Matchwinner im Dezember 2017: Sven Ulreich pariert in der Nachspielzeit einen Elfmeter von Chadrac Akolo. Foto: Getty

Vergangene Saison stand Sven Ulreich sehr viel öfter im Bayern-Tor als von allen erwartet – gegen seinen Ex-Club avancierte er gar zum Matchwinner. Nach Manuel Neuers Genesung erwartet den 30-Jährigen nun wieder eine harte Saison auf der Ersatzbank.

München - Es war ein Wechsel, den ihm manche VfB-Fans übel nahmen, andere waren schlichtweg froh, dass „Ulle“ den Weg für einen Neuanfang im Stuttgarter Tor freimachte. Nach 176 Bundesligaspielen für den VfB Stuttgart wechselte der Schorndorfer Sven Ulreich im Sommer 2015 nach München zum großen FC Bayern. Während zunächst kolportiert wurde, Ulreich habe die schwäbische Heimat verlassen wollen, so weiß man heute: Die damalige VfB-Führung um Robin Dutt legte dem Eigengewächs einen Tapetenwechsel nahe. „Auf einen Transfer gedrängt hatte ich nie – aber so wurde es dann von VfB-Seite nach außen dargestellt, weshalb ich dann wiederum die ganzen negativen Kommentare im Netz von vielen VfB-Fans abbekam“, beschwerte sich Ulreich nach langem Schweigen im vergangenen Dezember.

Ulreich hatte nie einen Wechsel gefordert

Das sagte er unmittelbar vor dem Gastspiel seines FC Bayern beim VfB in der Mercedes-Benz-Arena, wo er sich prompt zum Matchwinner aufschwang: Nationalspieler Thomas Müller hatte den FC Bayern in der 79. Minuten in Führung geschossen, aber Chadrac Akolo bekam in der Nachspielzeit per Elfmeter die große Chance zum Ausgleich – und scheiterte an Ulreich. „Mehr ‚ausgerechnet da’ geht nicht“, schmunzelte Ulreich nach dem 1:0-Sieg in den Katakomben jener Arena, in der er über viele Jahre das VfB-Tor gehütet hatte. Und sein damaliger Trainer Jupp Heynckes attestierte ihm: „Er ist Gold wert. Sven Ulreich ist in meiner Zeit zu seinem sehr guten Torhüter geworden. Er ist der Garant für die Siege.“

Zwischenzeitlich durfte sich Ulreich gar Hoffnungen auf eine Nationalmannschaftsnominierung machen – sein folgenschwerer Patzer im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid dürfte ihm hier aber einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Und Mats Hummels erinnerte nach dem 2:2 gegen Real daran, dass Ulreich eben nicht Manuel Neuer ist: „Wir spielen die ganze Saison ohne den besten Torwart der Welt.“

Dass der Ex-Stuttgarter überhaupt das Bayern-Tor hüten durfte, war der Verletzung von Nationaltorhüter Neuer geschuldet. Der brach sich im Herbst den Mittelfuß und fiel daraufhin beinahe die gesamte Saison aus, ehe er rechtzeitig zum deutschen WM-Debakel in Russland wieder fit war. Da der ehemalige Welttorhüter nun wieder voll im Saft steht, droht Ulreich – der erst im Frühjahr seinen Kontrakt beim Rekordmeister bis 2021 verlängerte – wieder eine Saison auf der Bank.

Der Schorndorfer kennt seine Rolle

Ein großes Problem scheint er damit nicht zu haben: „Ich habe immer gesagt, dass ich weiß, was meine Rolle ist.“ Zwar sei es normal, dass „jeder Spieler gerne spielen möchte“, für ihn stehe aber außer Frage, dass „Manuel alle Bundesliga- und Champions-League-Spiele machen kann“. Und trotzdem hofft Ulreich, auch beim neuen Trainer Niko Kovac nicht ganz außen vor zu sein: „Ich hoffe trotzdem, dass ich das ein oder andere Mal zum Zug komme.“

Am Samstag gegen den VfB wird er aber seinen neuen alten Stammplatz auf der Bank einnehmen und hoffen, dass den Kollegen der zweite Sieg im zweiten Spiel gelingen wird. Dass ihn vermutlich wieder Pfiffe bei der Vorstellung und beim Warm-up in der Mercedes-Benz-Arena erwarten, weiß der 30-Jährige. Allerdings ist er mit sich und seiner Rolle beim FC Bayern im Reinen: Seine private Zukunft sieht er auch nach seinem Karriereende in München, wo er zunächst einmal mit Ehefrau Lisa im November das zweite Kind erwartet. Und wenn dieses Mal Manuel Neuer in der Nachspielzeit einen Elfmeter hält, bekäme zumindest nicht Ulreich den lautstarken Unmut aus der Cannstatter Kurve ab.