensituation des VfB längst entspannt, zudem steht in Florian Klein ein solider Ersatz für Großkreutz parat. Der Weltmeister, der nun sechs bis acht Wochen benötigt, um wieder fit zu werden, denkt indes schon an die kommende Saison: „Ich werde zeigen, dass mich nichts umwirft. Ich werde zurückkommen – mit Kampf, Herz und Leidenschaft.“