Wie kommt so viel Sprengstoff ins Stadion? Foto: Pressefoto Baumann

Aus dem Auftritt der Karlsruher Hooligans mit Rauch und Raketen müssen Lehren gezogen werden. Dass eine solche Menge von Sprengstoff in ein Stadion geschmuggelt werden kann, ist ein Alarmsignal für die Sicherheit, meint unser Kommentator Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Ein paar demolierte Züge, viele unflätige Parolen, fast ein Spielabbruch durch Rauch und Raketen im Stadion: Das ist die Bilanz eines weitgehend friedlichen Fußballderbys zwischen schwäbischen und badischen Zweitligateams. Dass es nicht noch schlimmer kam, dass nicht etwa Dutzende Verletzte auf dem Pflaster zurückblieben wie noch vor knapp neun Jahren – das ist alles der Polizei mit über 1200 Beamten zu verdanken. Die Strategie mit massiver Präsenz vor dem Stadion, in der Stadt und auf den Bahnhöfen hat verhindert, dass sich Chaoten noch an die Gurgel gingen. Das ist die gute Nachricht des Derbys am Sonntag.

Die schlechte ist: Es bleiben schlimme Bilder zurück. Und die besorgniserregende Frage: Wie sicher ist eigentlich ein Stadion, wenn es in einem Spektakel aus unzähligen Feuerwerkskörpern in Rauch aufzugehen droht? Dass verbotene Pyrotechnik auf die Zuschauerränge geschmuggelt werden kann, ist angesichts der Masse von Menschen ja durchaus nicht ungewöhnlich. Dass aber fast schon ein ganzes Sprengstoffarsenal in den bereits als berüchtigt geltenden schwarzen Block der Gäste aus Karlsruhe wandert – das kann man den Sicherheitsbehörden nicht so einfach durchgehen lassen.

Und wie war das mit den Terroranschlägen...?

Es ist nicht allzu lange her, da hatten mögliche Terroranschläge in Fußballstadien – wir erinnern uns an Paris – für große Beunruhigung gesorgt. Nun konnte die Fußballnation sehen, wie leicht es ist, in einem Stadion einen Silvesterball zu veranstalten. Dabei ist es zu einfach, allein den vom VfB beauftragten Ordnungsdienst für die Ballerei verantwortlich zu machen. Massen-Leibesvisitationen wie an Flughäfen sind nicht nur aufwendig, sondern für manche Richter auch unverhältnismäßig. Dennoch: Es kann nicht sein, dass ein paar Chaoten darüber bestimmen, ob ein Fußballspiel vorzeitig abgepfiffen werden muss oder nicht.

wolf-dieter.obst@stzn.de