Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert das VfB-Spiel gegen Arminia Bielefeld und zeigt auf,was schlussendlich zum Erfolg für die schwaben führte.
Stuttgart - Sowohl der VfB als auch Arminia Bielefeld boten über weite Phasen der ersten Halbzeit dröge Zweitligakost. Das lag zum einen daran, dass beide Kontrahenten mit eine passende Defensivstrategie parat hatten. Andererseits vermieden beide Teams aber auch allzu großes Risiko in ihren Angriffsbemühungen und konzentrierten sich jeweils auf vorhersehbare Flügelattacken.
–Zimmermann schnürt Bielefelds Flügelangriffe ein
–Der VfB bietet Konterräume, bleibt aber stabil
–Arminia mit mehr Mut und Kreativität nach der Pause
Bielefeld zu eindimensional gegen Stuttgarts 4-1-4-1
Im Offensivspiel der Arminia war ein prägendes Merkmal, dass der Zehner Manuel Prietl weit auf die Seite auswich und versuchte, die Angriffe seiner Mannschaft dort voranzutreiben. Daraus ergaben sich bei Bielefeld immer wieder Überladungen, die sie aber oft zu linear ausspielen wollten. So konnte Stuttgarts Sechser Zimmermann einfach mit Prietl mitgehen und zusammen mit der herüberschiebenden Mannschaft diese Ansätze ersticken. Die Räume, die durch Zimmermanns Verschieben im Zentrum aufgingen, konnten die Bielefelder mit ihrer zu eindimensionalen Spielanlage kaum einmal nutzen.
Besser sah es bei der Arminia aus, wenn beispielsweise Mittelstürmer Klos sich in die Räume neben dem Stuttgarter Sechser fallen ließ und so Dynamiken anstieß. Interessant waren auch die wenigen Szenen, in denen die Außenverteidiger ein bisschen ins Zentrum einrückten und sich so dem Zugriff der Flügelspieler des VfB entzogen. Gerade letzteres Mittel nutzten sie aber viel zu selten. So funktionierte das solide, aber keinesfalls herausragende 4-1-4-1-Pressing des VfB gut. Kleinere Schwachpunkte, wie zum Beispiel die vertikalen Abstände oder die Räume zwischen Zimmermann und den Achtern konnte Bielefeld zunächst nicht aufdecken.
Der VfB mit viel Strafraumpräsenz, aber wenig Verbindung
Auf der anderen Seite zeigte sich der VfB in der ersten Halbzeit nur unwesentlich inspirierter als die Gäste. Erneut bestand der Ansatz darin, über eine direkte Spieleröffnung, die hoch positionierten Achter und Flügelspieler einzusetzen, während die Außenverteidiger zusammen mit dem Sechser tief blieben. Anders als in den bisherigen Spielen war jedoch, dass der VfB mit vielen Spielern den Strafraum besetzte und sehr stark auf Flanken spielte. Das hatte allerdings den Nachteil, dass die Bindung zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld teilweise ganz abriss und der Gegner in diesem Zwischenraum den Ball aufsammeln und Konter einleiten konnte.
Keanu Staude belebte das Spiel
Glücklicherweise spielte die Arminia ihre Konter nicht allzu gut aus und der VfB blieb mit einer konstanten Absicherung von vier bis fünf Spielern weitgehend stabil. Allerdings verschenkte man auch Gelegenheiten, nach Ballverlust ins Gegenpressing zu kommen und die Ordnung des Gegners aufzubrechen. Stattdessen musste man immer wieder zurücklaufen, den Ball wiedergewinnen und neu aufbauen. Das war insofern problematisch, als Bielefeld in einem extrem kompakten 4-4-2 verteidigte, das für den an diesem Tag etwas schlampig spielenden VfB praktisch nicht zu knacken war. Auch die wenigen Angriffe durchs Zentrum, die von der spielstarken Innenverteidigung eingeleitet wurden, scheiterten letztlich am Zusammenziehen des Gegners.
Neuer Schwung durch Staude und Junglas
So plätscherten die ersten 45 Minuten vor sich hin. Keine Mannschaft wollte in gegnerische Konter laufen und beide beschränkten sich hauptsächlich auf risikolose Angriffe über die Flügel. Das änderte sich erst in der zweiten Halbzeit, als Bielefeld mehr Risiko ging. Der eingewechselte Keanu Staude belebte das Spiel mit seiner kreativen und vielseitigen Spielweise sichtlich. Er lenkte das Spiel seiner Mannschaft etwas vom Flügel weg und machte so die Räume im Zentrum nutzbar. Gleichzeitig rückte der passstarke Manuel Junglas halbrechts weiter auf und sorgte für zusätzliche Offensivpräsenz.
Der VfB fand indes nach der Hereinnahme von Klein als Sechser nicht schnell genug in eine stabile Ordnung und konnte den mittlerweile schnelleren und flexibleren Angriffen des Gegners nicht immer standhalten. Die Aufteilung des Zentrums war teilweise etwas unklar. Umgekehrt nutzte der VfB mit der Zeit aber auch das Risiko das die Arminia einging, besser aus. Die Pressingspitzen der Ostwestfalen verloren immer mehr den Kontakt zum Mittelfeld und wurden passiv. In diesen Räumen war Alexandru Maxim nach seiner Einwechslung sehr präsent und wurde in der Schlussphase noch einmal zu einem wichtigen Faktor, um die Kontrolle über die Partie zurückzugewinnen.
Fazit: Stabilität und schleppende Fortschritte
Erneut zeigt der VfB eine über weite Strecken stabile, aber unspektakuläre Leistung, wobei Bielefelds Defensivstärke auch kaum offensives Spektakel zuließ. Wie schon in einigen Spielen davor hatte der VfB das Glück eines frühen Führungstreffers, der den Gegner letztlich in Zugzwang brachte und die nötigen Räume öffnete, um noch einmal nachzulegen. So oder so ist offensiv und defensiv noch viel Luft nach oben. In zwei Wochen gegen Union Berlin sollte man sich nicht allein auf die individuelle Überlegenheit verlassen.