4:0 gegen Athletic Bilbao – das Spiel und das Ergebnis konnten sich sehen lassen aus Sicht des VfB Stuttgart. Doch überbewerten solle die Generalprobe mit Blick auf die neue Saison niemand.
Hatte der VfB Stuttgart soeben das 5:0 erzielt? Laut war der Jubel in der 82. Minute beim Stand von 4:0 im Testspiel gegen Athletic Bilbao – so laut wie bei den Treffern zuvor beim klaren Erfolg bei der Generalprobe vor dem Saisonstart.
Was wirklich passiert war, in besagter Minute 82? Nein, der VfB erzielte da keinen weiteren Treffer am Samstagnachmittag. Deniz Undav zog sich vor der Auswechselbank nur sein Aufwärmshirt aus. Doch was heißt hier „nur“ – denn klar war nun: Der Stürmer kommt noch ins Spiel. Und das führte zu einer regelrechten Jubelarie der 50 000 Zuschauer in der Stuttgarter Arena – was den Stellenwert des seit Freitag offiziell feststehenden Wechsels des zuvor vom englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion ausgeliehenen Stürmers bewies. Und die Explosion der Glücksgefühle im Stadion kurz vor Undavs Einwechslung zeigte auch: die enorme Beliebtheit des Angreifers bei den VfB-Fans.
Hinterher war der Stürmer wenig überraschend beseelt von der Atmosphäre um ihn herum, die ja schon vor der Partie, im Rahmen der Saisoneröffnung in der Mercedesstraße samt Spielervorstellung, ihren Anfang genommen hatte. „Es ist ein schönes Gefühl, ein überragendes Gefühl, das zeigt wie sehr mich die Fans lieben, ich liebe die Fans, das ist toll“, sagte Undav nach der Partie gegen Bilbao – die eine sehr einseitige Angelegenheit war.
Bei der Saisoneröffnung sorgten ein Doppelpack von Silas Katompa Mvumpa (11./49.) sowie Treffer der Neuzugänge Ermedin Demirovic (14.) und Nick Woltemade (79.) für den verdienten Erfolg, der noch höher hätte ausfallen können. Weil der VfB sehr stabil, griffig und hellwach auftrat – und weil Bilbao sich in einer erschreckenden, fast desolaten Verfassung präsentierte. Was auch dem VfB-Trainer auffiel.
So sagte Sebastian Hoeneß hinterher, dass das Spiel nicht ganz einfach einzuordnen sei, denn: „Ich glaube nicht, dass wir die 100-prozentige Gegenwehr bekommen haben.“ Wie fast immer bei einem klaren Resultat konnte man auch am späten Samstagmittag die Frage stellen, ob der Sieger denn nun so stark war oder der Verlierer so schwach. Die Wahrheit lag in diesem Fall wohl irgendwo in der Mitte. Denn einerseits war es beeindruckend, wie die VfB-Maschine mit einigen Neuzugängen in der Startelf ins Rollen kam, wie die Rädchen in den offensiven und defensiven Abläufen ineinander griffen.
Andererseits aber wirkte Athletic Bilbao angesichts der komplett fehlenden Intensität fast wie eine Freizeittruppe auf der Durchreise. Der spanische Erstligist spielte Sommerfußball im schlechtesten Sinne. So sollte beim VfB niemand diesen Erfolg überbewerten – auch, weil Bilbao zu Beginn nicht die erste Garnitur auf dem Platz hatte.
Schwerer werden da nun die ersten Pflichtspielaufgaben der neuen Saison. Am kommenden Samstag tritt der Tabellenzweite der vergangenen Spielzeit zum Supercup beim Doublegewinner Bayer Leverkusen an. In der Woche darauf beginnt die Bundesliga-Saison für den VfB mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg.