Mit Hertha BSC kann er dem VfB Stuttgart in dessen Kampf gegen den Abstieg weh tun – und seine eigene Zukunft damit negativ beeinflussen. Wie das ist? Rainer Widmayer hat sich dazu und zu anderen Themen ausführlich geäußert.
Stuttgart/Berlin - Es ist keine alltägliche Situation: Am kommenden Samstag gastiert der VfB Stuttgart bei Hertha BSC – und trifft dort auf seinen künftigen Co-Trainer. Rainer Widmayer ist seit fast viereinhalb Jahren Assistent des Berliner Cheftrainers Pal Dardai, ab Juli übernimmt er die Rolle des Co-Trainers beim VfB Stuttgart – als Konstante und unabhängig davon, wer gerade Cheftrainer bei den Weiß-Roten ist. Der 52-Jährige hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben.
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Der gebürtige Sindelfinger, dessen Familie in Renningen lebt, hat sich vor diesem für ihn besonderen Spiel ausführlich gegenüber unserer Redaktion geäußert. Rainer Widmayer über . .
. . . das ungewöhnliche Aufeinandertreffen mit der eigenen Zukunft: „Es ist doch klar: Wenn man viereinhalb Jahre mit einer Mannschaft zusammenarbeitet, dann ist da etwas entstanden. Da ist eine Stabilität, die verbindet. Und wir haben es in jeder Saison geschafft, gut ins Ziel zu kommen. Das wollen wir auch nun schaffen. Ich gehe mit der Situation am Samstag professionell um und bereite unsere Jungs bestmöglich auf den VfB vor. Natürlich wollen wir mit der Hertha das Spiel gewinnen, es geht um drei Punkte und wir wollen unsere Fans begeistern. Klar, der VfB benötigt Punkte. Aber das ist im Moment einfach nicht mein Problem. Ich werde daran gemessen, was ich für Hertha BSC leiste. Ich habe mich dazu entschieden, nach dieser Saison zum VfB zurückzukehren. Ich bin heimatverbunden und hänge an diesem Verein. Am Samstag wird das aber keine Rolle spielen.“
. . . das Rezept, als Trainer langfristig bei einem Verein arbeiten zu können: „Man kann Vieles im Vorfeld versuchen zu steuern, in schlechten Phasen ist es wichtig zusammenzuhalten und nicht mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen. Da gehören Offenheit und Ehrlichkeit dazu. Ich denke, dies haben wir in den vergangenen Jahren gut hinbekommen.“
. . . seinen Wechsel zurück nach Stuttgart, wo er einst bereits beim VfB tätig war: „In Berlin haben die Leute großes Verständnis dafür, dass man eine Entscheidung für die Familie und nicht gegen den Verein trifft. Deshalb haben die meisten Menschen meinen Entschluss auch nachvollziehen können. Auch Pal Dardai hatte Verständnis für meinen Wunsch. Er wohnt zwei, drei Kilometer vom Trainingsgelände entfernt, ich wohne seit viereinhalb Jahren im Hotel.“
. . . die durchwachsene Rückrunde von Hertha BSC: „Wir haben auch in der Rückrunde sehr gute Spiele gemacht, irgendwann sind wir dennoch auf die Verliererstraße geraten, weil wir diese ordentlichen Spiele trotzdem verloren haben. Zuletzt haben wir viel an den Basics gearbeitet und dadurch wieder Stabilität reingebracht.“
. . . die Aussichten des VfB im Kampf gegen den Abstieg: „Ich gehe davon aus, dass der VfB die Relegation erreicht. Und ich bin zuversichtlich, dass es der VfB dann auch schafft – allerdings ist Vorsicht angebracht. Die Hertha ist da ein warnendes Beispiel, die als Erstligist einst als Verlierer aus der Relegation gingen und abgestiegen sind. Wenn die Stuttgarter Mannschaft weiter so auftritt wie gegen Borussia Mönchengladbach, dann geht die Mannschaft auch mit einem guten Gefühl in die Relegation. Und dann ist das auch machbar.“
. . . über seine künftige Rolle beim VfB: „Der VfB hat enormes Potenzial, man muss es samstags aber auch auf den Platz bringen. Ich will meinen Teil dazu beitragen, beim VfB wieder Stabilität reinzubringen. In Stuttgart gibt es ein gutes Fundament. In meiner künftigen Rolle geht es natürlich darum, der Mannschaft gemeinsam mit dem übrigen Trainerteam ein fußballerisches Gesicht zu geben. Aber sicher auch darum, den Blick immer wieder auf die Nachwuchsmannschaften und Toptalente des Vereins zu richten. Das Wichtigste ist immer der Erfolg der Profimannschaft, wenn man es dann noch schafft, junge Spieler vielleicht noch ein bisschen schneller auf das Bundesliganiveau zu heben, ist die Position gut ausgefüllt. Ein weiterer Aspekt ist auch, die Philosophie, die sich der Verein gibt, vorzuleben und weiterzutragen – wichtig ist aber natürlich auch, diese Philosophie permanent weiterzuentwickeln.“
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. . . über die Ungewissheit, mit welchem Cheftrainer er in der kommenden Saison zusammenarbeitet: „Thomas Hitzlsperger hat mich nach dem Trainerwechsel über die neue Situation informiert. Ich habe in meinen 19 Jahren als Co-Trainer schon mit vielen unterschiedlichen Cheftrainern zusammengearbeitet – und ich glaube, es hat sich danach noch keiner über mich beschwert. Wenn man Spiele gewinnen will, dafür Ideen und Ansätze hat und auch akzeptieren kann, dass ein anderer auch einmal einen besseren Vorschlag hat, dann spielen Namen keine Rolle. Das hat uns auch in Berlin ausgezeichnet in den vergangenen viereinhalb Jahren.“