Kleinigkeiten entscheiden den umkämpften Supercup zwischen dem VfB und den Bayern. Trainer Sebastian Hoeneß hat für seine Mannschaft neben Kritik auch Lob übrig.
Vincent Kompany ballte beide Fäuste, schrie seine Freude heraus, jubelte kurz und laut. Nach einem harten Stück Arbeit konnte sich der Trainer des FC Bayern mit seinem Team über einen 2:1-Sieg beim VfB Stuttgart freuen – und damit über den ersten Titel der Saison: den Supercup, der in diesem Jahr erstmals den Namen des 2024 verstorbenen Fußball-Kaisers Franz Beckenbauer trägt. „In Stuttgart auswärts ist es einfach so schwierig“, sagte Kompany im Anschluss, „aber wir haben Charakter und Mentalität gezeigt. Wir sind gekommen und haben geleistet. Das war heute ein erster guter Schritt.“
Dabei agierten die Bayern vor 60.000 Zuschauern in Stuttgart vor allem in der Anfangsphase dominant und druckvoll, ließen den VfB durch hohes Pressing nie zur Ruhe kommen – und gingen früh in Führung. Nachdem Leon Goretzka (6.) und Serge Gnabry (15.) noch gute Chancen vergeben hatten, traf der Torjäger vom Dienst. Allerdings unter Mithilfe des VfB: Innenverteidiger Luca Jaquez legte den Ball mit einer missglückten Klärungsaktion Harry Kane vor die Füße, der von der Strafraumgrenze zum 1:0 traf (18.).
Undav und Woltemade vergeben gute Chancen
Einen Knacks gab das dem VfB aber nicht – im Gegenteil. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß hatte in der Folge seine beste Phase, spielte schnell in die Tiefe und verpasste den Ausgleich nur aufgrund der fehlenden Abschlussqualität: Erst brachte Deniz Undav in zentraler Position nicht genügend Druck hinter seinen Schuss (22.), dann schloss Nick Woltemade nach einem Undav-Steckpass frei von FCB-Torhüter Manuel Neuer zu unplatziert ab (24.). In der Folge beruhigte sich das zuvor rasante Spiel etwas, wobei die Bayern die Kontrolle hatten und der VfB gefährlich blieb.
Im zweiten Durchgang? Sahen die Zuschauer zwar längst nicht mehr so viele Chancen – aber eine hitzige Partie mit vielen Zweikämpfen und Emotionen, in der Schiedsrichter Harm Osmers alle Hände voll zu tun hatte. In der 62. Minute parierte dann VfB-Schlussmann Fabian Bredlow, der den am Ellenbogen verletzten Stammkeeper Alexander Nübel vertrat, stark aus kurzer Distanz gegen Kane. In der Folge drückte aber der VfB und verzeichnete in Person von Jamie Leweling eine dicke Chance: Der Flügelstürmer zog ins Zentrum und schloss ab, seinen abgefälschten Schuss lenkte Manuel Neuer mit einem starken Reflex zur Ecke (74.). „Manuel hatte einige großartige Paraden, er hat einen guten Job gemacht“, lobte Kane.
Mitten in diese Phase hinein erzielte der Rekordmeister dann das 2:0 durch Neuzugang Luis Diaz, der aus kurzer Distanz eine Flanke von Serge Gnabry einköpfte (77.) – wobei beide Münchner in dieser Aktion den ihnen gewährten Freiraum nutzten. Der VfB steckte nicht auf und kam in der Nachspielzeit zum Anschluss nach einem langen Einwurf von Ramon Hendriks, den Neuzugang Chema Andrés auf Jamie Leweling verlängerte, der wiederum einköpfte. Nur: Der Treffer kam zu spät, kurz danach war Schluss.
Der VfB haderte nach einer offenen Partie vor allem mit der Chancenverwertung und dem Abwehrverhalten bei den Gegentoren. „Die ersten 20 Minuten haben mir nicht gefallen, dann waren wir aus meiner Sicht bis zur Halbzeit die bessere Mannschaft mit guten Chancen“, bilanzierte Hoeneß. „Es wäre zumindest das Elfmeterschießen drin gewesen. Es war für die Bayern auch ein Spiel, bei dem sie am Limit agieren mussten. Aber die Chancen musst du eben machen.“ Das sah auch Mittelfeld-Regisseur Angelo Stiller ähnlich: „Wir haben 90 Minuten ein gutes Spiel gemacht gegen eine Top-Mannschaft, da musst du auch Phasen überstehen. Wir können stolz auf uns sein, das kann Mut machen für die Saison. Wir hatten gute Torchancen, die man an einem anderen Tag auch mal machen kann.“
So stand am Ende des Abends der knappe Bayern-Sieg zu Buche – und auch in einer anderen Frage herrschte Klarheit: Ein Transfer von Nick Woltemade zu den Münchnern ist dem Stuttgarter Vorstandschef Alexander Wehrle endgültig vom Tisch. „Nick Woltemade spielt nächste Saison beim VfB. Die Akte ist geschlossen, das weiß Bayern München“, sagte Wehrle vor Anpfiff bei „Sky“ mit Blick auf die von ihm selbst gesetzt finale Frist, die mit dem Supercup endete.