Am Sonntag spielt der VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt in den Traditionstrikots, die an die erfolgreichen 50er Jahre erinnern sollen und die großen Anklang bei den Fans gefunden haben: Von ursprünglich ... Foto: VfB Stuttgart

Fußball ist mehr als ein 1:0, mehr als 90 Minuten Rennen und Kämpfen. Fußball ist gelebte Geschichte. Der VfB Stuttgart verbindet an diesem Sonntag Tradition und Moderne – aus gutem Grund.

Stuttgart - Es ist angerichtet: Der Jubilar präsentiert sich in feschem Gewand, die Fans planen eine eindrucksvolle Choreografie – schon äußerlich ist die Bundesligapartie gegen Eintracht Frankfurt an diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky) ein besonderes Spiel. Ein besonderes Spektakel soll es auch auf dem Rasen werden. Deshalb ist jetzt die Mannschaft am Zug. Nur ein weiterer Dreier garantiert dem Verein im ersten Heimspiel seit seinem 120. Gründungstag am 9. September einen ungetrübten Festtag. Den soll auch Armin Veh nicht stören, der den VfB 2007 als Trainer zum Meistertitel geführt hat. Jetzt kehrt er mit der Eintracht zurück. „Armin Veh wird einsehen müssen, dass es gegen uns nicht reicht“, frotzelt Kapitän Christian Gentner.

Es sind also besondere Umstände, und die erfordern besondere Maßnahmen. Gegen die Eintracht tritt die Mannschaft einmalig in traditionellen Trikots an, die an die erfolgreichen 50er Jahre erinnern sollen und die großen Anklang bei den Fans gefunden haben: Von ursprünglich 5000 Exemplaren sind nur noch wenige Restgrößen verfügbar. Wie damals ziert ein durchgehender Brustring Vorder- und Rückseite, die Rückennummern sind schwarz – und noch ein besonderes Merkmal zeichnet die Shirts aus: Sie sind frei von Werbung. Die Mercedes-Benz-Bank überweist dem VfB jährlich gut sechs Millionen Euro, damit die Spieler ihren Schriftzug werbeträchtig durch die Stadien tragen. Zum besonderen Anlass trat der Sponsor von seinem Recht zurück. Auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gab grünes Licht, damit der VfB in diesem Spiel auf das Liga-Logo verzichten kann. „120 Jahre sind ein besonderes Ereignis, dazu soll ausschließlich die große Tradition des VfB im Mittelpunkt stehen“, sagt Franz Reiner, der Vorstandsvorsitzende der Mercedes-Benz-Bank – verbunden mit den besten sportlichen Wünschen: „Wir freuen uns auf eine gute Saison.“

Neuer Trainer sollte weiter Stammpersonal vertrauen

Diesen Wunsch hatte er schon vergangenen Sommer gehegt. Zumindest in der Bundesliga, die der VfB auf Platz zwölf beendete, ging er nicht in Erfüllung. Franz trägt es mit demonstrativer Gelassenheit. „Wer ein Engagement im Sport eingeht, muss wissen, dass damit positive und negative Emotionen verbunden sind“, sagt der bekennende VfB-Fan. Auch ein zweiter Wunsch blieb unerfüllt: „Ich hätte gern mal selbst mitgespielt“, sagt Franz – und relativiert: „Aber dann wäre es noch schlechter geworden.“

Weil das Spiel des VfB unter Thomas Schneider zuletzt aber deutlich besser und erfolgreicher geworden ist, tut der neue Trainer gut daran, weiter seinem Stammpersonal zu vertrauen. „Mit Frankfurt kommt eine Mannschaft, die eine sehr hohe fußballerische Qualität und ein hohes spielerisches Potenzial hat“, sagt Schneider, „sie hat einen guten Spielaufbau, ein gutes Positionsspiel und eine reife Spielanlage. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe.“ Christian Gentner erinnert das Auftreten der Eintracht an die Meistersaison mit dem VfB. „Armin Veh hat damals schon viel Wert auf das Spielerische gelegt. Jetzt trägt seine Arbeit auch in Frankfurt Früchte“, sagt der Kapitän.

Nur Siege bringen Spaß

Dennoch ist Gentner guter Dinge: „Gegen Hoffenheim haben wir gezeigt, dass wir mit spielstarken Gegnern mithalten können.“ Zumal der Gegner eine ungewohnte Woche hinter sich hat. Der 3:0-Sieg gegen Girondins Bordeaux, mit dem die Eintracht am Donnerstagabend nach siebenjähriger Abstinenz eindrucksvoll ins internationale Geschäft zurückgekehrt ist, nötigt Schneider zwar Respekt ab: „Von der Art und Weise war das imponierend.“ Allerdings liegt in Frankfurts englischer Woche auch ein Vorteil für den VfB, der nach dem Aus in der Europa League ausgeruhter ins Spiel geht. Wie belastend die Kür in Europa für die Bundesligapflicht sein kann, hat der VfB in der vergangenen Saison ja selbst feststellen müssen. „Wir können uns jetzt besser auf die Liga vorbereiten, aber wir müssen diesen Vorteil auch nutzen und Frankfurt kaputtlaufen“, fordert Torjäger Vedad Ibisevic.

Schließlich hat der VfB seit dem Trainerwechsel wieder mal erfahren: Nur Siege bringen Spaß. Zwei hat die Mannschaft unter Thomas Schneider zuletzt hintereinander gefeiert, der dritte soll an diesem Sonntag folgen – in diesem Spiel mit dem ganz besonderen Kick.