Christian Gentner war zuletzt treffsicher. Jetzt hofft der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart, auch im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln wieder in der Startelf zu stehen. Foto: dapd

Der Mittelfeldmann des VfB drängt in die Stammelf und will Zdravko Kuzmanovic verdrängen.

Stuttgart - Wer die Verantwortlichen so reden hört, der kann eigentlich keinen Zweifel daran haben, dass Christian Gentner (26) noch ein paar Jahre für den VfB spielt. „Wir denken überhaupt nicht daran, ihn abzugeben“, sagt Manager Fredi Bobic über den Mittelfeldmann, der noch einen Vertrag bis 2013 hat. Und Trainer Bruno Labbadia ergänzt, „dass Christian sich nie hat hängen lassen und deshalb solch starke Leistungen abgeliefert hat“.

In der Tat hat Gentner zuletzt überzeugt. Er erzielte das 4:4 bei Borussia Dortmund. Und er machte per Traumtor das 1:1 gegen Werder Bremen. Er riss das Spiel im zentralen Mittelfeld an sich, er führte seine Nebenleute. Er war präsent, dynamisch, einfach gut. Wer solche Leistungen bringt, der ist eigentlich Stammspieler.

Es nagt an einem Fußballprofi

Doch Gentner ist in diesen Wochen nur so etwas wie der Pendler im Team der Roten. Vor der Partie gegen den SV Werder saß er sieben Spiele lang auf der Bank und wurde jeweils nur eingewechselt. Wenn sein Konkurrent Zdravko Kuzmanovic gegen Bremen nicht gelbgesperrt gefehlt hätte – Gentner wäre wohl wieder nur Ersatz gewesen. Obwohl er stets überzeugte nach seinen Einwechslungen, obwohl ihm Bruno Labbadia stets starke Trainingsleistungen attestiert.

Wenn der Coach dann doch auf einen anderen setzt, nagt das an einem Fußballprofi. So etwas frustriert, weshalb sich Gentner seine Gedanken macht. Er sagt, dass er gerne über einen längeren Zeitraum von Anfang an spielen würde.

Geduld wird hart auf die Probe gestellt

„Für ganz junge Spieler ist es ein Leichtes, sich zu gedulden, wenn man draußen sitzt – als erfahrener Profi tut man sich da ein bisschen schwerer.“ Gentners Geduld wird in diesen Wochen auf eine harte Probe gestellt.

Trainer Labbadia sagt nur, dass er sich in den nächsten Tagen überlegen werde, ob er Gentner oder doch wieder Kuzmanovic im nächsten Auswärtsspiel beim 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr, Sky und Liga total) von Beginn an bringen würde. Bedingungsloses Vertrauen hört sich anders an, weshalb sich die Frage aufdrängt, ob der Mittelfeldmann, der im Sommer 2010 vom VfL Wolfsburg zum VfB zurückkehrte, überhaupt bei den Roten bleiben will. Und ob der Verein ihn trotz der Lobhudeleien für seinen Trainingseifer, die Einstellung und die Leistungen wirklich mit allen Mitteln halten will.

Der Nürtinger strahlt enormes Selbstvertrauen aus

Klar ist, dass die Roten auf Gentner in der aktuellen Verfassung kaum verzichten können. Denn der Nürtinger überzeugt nicht nur sportlich – er strahlt auch enormes Selbstvertrauen aus, das auf die Mitspieler abfärbt. Und mehr noch: Gentner hat sich zum Führungsspieler entwickelt, der bei seinen Teamkollegen hohes Ansehen genießt.

Wenn Gentner auf dem Platz Kommandos gibt, findet er Gehör – auch wenn er das nur als Joker tut. Bestes Beispiel dafür ist das Auswärtsspiel beim FC Augsburg, als Gentner nach seiner Einwechslung die Teamkollegen durch ein paar kurze, klare Anweisungen zur Ordnung mahnte und so die Kompaktheit zwischen den Mannschaftsteilen wiederherstellte. Obendrein gab er per Steilpass noch die Vorlage zum entscheidenden 3:1 durch Vedad Ibisevic.

Gentner scheint die Kurve bekommen zu haben, nachdem ihn einige VfB-Fans in der Vorsaison und Teilen der Hinrunde in dieser Spielzeit nach teils durchwachsenen Leistungen zum Sündenbock abstempelten und auspfiffen. Er überzeugt sportlich, ist voll anerkannt. Und er fühlt sich wohl – beim VfB und in der Region. Mit Freundin Verena hat er auf dem Rotenberg ein Haus gebaut.

Für Verbleib in Herzensverein spricht viel

Gentner will eigentlich nicht weg. All das spricht für einen Verbleib bei seinem Herzensverein. Nur ein Stammplatz muss mittelfristig her. Fredi Bobic sagt jetzt, dass er Gentner klar aufgezeigt habe, welche Rolle er in Zukunft für ihn sehe. Die des Bankdrückers wird das kaum gewesen sein – weshalb sich der Mittelfeldmann künftig berechtigte Hoffnungen machen darf, bei entsprechender Leistung dauerhaft zur Stammelf zu gehören.

Sein Konkurrent Zdravko Kuzmanovic dagegen, so ist aus VfB-Kreisen zu hören, könnte bei einem entsprechenden Angebot den Verein wohl verlassen. Dann wäre der Weg für Gentner wohl endgültig frei.