Tanguy Coulibaly (li.) erzielt das 1:0 für die Stuttgarter – und lässt auch dem Bayern-Torhüter Manuel Neuer keine Chance. Foto: Baumann

Der VfB zeigt beim 1:3 gegen den FC Bayern ein couragiertes und ansehnliches Spiel. Vor der Partie nächsten Sonntag bei Werder Bremen beweist die Mannschaft, dass in ihr noch jede Menge Potenzial schlummert.

Stuttgart - Am Ende durfte sich Tanguy Coulibaly an einer Werbebande der Stuttgarter Arena die Gratulationen der Mitspieler, des Trainerteams und der Betreuer des VfB Stuttgart abholen. In der 82. Spielminute dieser fußballerisch hochwertigen Bundesligapartie des 9. Spieltages gegen den Tabellenführer FC Bayern München war der junge Franzose erschöpft durch Roberto Massimo ersetzt worden. Kurz fasste sich der 19-Jährige an die Leiste – doch es dürfte nichts Schlimmeres sein.

Der große Auftritt von Coulibaly

Klar war zu diesem Zeitpunkt bereits, dass sich Tanguy Coulibaly über einen starken Auftritt im Trikot des VfB Stuttgarter freuen durfte. Und dies nicht nur, weil der flinke und trickreiche Stürmer den VfB gegen den haushohen Favoriten bei der 1:3-(1:2)-Niederlage in der 20. Minute in Führung geschossen hatte. An einer gut getimten Flanke von rechts durch Silas Wamangituka war auch der Bayern-Torhüter Manuel Neuer als letzter Mann der Münchner vorbei gerutscht. Hinter ihm stand Coulibaly – und schoss den Ball routiniert zur Stuttgarter 1:0-Führung über die Linie. „Wir haben es den Münchnern sehr schwer gemacht – und sind auf einem guten Weg. Wenn wir so weiter machen, werden die positiven Ergebnisse kommen“, sagte der Mittelfeldspieler Philipp Förster, der in seinem ersten Einsatz von Beginn an nach rund einer halben Stunde zwei dicke Torchancen hatte. „Eine davon muss ich machen – da bin ich selbstkritisch genug“, sagte Förster.

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Am Ende ist es mit dem Stuttgarter Sieg oder zumindest dem möglichen sechsten Unentschieden im neunten Bundesligaspiel des Aufsteiger allerdings nichts geworden. Dies lag vor allem daran, dass der Gegner keine Laufkundschaft war, sondern der abgezockte Champions-League-Sieger aus München.

Die Bayern waren aber zunächst durchaus beeindruckt vom VfB, der mutig und variabel nach vorne spielte, und gar nicht daran dachte, sich von den Münchnern hinten rein spielen zu lassen. „Es ist die Stärke der Bayern, dass sie extrem effizient sind. Da müssen wir erst hinkommen“, sagte VfB-Cheftrainer Pellegrino Matarazzo zum Unterschied zwischen beiden Teams: „Wir konnten aber über weite Phasen mithalten.“

Schiedsrichter Osmers greift ein

Einen Aufreger gab es dann in der 39. Minute, als der Schiedsrichter Harm Osmers ein Tor von Förster nach Studium der Videobilder wieder annullierte. Zuvor soll Coulibaly Bayern-Torwart Neuer am Arm gezogen haben. „Aus meiner Sicht muss man nicht so entscheiden“, sagte Trainer Matarazzo zur möglichen 2:1-Führung der Stuttgarter. Denn zuvor hatte Kingsley Coman dem VfB-Keeper Gregor Kobel mit einem Flachschuss keine Chance gelassen – 1:1 (38.).

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Was folgte, war die Nachspielzeit der ersten Hälfte, in der sich zeigte, dass der bayerische Super-Goalgetter Robert Lewandowski eben nie ganz auszuschalten ist. Bis dahin von den gut aufgelegten Stuttgarter Abwehrrecken Waldemar Anton und Marc Kempf im Verbund bestmöglich bewacht, kam der Pole in zentraler Position an den Ball – und ließ Kobel mit seinem wuchtigen Schuss aus 20 Metern, der sich nach außen wegdrehte, keine Abwehrmöglichkeit.

Der VfB ließ sich von den Bayern aber auch in der zweiten Halbzeit nicht hinten rein drücken. Dabei zeigte das mit einem Altersdurchschnitt von 24,6 Jahren ohne den mit muskulären Problemen fehlenden Routinier Daniel Didavi jüngste Team dieses Bundesliga-Spieltages, dass vor allem in der Offensive noch enormes Potenzial in ihm schlummert. Da war zum einen der Torschütze Coulibaly, zudem aber auch die Ein-Mann-Büffelherde namens Silas Wamangituka, der ein gutes Spiel machte. Auch Borna Sosa zeigte sich nach seiner Vertragsverlängerung bis 2025 auf links in guter Form.

Hansi Flick ist nicht rundum glücklich

„Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, weiß aber, dass wir wesentlich besser spielen können“, sagte der Bayern-Trainer Hansi Flick nach einem Spiel, in dem sich der Aufsteiger VfB sehr achtbar aus der Affäre gezogen hatte. Trotz des 1:3. „Wenn wir weiter so mutig und couragiert spielen, dann müssen wir uns am Ende keine Sorgen machen“, sagte Kapitän Gonzalo Castro, der mit den Kollegen am nächsten Sonntag, dem Nikolaustag, um 15.30 Uhr bei Werder Bremen antritt.