Erfolgreiches Duo: Vorlagengeber Mario Gomez, Vollstrecker Daniel Ginczek Foto: Baumann

Nach großem Kampf hat der VfB mit 1:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Es war ein wichtiger Sieg – doch der Weg zum Klassenverbleib in der Bundesliga ist noch weit.

Stuttgart - Der Mann mit der Rückennummer 27 rannte einfach los. Mit ausgebreiteten Armen stürmte Mario Gomez noch einmal über den Rasen in die Gladbacher Hälfte. Es war kein Sturmlauf. Sondern eine Explosion der Freude. Ein unbändiger Jubellauf ohne festes Ziel.

Soeben hatte Schiedsrichter Frank Willenborg dieses Spiel des VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach abgepfiffen. Leidenschaftlich hatte der VfB in der zweiten Hälfte ein 1:0 verteidigt – und diese Führung ins Ziel gerettet. Nun, da das Zittern ein Ende hatte, entlud sich auf den Rängen in der Mercedes-Benz-Arena und auf dem Rasen die Freude, zumindest bei jenen, die am Ende dieser Schlacht noch etwas Kraft hatten. Daniel Ginczek, der Siegtorschütze, etwa sank einfach darnieder, andere ebenfalls. Abgekämpft waren sie, aber stolz auf die Leidenschaft, die am Ende zu diesem so wichtigen Heimsieg im Kampf gegen den Abstieg geführt hatte.

Etwas später stand VfB-Kapitän Christian Gentner Rede und Antwort und fasste die Gefühlslage treffend so zusammen: „Der Sieg tut sehr gut.“ Es ging an diesem Sonntagnachmittag ja um, wie man so schön sagt: „Big Points“. Um große Punkte also, nachdem am Samstag die Stuttgarter Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg kollektiv verloren hatte. Köln in Frankfurt (2:4), Mainz in Hoffenheim (2:4), Hamburg in Dortmund (0:2), Freiburg in Hannover (1:2). Es war die Stuttgarter Chance, etwas Luft zwischen sich und die Abstiegsränge zu bringen. Und die wurde genutzt (was nicht immer eine VfB-Tugend war).

Der Sieg nimmt so etwas Druck vom Kessel, wenngleich der Weg noch ein weiter ist, das ist allen klar: „Es war ein tolles Wochenende für den gesamten Club. Aber der Kampf um den Klassenerhalt wird ein zähes Ringen“, sagte der VfB-Sportdirektor Michael Reschke. Am Sonntag geht es für den VfB zum FC Augsburg, dann gastiert Eintracht Frankfurt in Stuttgart (24. Februar/15.30 Uhr), anschließend folgt das aus vielerlei Gründen brisante Aufeinandertreffen mit dem 1. FC Köln (4. März/15.30 Uhr).

Die Stuttgarter gehen mit etwas Rückenwind in diese Spiele, ein Unentschieden und ein Sieg unter Tayfun Korkut – das kann sich sehen lassen. Und die Mannschaft hat zumindest am Sonntag gezeigt, dass sie kritische Phasen überstehen und zur Not auch eine Hälfte lang auschließlich verteidigen kann – ohne diesen einen Fehler zu machen, der das Team in der Vorrunde regelmäßig Punkte kostete. „Wir haben gemerkt, dass wir nicht mehr in der Lage sind, aufs zweite Tor zu gehen“, sagte Gentner: „Da ging es ums Verteidigen. Das hat Tayfun Korkut uns in den letzten Wochen gut eingeimpft.“

Zunächst aber war das Motto: Mehr Mut. So wie Korkut es angekündigt hatte. Und der VfB startete furios. Aggressiv gegen den Ball. Mit viel Tempo im Spiel. Und erstmals von Beginn an mit dem wuchtigen Sturmduo Mario Gomez und Daniel Ginczek. „Die passen zusammen“, sagt Korkut: „So ganz ähnlich sind sie sich auch nicht.“ Und schon nach vier Minuten stellten sie das unter Beweis: Emiliano Insua fing den Ball in der Gladbacher Vorwärtsbewegung ab. Trieb die Kugel nach vorne, spielte zu Gentner, der zu Gomez – und der schob den Ball perfekt in den Lauf von Ginczek, der aus 14 Metern an Gladbachs Keeper Tobias Sippel vorbei ins rechte Eck schoss. Tor. 1:0. Jubel. Trubel. Heiterkeit. Vorlage Gomez. Tor Ginczek. So in etwa sah der Traum vieler VfB-Fans aus. Ginczek: „Man hat gesehen, dass das mit Mario und mir sehr gut funktioniert.“

Doch das war es dann auch schon bald mit der Offensive. Die Null muss stehen. Das war das Stuttgarter Motto in Hälfte zwei. Um jeden Preis. Holger Badstuber kam ins Spiel (65.), und Korkut stellte das System auf eine Fünferkette um. „Der Trainer hat jetzt zweimal taktisch entscheidend eingegriffen“, lobte Reschke in Bezug auf die Systemumstellung. Beim Unentschieden in Wolfsburg vor einer Woche hatte Korkut nach der Pause auf die Doppelspitze Gomez/Giczek umgestellt. Die Offensive war aus dem Programm genommen. Es war eine Schlacht. Stuttgart verteidigte „mit Mann und Maus“, wie Gladbachs Stürmer Lars Stindl fand. Und mit einem herausragenden Benjamin Pavard und Emiliano Insua an der Spitze einer defensiv starken VfB-Elf.

Die Gäste aus Gladbach dominierten, hatten viel Ballbesitz, aber zu richtigen Chancen kamen sie gegen die gut verteidigenden Stuttgarter kaum. Einzig bei einem sehenswerten Volleyschuss von Raffael musste VfB-Keeper Ron-Robert Zieler eingreifen (63.) – und tat das auch sicher. Und als Josip Drmic im Strafraum der Ball vor die Füße fiel, hatte der VfB Glück, dass dessen Schuss knapp vorbei ging (79.).

Das war’s. Schön? Nein, das war das Spiel nicht. Aber darum ging es nicht mehr. Ginczek: „Wir sind happy mit den drei Punkten.“