Geknickt: Mario Gomez macht die Sturmmisere des VfB zu schaffen. Fotos:Baumann Foto:  

Nach vorne geht beim VfB Stuttgart bislang nichts. Nun rätselt der Trainer Tayfun Korkut, wie er gegen Werder Bremen an diesem Samstag (15.30 Uhr) Mario Gomez besser in Szene setzen kann.

Stuttgart - Mario Gomez hat gerade einiges zu tun. Er muss viel kommunizieren. Per Körpersprache. Denn so versteht er seine Aufgabe als Führungsspieler. Mit einem Lächeln durch die Kabine gehen. Den jungen Mitspielern einen aufmunternden Klaps geben. Die Brust herausstrecken, vor allem wenn es schlecht läuft. Und beim VfB Stuttgart läuft es vor dem Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen ja schlecht. Da ist eine positive Ausstrahlung wichtiger als viele Worte, davon ist Gomez überzeugt.

Aus Erfahrung weiß der Stürmer, dass nach schlechten Phasen auch wieder gute kommen – und umgekehrt. Ihn selbst nimmt ein sportliches Tief mit 33 Jahren deshalb nicht mehr so mit wie früher. Da steht Gomez quasi drüber, auch wenn sein Ehrgeiz nach wie vor groß ist und er auch weiß, dass seine Körperlichkeit im Spiel gefragt ist. In Leipzig hat er sich deshalb mit Nordi Mukiele und Stefan Ilsanker angelegt – erst in Zweikämpfen, dann verbal. Das war in den letzten Minuten der Begegnung auch Ausdruck seiner Gereiztheit.

Eine Bilanz der Harmlosigkeit

0:2 verloren und wieder nicht getroffen. Er nicht und die Kollegen auch nicht. Zum vierten Mal im fünften Bundesliga-Spiel plus die null Tore im Pokal. Diese Bilanz der Harmlosigkeit nervt. „Mario Gomez kann die schwierige Situation aber nicht alleine beheben. Er braucht Pässe in die Räume, in denen er gefährlich ist“, sagt Tayfun Korkut. Der Strafraum ist sein Revier. Dort sei der Angreifer, so die Überzeugung des Trainers, besser als die meisten anderen Spieler in dieser Liga. Die große Frage in den VfB-Reihen lautet deshalb: Wie bringt die Mannschaft Gomez in Abschlussposition?

Die eine Antwort heißt: über die Flügel mit Flanken. Praktiziert wurde bisher aber häufig die einfachere Lösung mit langen, hohen Pässen auf den 1,89 Meter großen Mittelstürmer. Einfallsreich ist das nicht und erfolgversprechend auch nicht. Zwei Saisontreffer hat Gomez bisher erzielt, insgesamt drei der VfB, alles beim 3:3 in Freiburg. Ernüchternd ist aber ebenso, dass die Stuttgarter nicht gerade Chancen in Serie produzieren, da sie nach vorne kaum Tempo und keine Angriffswucht entwickeln.

Beide Komponenten brachte noch in der Vorsaison Daniel Ginczek ein, und als Sturmpartner von Gomez scheint der jetzige Wolfsburger mehr zu fehlen als beim VfB gedacht. Nach vorne geht so buchstäblich nichts. Allerdings lassen sich die Daten und Fakten der Angriffsmisere nicht mehr an den Aufstellungen des Trainers festmachen wie noch in den ersten Partien.

Akolo und Co bringen keinen Schwung

Korkut sucht offensive Lösungen – mit neuem Personal und neuen Ideen. Doch weder Chadrac Akolo noch Erik Thommy oder Nicolas Gonzalez brachten den nötigen Angriffsschwung. Sie bewegen sich zu selten in Zonen, in denen Spiele entschieden werden. „In Leipzig haben wir um den Strafraum herum oft nicht die richtigen Entscheidungen getroffen“, sagt Korkut.

Die letzten Meter und der letzte Pass – das sind zwei Problembereiche. Wobei sich aber gezeigt hat, dass allein eine erhöhte Anzahl von Angreifern auf dem Platz nicht zwangsläufig zu mehr Toren führt. Es braucht bei den Stuttgartern schon ein Mehr an Dynamik und Entschlossenheit in den Aktionen.

Qualitäten, die Anastasios Donis einbringen könnte. Der schnelle Grieche kommt jedoch nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinaus. Und nun gegen Werder? „Ich werde im Sinne der Mannschaft entscheiden“, sagt Korkut. Denn der 44-Jährige hat nicht nur den Donis vor Augen, der im vergangenen Mai gegen den FC Bayern mit seinen Sololäufen begeisterte. Unwiderstehlich können diese sein, weshalb Hoffnung bei den Fans aufkeimt, wenn Donis seine Trainingsjacke auszieht.

Der 22-Jährige ist auf dem Rasen aber auch ein wilder Kerl. Taktische Anweisungen missachtet Donis schon mal, und ein gewisser Eigensinn kennzeichnet sein Spiel ebenfalls. Das macht ihn zwar für den Gegner unberechenbar, für Korkut aber offenbar auch. Und der Trainer will ein Spiel kontrolliert angehen. „Was wir trotz des schlechten Saisonstarts aber nicht machen dürfen, ist, vorsichtig zu werden“, sagt Korkut, der Mentalität im Fußball mit Mut verbindet – und daran mangelt es nicht.

Dennoch greift beim VfB aktuell die Eigendynamik des Misserfolgs. Mit den Spielen ging auch Selbstvertrauen verloren, und ohne die nötige Überzeugung in die eigenen Stärken erhöht sich die Gefahr eines weiteren Misserfolgs. Mathematisch lässt sich diese These zwar nicht belegen, aber an Gonzalez ist sie praktisch nachzuvollziehen. Unmittelbar nach seinem Wechsel trat der 20-jährige Argentinier unbeschwert auf – und traf mit großer Selbstverständlichkeit in den Vorbereitungsspielen. Jetzt tut er sich schwer, und die anfängliche Leichtigkeit vor dem Tor fehlt. Da kann ein wenig Aufmunterung durch Gomez schon helfen.