Der VfB-Trainer Nico Willig grübelt darüber, wie sich der VfL Wolfsburg bezwingen lässt. Foto: dpa

Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga braucht der VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr) neben einem guten Plan auch viel Adrenalin.

Stuttgart - Angst geht um. Jedenfalls unter einem Teil der Fans. Sie treibt die Sorge um, dass der VfB Stuttgart kein Spiel mehr in der entscheidenden Phase der Fußballsaison gewinnt. Nicht an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg, und auch nicht in einer Woche bei Schalke 04. Verbunden ist diese Befürchtung mit der fatalen Aussicht, dass ihr Lieblingsclub noch direkt aus der Bundesliga absteigt. Aber: Es gibt auch noch Zweckoptimisten unter den Anhängern. Ihre Hoffnung nährt sich aus dem Glauben, dass sich der VfB schon noch ans rettende Ufer schleppen wird. Irgendwie.

Nico Willig steht zwischen diesen Gefühlswelten. Und der Interimstrainer begegnet ihnen mit analytischer Sachlichkeit. „Was gegen Gladbach gut war, war gegen Hertha durchgehend schlecht“, sagt Willig, der in seinen zwei Spielen als Bundesliga-Coach die Extreme aus der VfB-Wundertüte kennengelernt hat. Einmal volle Pulle und einmal Flasche leer – die Frage ist nun, welche Herangehensweise sich für die Begegnung mit den Wolfsburgern ableiten lässt. Oder anders ausgedrückt: Wie mutig ist der Willig-Fußball diesmal?

Nico Willig ist angriffslustig

Für den Trainer ist die Antwort klar. „Lasst uns mit großer Angriffsbereitschaft starten“, sagt der 38-Jährige. Allerdings bedeutet das nicht, dass Willig die Stuttgarter ins Verderben stürmen lassen wird. Schon gar nicht gegen eine Elf, die Bruno Labbadia zu einem Champions-League-Anwärter geformt hat. Die Niedersachsen zählen zu den lauf- und sprintstärksten Teams der Liga, sie gewinnen die viertmeisten Zweikämpfe und sie spielen mit viel Ballbesitz und reichlich Power. Zudem sind die Wolfsburger mit acht Siegen auf fremden Plätzen in dieser Saison so auswärtsstark wie noch nie. „Es wird darauf ankommen, wie wir in die Duelle kommen, um die Wolfsburger Ballzirkulation zu unterbinden“, sagt Willig.

Das ist die wichtigste Erkenntnis nach der Niederlage in Berlin, als die Stuttgarter zum Anpfiff große Verzagtheit erfasste. Ungeachtet des nicht gegebenen Handelfmeters ließ diese Passivität den Matchplan im Olympiastadion scheitern. „Das hatte jedoch nichts mit fehlendem Mut zu tun“, sagt Willig, „wir haben vielmehr nicht die richtigen Auslöser gefunden, um in den Angriffsmodus zu schalten.“

VfB hofft auf Heimstärke

Jetzt soll es wieder so laufen wie zuvor gegen Gladbach, als mit einem Wechsel aus hohem Attackieren und tiefer Verteidigung sowie einer Prise Glück ein Erfolgsrezept abgemischt wurde. Jenseits eines guten Konzepts braucht der VfB aber ebenso eine Extraportion Adrenalin, damit ihm am Ende das Ergebnis schmeckt. Ein Sieg – und die Stuttgarter haben den Relegationsplatz gesichert, unabhängig vom 1. FC Nürnberg und Hannover 96, die dahinter noch lauern. „Wir wollen diesen Schritt gehen“, sagt Willig. Und wenn nicht im eigenen Stadion, wo dann?

Fünf ihrer sechs Siege sind den Stuttgartern in der Mercedes-Benz-Arena gelungen. Dabei haben sie elf Tore erzielt. Insgesamt sind es vor eigenem Publikum 19 Treffer – mager, aber fast doppelt so viel wie auswärts. Mindestens ein Tor soll nun dazukommen. Ob dies dann reicht, um die erfolgshungrigen Wolfsburger das Fürchten zu lehren, wird sich zeigen.