Martin Harnik hat in dieser Zweitliga-Runde bisher sieben Tore für Hannover erzielt. Foto: dpa

Nach sechs Jahren beim VfB gastiert Martin Harnik am Montagabend mit Hannover 96 in Stuttgart. „Diese Konstellation ist besonders“, sagt der 29-Jährige, „und zwar nicht nur für mich.“

Hannover - Er ist ein gebürtiger Hamburger, Doppelstaatsbürger mit deutschem und österreichischem Pass, er logierte während seiner sechs Jahre als VfB-Profi mit herrlichem Blick auf die Weinberge des Remstals und weiß genau, dass sich seine neue Heimat gerne deutlich unter Wert schlägt. „Außerhalb der Stadt spricht ja bundesweit niemand über Hannover“, sagt Martin Harnik. „Alles wird rund um die Stadt und seinen Fußballclub immer ein wenig farblos dargestellt. Dabei ist 96 ein schlafender Riese.“

216 Spiele mit 68 Toren, das ist die durchaus akzeptable Bilanz, welche der Offensivspieler Martin Harnik nach sechs Jahren in Stuttgart an die Leine mitgebracht hat. Sehr wohl hat sich der 29-Jährige mit dem hanseatischen Dialekt im Süden der Republik gefühlt, auch außerhalb des Fußballs. Martin Harnik, von jeher ein Hundefreund, hat in seiner Stuttgarter Zeit geheiratet, ist Vater einer Tochter geworden – und hat in der Region auch privat viele Freunde gefunden.

Der Abstieg mit dem VfB als Super-Gau

„Ich habe mich beim VfB sehr wohl gefühlt“, sagt der Stürmer, der dennoch einen Abschied in Moll erlebte, seinen „sportlichen „Super-Gau“, wie er den Stuttgarter Abstieg nach 40 Jahren erste Fußball-Bundesliga vom vergangenen Mai nennt. „Der Verein hat danach einen Umbruch vollzogen. Und ein Teil dieses Umbruchs war ich selbst. Es war Zeit für etwas Neues“, sagt Harnik, der an diesem Montag (20.15 Uhr/Sport 1) nun mit dem neuen Arbeitgeber Hannover 96, dem Tabellendritten der zweiten Liga, beim Spitzenreiter vorspielt.

„Diese Konstellation ist etwas besonderes“, sagt Harnik, „und zwar nicht nur für mich persönlich.“ Schließlich vereint die Fans aus Stuttgart und des Mitabsteigers aus Hannover die Sehnsucht, es schnellstmöglich wieder zurück ins Fußball-Oberhaus zu schaffen. 20 000 Fans kamen allein zum Saisonstart der 96er aufs Vereinsgelände neben dem Maschsee. „Durch die Meisterschaft von 2007 und die vielen Jahre im internationalen Geschäft sind die Ansprüche in Stuttgart noch einen Tick höher als hier“, sagt der Nationalspieler Österreichs, wohlwissend, dass auch die Anhänger in Niedersachsen ebenso wie die Clubbosse um den umtriebigen Präsidenten Martin Kind von ihrer Mannschaft nichts anderes erwarten als den unmittelbaren Wiederaufstieg.

So richtig rund läuft es bei den 96ern nicht, was allein die Tatsache zeigt, dass man nach gutem Saisonstart hinter dem VfB und Braunschweig nun lediglich auf dem Relegationsplatz drei rangiert. Martin Harnik spricht von einer „Ja, aber“-Stimmung. Während man zu Hause sechs von sieben Spielen gewann, ist die Auswärtsbilanz des Teams von Trainer Daniel Stendel mit zwei Siegen in acht Spielen mager. „Mindestens einen Punkt“ will Harnik bei seiner Stuttgart-Rückkehr unter Flutlicht in der Mercedes-Benz-Arena, dem ersten Zweitligaduell beider Clubs, holen.

Felix Magath lockte mit einem Angebot aus China

Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre der dicke Kumpel des Bremers Max Kruse, mit dem Harnik in der Jugend des Hamburger Vorortclubs SC Vier- und Marschlande in einer Mannschaft spielte, nicht in Hannover, sondern in Fernost gelandet. Schließlich hatte der DFB-Pokalsieger von 2009 mit dem SV Werder ein Angebot aus China vorliegen. Der Trainer Felix Magath, der bereits zu Schalker Zeiten an Harnik dran war, wollte ihn zu seinem Club Shandong Luneng in die Millionenmetropole Jinan holen, was aus finanzieller Sicht bestimmt kein Fehler gewesen wäre.

„Wenn mich das Geld überhaupt nicht interessiert hätte, wäre ich gar nicht erst hingeflogen“, erzählt Harnik, der aber bereits im Anflug auf Jinan wegen des dichten Smogs über der Stadt kalte Füße bekam. „Ich will ja mit meiner Tochter auch an der frischen Luft spielen können“, erklärte der 1,85-Meter-Mann, der in Hannover nach einer Verletzung in der Startphase immer besser in Schwung kam.

Sieben Tore hat Harnik für 96 inzwischen erzielt, ist ein Leistungsträger – und sagt über die zweite Liga: „Sie ist so anspruchsvoll wie ich erwartet habe. Der Fußball ist oft einfacher, aber nicht weniger offensiv.“ Doch langfristig, findet der 29-Jährige, gehörten sowohl sein aktueller wie der ehemalige Verein in den Club der 18 Erstligisten.