Mehr als 50 000 Karten sind für das VfB-Heimspiel gegen Arminia Bielefeld verkauft. Foto: Baumann

Die Champions-League-Partie von Borussia Dortmund wird wegen des Coronavirus ohne Zuschauer ausgetragen, das Heimspiel des VfB Stuttgart an diesem Montagabend steigt dagegen mit Zuschauern. Was dafür und dagegen spricht.

Stuttgart - Die Schweiz hat schon Ende Februar Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern aufgrund des Coronavirus verboten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) appellierte am Sonntag, auch in Deutschland Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen, am Montag schloss sich der baden-württembergische Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) dieser Empfehlung an. Das Heimspiel des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart an diesem Montagabend (20.30 Uhr) gegen Arminia Bielefeld, für das mehr als 50 000 Karten verkauft sind, wird aber ebenso mit Zuschauern stattfinden wie die Champions-League-Partie von RB Leipzig am Dienstagabend gegen Tottenham Hotspur. Die Champions-League-Begegnung von Borussia Dortmund in Paris am Mittwochabend wird dagegen ohne Fans ausgetragen, weil Frankreich mittlerweile auch ein weitgehendes Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern ausgesprochen hat. Was spricht dafür und was dagegen, Zuschauer auszuschließen?

Der Appell von Jens Spahn war unmissverständlich: „Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen“. Der Gesundheitsminister kann aber nicht mehr als eine Empfehlung aussprechen angesichts des föderalistischen Systems in Deutschland. „Das ist jetzt der Zeitpunkt, Großveranstaltungen abzusagen“, betont auch Prof. Dr. Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Die Entscheidung darüber liege allerdings „immer bei den lokalen Gesundheitsbehörden“.

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Die Stadt Stuttgart sieht – so die Diktion von Sonntagabend – bezüglich des VfB-Heimspiels „keine Änderung der bisherigen Einschätzung des Gesundheitsamtes, auch vor dem Hintergrund, dass Freiluftveranstaltungen ein geringeres Risiko darstellen“. Am Montag ändert sich an dieser Haltung nichts. Das Spiel findet also statt, während mehrere Schulen in Baden-Württemberg bereits vorübergehend den Betrieb eingestellt haben.

Bisher übersteigt das Corona-Ausmaß nicht das einer normalen Grippewelle. Bei Freiluftveranstaltungen ist die Infektionsgefahr auch geringer. Komplett gebannt ist sie jedoch nicht. Menschen reisen dicht gedrängt in öffentlichen Verkehrsmitteln an oder stehen in Schlangen Seite an Seite.

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass unter den Zuschauern an diesem Montagabend kein Infizierter sein wird, weil die Zahl der Infizierten nach wie vor gering ist und die Infektionsketten weitestgehend bekannt sind. Nur sehr wenige der mehr als 1000 Fälle in Deutschland lassen sich nicht dezidiert zurückverfolgen. Eine 100-prozentige Sicherheit, dass kein Infizierter in der Mercedes-Benz-Arena sein wird, gibt es allerdings nicht, zumal die Infektionszahlen täglich steigen und es mithin sicherlich noch nicht identifizierte Fälle gibt.

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Es ist zu erwarten, dass es bei weiter steigenden Infektionszahlen auch in Deutschland vermehrt zur Absage von Veranstaltungen kommen wird und die Behörden zu anderen Einschätzungen kommen werden wie noch jetzt. „Diese Entscheidung gilt nur für dieses eine Spiel“, sagt der Leipziger Stadtsprecher Matthias Hasberg hinsichtlich der Partie von RB Leipzig, zu der mehr als 40 000 Zuschauer erwartet werden. „Großbritannien ist kein Risikogebiet, zudem sind die Tickets personalisiert und die Zuschauer somit zurückverfolgbar.“ Das Parallelspiel zwischen dem FC Valencia (Spanien) und Atalanta Bergamo (Italien) dagegen wird wegen des Coronavirus unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) stellt sich wegen der Ausbreitung des Coronavirus mittlerweile auf Geisterspiele am nächsten Bundesliga-Wochenende ein. In Stuttgart wird an diesem Montagabend aber noch gespielt. Der VfB bittet Menschen, die sich krank fühlen oder sich jüngst in einer vom Robert-Koch-Institut ausgewiesenen Krisenregion aufgehalten haben, vom Stadionbesuch abzusehen, er hängt Hygieneempfehlungen zur Infektionsprävention aus, erlaubt das Mitführen von Handdesinfektionsmitteln (bis 100 ml) und weist darauf hin, dass bei der Personenkontrolle an den Stadioneingängen dem Ordnungsdienst nach Aufforderung der Rücken zuzudrehen ist, so dass kein direkter Face-to-Face-Kontakt entsteht. Darüber hinaus verlässt sich und verweist der Club aus Cannstatt angesichts des Coronavirus-Dilemmas auf die Empfehlung der lokalen Behörde.