Das Korsett dient als Schutz vor Tritten gegen den Fuß. Foto: Belser

VfB Stuttgart: Der offensive Mittelfeldspieler Timo Gebhart will zurück ins Rampenlicht.

Stuttgart - Timo Gebhart (22) schaut mürrisch drein, als er sich auf die Holzbank vor dem Kabinentrakt hockt. Die Trainingseinheit ist vorbei, das T-Shirt durchgeschwitzt. Schweißperlen rinnen ihm das Gesicht runter. Weiter unten, am Fuß, dampft es. Und das bringt den offensiven Mittelfeldspieler des VfB zum Brodeln. Gebhart muss in diesen Tagen immer noch ein angenähtes Stützkorsett am rechten Kickschuh tragen. Das führt zum einen dazu, dass sich der Memminger nach dem Training aufs Schuheausziehen freut wie auf einen Tritt gegen den Knöchel. Noch schlimmer aber ist, dass ihn das Konstrukt manchmal beim Kicken behindert. "Das Ding nervt ein bisschen", sagt der offensive Mittelfeldspieler, "ich habe beim Passen und Schießen manchmal weniger Gefühl im Fuß als sonst." Das ist nicht förderlich für einen Fußballer - Gebhart weiß aber auch, dass es ohne das Ding am Fuß noch nicht geht.

Es sind die Nachwehen der vergangenen Saison, einer Spielzeit voller Blessuren. Achillessehnen-Verletzung, Bänderrisse, Sprunggelenk-Operation, nachdem er sich mit den kaputten Bändern aufgeopfert hatte und mit Schmerzen spielte - das ist Gebharts Leidensgeschichte. Jetzt sind die Bänder geheilt, doch bei einem neuerlichen Schlag auf sie wären die Folgen laut VfB-Teamarzt Raymond Best "extremer als bei anderen Spielern". Das Korsett dient als Schutzwall für den Fuß. Als Tritte-Blocker.

Wer Gebhart beim Training zuschaut, bekommt aber schnell den Eindruck, dass ihn der Stützstrumpf nicht wirklich beeinträchtigt. Die Pässe sind genau, die Schüsse landen meist im Tor - und die Bewegungen sind dynamisch. Gefühl im Fuß hat man eben oder nicht. Gebhart will seinen ersten Saisoneinsatz. "Ich bin bereit für alles", sagt er. Bisher reichte es nur zu Einsätzen in Testspielen. Bald will er auch in der Bundesliga ran - und wer den Burschen kennt, weiß, dass die Geduld auf dem Weg dahin nicht gerade zu seinen Stärken zählt. Zuschauen von der Bank oder der Tribüne aus, das ist für Gebhart eine Höllenqual - erst recht, wenn sein Team wie zuletzt gegen Leverkusen und Hertha BSC verliert. Es ist aber auch so, dass sich Gebhart bescheiden gibt, wenn es um die eigenen Ansprüche geht. "Ich weiß, dass ich noch ein wenig Zeit brauche, um in den Spielrhythmus zu kommen", sagt er etwa. Und: "Die Länderspielpause tut mir jetzt nochmal gut, um an die Leistungsgrenze zu kommen. Ich muss noch hart an mir arbeiten." Trainer Bruno Labbadia sagt, dass es noch ein wenig Zeit brauche, bis Gebhart in den absoluten Topbereich komme. "Bei einigen taktischen Einheiten hat er gefehlt." Der Coach will die langfristige Entwicklung nicht durch einen Kurzeinsatz kaputt machen. Gebhart selbst sagt jetzt, dass der Trainer gerade viel mit ihm über die Taktik spreche: "Ich höre ihm zu und lerne die Vorgaben dann auswendig."

Ob es für den strebsamen Offensivspieler schon zu einem Einsatz im nächsten Heimspiel gegen Hannover 96 reicht? "Ich fühle mich ganz fit", sagt Gebhart. Und dann lacht er, der Spaßvogel. Er weiß, dass er gerade ein bisschen untertrieben hat.