Familie, Freundschaft, Glück – so steht es als Schriftzeichen auf Holzhausers Unterarm, ein Schutzengel gibt dem Österreicher zudem Sicherheit. Foto: Pressefoto Baumann

Bruno Labbadia hat sich schon festgelegt: Raphael Holzhauser wird auch in der Partie des VfB am Sonntag in Hamburg in der Startelf stehen. Aber der Trainer stellt klare Forderungen an den Jung-Profi: „Er muss bissig bleiben.“

Stuttgart - ph oder f – ein kleiner Unterschied, wenn man bedenkt, was die beiden sonst noch trennt. An diesem Sonntag tritt der VfB beim Hamburger SV an. Auf der einen Seite steht dann Raphael Holzhauser, da hat sich VfB-Trainer Bruno Labbadia schon festgelegt. „Er hat seine Sache ordentlich gemacht, es spricht nichts dagegen“, sagt der Coach – und schickt sein Talent in einen ganz besonderen Vergleich. Denn der Spielmacher auf der anderen Seite ist kein Geringerer als Rafael van der Vaart.

Jung gegen erfahren, Talent aus Österreich gegen Star aus Holland, Junge aus der eigenen Jugend gegen 14-Millionen-Mann – der Vergleich hinkt. Oder begegnen sich die beiden am Sonntag doch auf Augenhöhe? Wohl (noch) nicht – sagt zumindest Raphael Holzhauser. „Wir haben beide einen starken linken Fuß“, erklärt der 19-Jährige – sonst fallen ihm keine Gemeinsamkeiten ein. Aber das muss ja auch nicht sein.

Die Rolle eines Rafael van der Vaart, der schon vor zehn Jahren Länderspiele bestritten hat und vor seinem zweiten Engagement in Hamburg bei Real Madrid und Tottenham Hotspur unter Vertrag stand, muss Holzhauser noch lange nicht spielen. Für ihn geht es um andere Dinge, er will Fuß fassen in der Liga, Labbadia erklärt das so: „Wir wollen, dass er sich stabilisiert.“ Damit sich der VfB stabilisiert. Womit Holzhauser doch wieder ein wenig gemein hat mit dem prominenten Kollegen aus Hamburg.

„Ich habe diesen Anschub gebraucht“

Der HSV hat Rafael van der Vaart verpflichtet, nachdem der Saisonstart in die Hose gegangen war – seitdem läuft es prächtig im hohen Norden. Beim VfB war schon vor der Runde klar: Wenn der Kader echte Alternativen bieten soll, müssen die Talente einen Schritt nach vorn machen – im besten Fall auf Bundesliganiveau gelangen. Doch bislang schwebte die Frage im Raum: Können sie das schaffen?

Es gab Zweifel. An der Klasse der jungen Spieler, auch am Willen des Trainers, auf die Jugend zu setzen. All diese Diskussionen, beteuert Raphael Holzhauser nun, hätten ihn nicht beschäftigt. Und doch wusste er, was die Stunde geschlagen hat, dass es an der Zeit ist, einen Zahl zuzulegen, erst recht, nachdem ihn Labbadia noch einmal deutlich darauf hingewiesen hatte. „Ich habe diesen Anschub gebraucht“, gibt Holzhauser zu, „den habe ich bekommen.“ Und legte zu.

Der Österreicher schiebt Sonderschichten im Kraftraum, er hängt nach den Trainingseinheiten noch einige Minuten dran, um Torabschlüsse zu üben, und siehe da: Es zahlte sich aus. Zweimal stand er zuletzt in der Bundesliga in der Startelf des VfB, mit ihm holte das Team daraus vier Punkte. „Er sollte jetzt wissen, dass Leistung belohnt wird“, sagt Labbadia. Und Holzhauser hat verstanden: „Wenn wir Gas geben, bekommen wir unsere Chance. Das galt für mich, und das gilt auch für die anderen jungen Spieler.“

„Wir wollen auch in Hamburg punkten“, sagt Holzhauser selbstbewusst

Holzhauser ist den nächsten Schritt also gegangen, er hat sich durchgesetzt, er hat zweimal überzeugt, doch nun lauern andere Gefahren. „Entscheidend ist, dass er sich auf diesen Spielen nicht ausruht“, sagt Labbadia und fordert von seinem Spielmacher: „Er muss bissig bleiben.“ Nichts anderes hat der Wiener vor.

„Wir wollen auch in Hamburg punkten“, sagt er selbstbewusst, benennt aber auch haarklein die Dinge, an denen er noch Nachholbedarf sieht: „In Sachen Zweikampfstärke kann ich mich noch steigern, im muss noch mehr Bälle fordern und im Torabschluss noch gefährlicher werden.“ Dazu kommt: Er muss der Belastung der Bundesliga auf Dauer standhalten. „Härte“, nennt es Labbadia und hofft, dass Holzhauser auch die nächsten Schritte der Karriereleiter nach oben geht. Kein anderes Ziel verfolgt der junge Österreicher, der als 16-Jähriger sein Elternhaus verließ und nach Stuttgart kam. „Die letzten zweieinhalb Wochen sind sehr gut verlaufen für mich“, sagt er, „so kann es weiter gehen.“ Beim VfB – den er beinahe vorübergehend verlassen hätte.

Zu Saisonbeginn jedenfalls wurde intensiv darüber diskutiert, ob es nicht Sinn mache, Holzhauser auszuleihen. Der Deal platzte, der Österreicher blieb – was im Moment und im Nachhinein als glückliche Fügung betrachtet werden kann. Erst recht, sollte der VfB am Sonntag in Hamburg gewinnen. Mit ph als Sieger über f.