Nach den Anschlägen von Paris und der Absage des Länderspiels in Hannover ist auch in der Bundesliga nichts mehr wie vorher. VfB-Coach Zorniger und Sportdirektor Dutt haben vor der Partie gegen Augsburg „ein komisches Gefühl“. Sportlich ist es für die Schwaben ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf – wieder einmal.

Stuttgart - Sportlich ist das Kellerderby zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Augsburg von höchster Brisanz. Aber angesichts der verheerenden Terroranschläge von Paris und der Länderspielabsage von Hannover rückt dieser Aspekt in den Hintergrund. „Paris war furchtbar, wie auch Madrid und London. Jetzt aber Hannover und damit auf einmal vor der Haustür“, sagte VfB-Trainer Alexander Zorniger vor dem Schlüsselspiel im Abstiegskampf zwischen dem Drittletzten und dem Schlusslicht der Fußball-Bundesliga. „In der Mannschaft wird natürlich über die Vorfälle gesprochen.“

Der Sicherheitsaspekt hat am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auch angesichts von voraussichtlich 56.000 Zuschauern Vorrang. Wie bei allen anderen Vereinen soll eine potenzielle Gefahr durch zusätzliche Maßnahmen möglichst eingedämmt werden. Das gilt für die Fans wie die Akteure auf dem Feld. „Wir werden mit der Mannschaft sprechen, was getan wird, um ihr Sicherheit zu geben“, versicherte Zorniger am Donnerstag. „Alles, was menschenmöglich ist, wird getan.“

VfB appelliert an Ultras

Der Coach räumte ein, dass er - wie wohl die meisten Menschen - „ein komisches Gefühl“ habe. „Ich hoffe, dass wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren können.“ Sportvorstand Robin Dutt geht es ähnlich: „Ein ungutes Gefühl hat man natürlich schon manchmal, wenn man zur Zeit irgendwo ist, wo sich viele Leute aufhalten.“

Um Verunsicherung oder eventueller Panik im Stadion vorzubeugen, hat der VfB an seine Ultras appelliert, spezielle Aktionen zu unterlassen. „Wenn ein Böller knallt, wird es kein Böller wie vor Paris“, wies Zorniger auf eine völlig veränderte Situation hin.

Aber die VfB-Verantwortlichen wollen sich wie ihre Augsburger Kollegen vom Terror nicht unterkriegen lassen. „Das, was geschehen ist, kann man nicht ausblenden und auch nicht vergessen“, betonte FCA-Trainer Markus Weinzierl. „Jeder wird versuchen, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Und ich hoffe natürlich, dass wir vor so etwas in Zukunft verschont bleiben.“

Mit Sieg kann sich VfB absetzen

Zorniger ist zudem davon überzeugt, dass die jüngsten Vorfälle keine Auswirkungen auf die Partie haben. Seine Spieler seien wegen der Anschläge nicht verunsichert. „Es ist deshalb noch keiner zu mir gekommen“, sagte er. Die Vorbereitung auf den richtungweisenden Vergleich zwischen den württembergischen und bayerischen Schwaben habe trotz aller Betroffenheit nicht gelitten: „Es ist noch keine Einheit ausgefallen.“

Deshalb gilt die volle Konzentration dem Kampf um den Klassenerhalt. „Eine Niederlage macht den letzten Freitag nicht wett“, wies Zorniger darauf hin, dass die schrecklichen Ereignisse nicht ungeschehen gemacht werden können.

Sportlich ist die Ausgangslage klar: Der VfB könnte sich mit seinem dritten Heimsieg hintereinander von den direkten Abstiegsplätzen etwas absetzen. Momentan weist er vier Punkte mehr als die auswärts noch sieglosen Augsburger auf.

Doch trotz ihrer miserablen Auswärtsbilanz und einiger personeller Probleme ist die Stimmung in Augsburg weiterhin relativ entspannt. „Wir brauchen jetzt Erfolgserlebnisse, und ich hoffe, dass wir das Spielglück wieder auf unsere Seite zwingen können“, sagte Weinzierl, der mit dem Club die größte sportliche Krise seit drei Jahren erlebt.