Ein Fachgespräch zwischen VfB-Kapitän Gentner und StN-Reporter Thomas Näher. Foto: Pressefoto Baumann

Christian Gentner, Kapitän des VfB Stuttgart, erwartet eine deutliche Leistungssteigerung seiner Mannschaft. „Platz sieben oder acht sollte es schon sein“, sagt er im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

Christian Gentner, Kapitän des VfB Stuttgart, erwartet eine deutliche Leistungssteigerung seiner Mannschaft. „Platz sieben oder acht sollte es schon sein“, sagt er im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.
Kapstadt - Herr Gentner, Sie sind weit herumgekommen in Ihren bisherigen Trainingslagern: in Katar, zweimal Dubai, Port Elizabeth, jetzt wieder Südafrika. Was nehmen Sie aus Kapstadt mit?
Kapstadt ist eine sehr reizvolle Stadt, die viel zu bieten hat. Privat war ich auch schon in den USA und auf den Malediven. Ich finde, man kann mit jeder Reise seinen Horizont erweitern, das schätze ich sehr.
Und wohin geht, um im Bild zu bleiben, die Reise für den VfB in der Rückrunde?
Das erste Spiel gegen Mainz 05 könnte richtungweisend für uns werden. Ein guter Start kann der Mannschaft Schwung geben, sowohl für das Selbstvertrauen als auch für die Entwicklung insgesamt.
Sie wissen schon, dass nach Mainz der FC Bayern kommt, dann geht es zu Bayer Leverkusen. Der Start könnte einfacher sein.
Das stimmt, wir müssen sofort in die Spur kommen. Deshalb zählt für uns gegen Mainz nur das Ergebnis. In der Hinrunde haben wir gemerkt, wie schwierig es ist, wenn man den anderen Mannschaften hinterherläuft. Das müssen wir jetzt vermeiden.
Da hat der VfB gegen keine der Topmannschaften gewonnen. Wie soll das jetzt gelingen?
Die Mannschaften, die in der Tabelle vor uns stehen, haben eine konstante Hinrunde gespielt. Das hat uns gefehlt, auch schon in den Jahren zuvor. Das hinzubekommen ist aber auch das Schwierigste.
Was stimmt Sie zuversichtlich?
Mit unserem neuen Trainerteam sind wir auf einem guten Weg. In der Offensive haben wir uns schon wesentlich verbessert, nur defensiv hat es gehapert. Daran haben wir intensiv gearbeitet. Deshalb müssen wir deutlich mehr Punkte als in der Hinrunde holen.
Manche Ihrer Kollegen haben noch Ende des vergangenen Jahres gesagt, es dauere Wochen und Monate, bis die Mannschaft die Philosophie von Trainer Thomas Schneider verinnerlicht habe.
Was wir in den Testspielen in Südafrika gezeigt haben, hat schon wesentlich besser ausgesehen. Ich denke, wir wissen jetzt, was der Trainer von uns will. Die Mannschaft ist neu aufgestellt. Ich hoffe, wir sind jetzt in der Lage, das auf dem Platz umzusetzen. Aber klar ist natürlich auch, dass wir sicher noch nicht da angelangt sind, wo wir hinwollen. Das geht nicht von heute auf morgen.
Neu ist in Teilen auch der Mannschaftsrat, dem Sie als Kapitän vorstehen. Vedad Ibisevic ist jetzt Ihr Vize, Karim Haggui wurde ebenso neu gewählt wie Antonio Rüdiger als Vertreter der jüngeren Spieler. Eine gute Wahl?
Kapitän und Vize-Kapitän wurden ja vom Trainer bestimmt und sind gesetzt für den Mannschaftsrat. Toni kann das sicher noch einmal einen Schub in der Entwicklung geben. Jetzt trägt er auch ein Stück Verantwortung für die gesamte Mannschaft. Karim ist im Team voll anerkannt, und Georg Niedermeier ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil. Also insgesamt für mich eine gute Wahl.
Andererseits stehen noch immer dieselben Spieler auf dem Platz wie in der Hinrunde.
Sie entwickeln sich aber weiter. Spieler wie Antonio Rüdiger, Moritz Leitner und Timo Werner haben großes Potenzial, das sie noch gar nicht ausgeschöpft haben. Die Jungen können der ganzen Mannschaft helfen und sie auf ein höheres Niveau bringen, je schneller sie sich verbessern. Auch dafür war das Trainingslager hilfreich. Auf längere Sicht kann es für uns ein ganzes Stück weiter nach oben gehen.
In Kapstadt waren auch unerfahrene Spieler wie Tim Leibold (20) und Marvin Wanitzek (20) oder ganz junge wie Timo Baumgartl (17) und Arianit Ferati (16) dabei. Wie beurteilen Sie deren Potenzial?
Da wächst eine neue Generation nach, das ist doch schön. Der VfB hatte immer einen guten Unterbau. Eine Zeit lang hatte ich den Eindruck, der Verein vernachlässige vielleicht etwas die jungen Talente. Dass diese vier dabei waren, ist ein Zeichen, dass es nun in die richtige Richtung weitergeht.
Wie haben sich die vier eingeführt?
Gut, sehr gut. Mir hat es gefallen, dass sie im Kopf total klar sind. Sie sind fokussiert und wissen, was sie wollen. Tim Leibold etwa, der gerade ein halbes Jahr beim VfB ist, strahlt schon eine große Ruhe und Souveränität aus. Die Jungen haben Respekt vor den Mitspielern, aber sie verstecken sich nicht.
Hat Präsident Bernd Wahler mit seinem klaren Bekenntnis zum Jugendstil da Schleusen geöffnet?
Unser Präsident hat klare Vorstellungen, und das finde ich sehr gut. Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Der ganze Verein muss Stärke zeigen und so auftreten, wie ihn das die ganzen Jahre über ausgezeichnet hat. Natürlich gehören dazu auch die passenden Ergebnisse. Die Profi-Mannschaft muss diese Einstellung für den gesamten Verein vorleben.
Ihre Zuversicht in Ehren, aber nur mal angenommen, der VfB verliert die ersten drei Rückrundenspiele, was ja nicht völlig abwegig ist – droht dann nicht der Kampf gegen den Abstieg?
Da habe ich keine Sorge. Wenn wir eine bessere Rückrunde spielen, haben wir damit nichts zu tun. Wenn ich sehe, dass Clubs wie der FC Augsburg, der FSV Mainz und Hertha BSC vor uns stehen, ärgert mich das bei allem Respekt vor diesen Teams maßlos. Wir sehen uns schon stärker als diese Mannschaften. Und das wollen wir beweisen.
Und alle drei Vereine überflügeln? Welcher Tabellenplatz sollte am Saisonende für den VfB herausspringen?
Ein einstelliger Tabellenplatz. Platz sieben oder acht sollte es schon sein – mindestens.