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Ernüchterung in der Liga - vor dem Knüller in Barcelona ist psychologisches Geschick gefragt.

Stuttgart - In der Liga steckt der VfB im Niemandsland. Droht jetzt Langeweile? Nicht, wenn es nach Jens Lehmann geht. Im Champions-League-Knüller beim FC Barcelona will der Torhüter mit den Roten "die Fußballwelt überraschen".

Louis van Gaal, der Trainer des FC Bayern, gab am Samstag einen Einblick in die psychologische Trickkiste eines versierten Fußball-Lehrers. Nach einer blutleeren ersten Halbzeit hatten die Münchner nach dem Wechsel gegen den SC Freiburg aufgedreht und das Spiel umgedreht. Ob er denn in der Halbzeit laut geworden sei, wurde van Gaal gefragt. Der Niederländer lächelte verschmitzt, was durchaus als Bestätigung zu verstehen war, und sagte: "Jedes Mal darf man das aber nicht machen, sonst nützt es sich ab."

Auch sein Kollege Christian Gross muss jetzt die passende Reaktion auf das 1:2 in Schalke finden, und er wird einen anderen Weg als van Gaal wählen. Gross will "nicht emotional reagieren, sondern die Lage sachlich analysieren". Da genügt ein Blick auf die Tabelle: Nach unten besteht keine Gefahr, und Platz fünf, der zur Qualifikation für die Europa-Liga berechtigt, ist in weite Ferne gerückt. Kurz: Die Spannung ist fürs erste raus. Das ist deshalb umso bedauerlicher, als die Roten weder auf Schalke noch zuvor in Bremen (2:2) hätten verlieren müssen. Sechs Punkte wären aus beiden Spielen möglich gewesen, stattdessen war es nur ein Zähler, "weil vorn die Entschlossenheit beim Abschluss gefehlt hat und wir hinten zu viele Fehler gemacht haben" (Gross).

Man werde die Saison keineswegs abhaken, bekräftigte Manager Horst Heldt, "sondern schnell unsere Wunden lecken, damit wir ja kein Selbstvertrauen einbüßen". Schließlich steht am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat1 und Sky) das Champions-League-Rückspiel beim FC Barcelona an. Und auch wenn die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale trotz des achtbaren 1:1 im Hinspiel minimal scheinen, wird Gross mit seinem Trainerteam alles daran setzen, um die Mannschaft mental zu stärken. Gross ist als Psychologe gefordert.

Man muss wohl Jens Lehmann heißen, um die jüngsten Enttäuschungen mühelos wegzustecken. "Wir trauen uns zu, in Barcelona weiterzukommen", sagte der Torhüter, "vielleicht schaffen wir ja ein Ergebnis, mit dem wir die Fußballwelt überraschen." In Stuttgart hätte keiner was dagegen.

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