Vedad Ibisevic, Timo Werner und Daniel Ginczek treffen im Dreierpack – aber bisher nur in ihren Nationalteams und in Testspielen.

Stuttgart - Die Länderspielpause hat die Sorgen von Armin Veh nicht gerade verringert. Dabei ist aus den Stadien Europas viel Erfreuliches in sein Trainerzimmer auf dem Clubgelände gedrungen. Vedad Ibisevic etwa, der Stürmer Nummer eins beim VfB, hat beim 3:0 gegen Liechtenstein zwei Tore für Bosnien erzielt und auch beim 1:2 gegen Zypern getroffen. Timo Werner, der Jungstürmer, war in der deutschen U-19-Auswahl beim 3:2 gegen die Niederlande zweimal erfolgreich und steuerte auch beim 1:1 gegen England den deutschen Treffer bei. Dazu passt die Erfolgsbilanz von Daniel Ginczek beim 8:0 in Schwaikheim – dem Neuzugang im Angriff gelangen drei Tore beim ersten Auftritt nach seinem Kreuzbandriss.

Tolle Sache: Die VfB-Stürmer sind in Torlaune. Sie treffen gleich im Dreierpack. Allerdings nur in ihren Nationalteams. Oder im Test gegen einen unterklassigen Gegner.

Beim VfB dagegen herrscht Flaute im Sturm. Zumindest, wenn es drauf ankommt. In drei Pflichtspielen traf die Mannschaft nur einmal, beim 1:1 in Mönchengladbach. „Das müssen wir ganz schnell abstellen“, mahnt Armin Veh, „wenn uns das nicht gelingt, wird es ganz schwer.“ Nicht nur im Spiel bei Bayern München an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky), sondern auf die ganze Saison bezogen. Nicht ohne Grund redet Veh bereits vom Kampf gegen den Abstieg: „Das ist weniger Panikmache als Realismus.“

Damit Verein und Umfeld nicht komplett in Depressionen versinken, streut der Augsburger nebenbei ein: „Im Training sehe ich auch positive Dinge.“ Im Training sah er zuletzt nur seine Stürmer nicht. Alle ausgeflogen, auch Flügelspieler Filip Kostic – der Neuzugang im Offensivbereich hat beim 4:1 der serbischen U-21-Auswahl in Nordirland ebenfalls ins Schwarze getroffen. Oder verletzt – wie Mohammed Abdellaoue, der noch monatelang ausfallen wird. Auch Ginczek ist noch nicht bereit für einen Bundesliga-Einsatz. So konnte Veh fast zwei Wochen lang nur mit einem Minikader Angriffsvarianten üben. Bei seinen Nationalspielern muss er auf die psychologische Strahlkraft ihrer Treffer auf internationalem Terrain setzen: „Ich hoffe, dass Vedo und Timo die Tore helfen. Tore tun jedem Stürmer gut.“

Einfach wird es nicht. Ibisevic (30) musste nach seiner Rückkehr erst mal die Wogen glätten, die aus dem Ausland auf den Cannstatter Wasen geschwappt waren. „West Ham wollte mich, aber Stuttgart hat mich nicht ziehen lassen“, wurde er auf einem türkischen Internetportal zitiert. In Italien soll der Bosnier, der seinen Vertrag beim VfB erst bis 2017 verlängert hat, gesagt haben: „Wenn ein gutes Angebot kommt, gehe ich vielleicht.“ Der VfB habe einen Mittelfeldplatz als Ziel ausgegeben: „Ich habe höhere Ambitionen, weshalb ich womöglich wechseln werde.“ Alles gelogen, beteuert Ibisevic: „Ich fühle mich beim VfB sehr wohl. Ein Wechsel steht für mich nicht zur Debatte. Ich habe solche Aussagen nie getroffen und freue mich auf die Zukunft beim VfB.“

So geht es auch Timo Werner (18) – wieder. Zuletzt lief es nicht rund für ihn. Seit Dezember hat er in der Bundesliga nicht mehr getroffen, wegen seines Abiturs hat er eineinhalb Jahre nicht mehr für die DFB-Auswahl gespielt, für die U-19-EM gab ihn der VfB nicht frei. „Der Hype um seine Person hat ihm nicht gutgetan“, sagt Veh über den Aufsteiger der vergangenen Saison, „aber jetzt kommt er wieder. Schon vor unserem Spiel gegen Köln war er wieder präsenter.“

Die mangelnde Präsenz ist womöglich das Grundübel des VfB-Problems. „Gegen Köln sind wir gar nicht in den Strafraum gekommen. Schon vergangene Saison war der VfB die Mannschaft, die am wenigsten Torchancen herausgearbeitet hat. So geht es gerade weiter“, moniert Veh. Er fordert „eine gewisse Frechheit“ im Offensivspiel. Was direkt zu Moritz Leitner führt, der die deutsche U 21 als Kapitän zu zwei Siegen gegen Irland (2:0) und Rumänien (8:0) geführt hat. „Er hat die Binde gar nicht mehr ausgezogen“, sagt Veh – so stolz war er. Der Leihspieler von Borussia Dortmund, mit Selbstbewusstsein ohnehin gut ausgestattet, ist gestärkt aus den Spielen hervorgegangen. Gut möglich, dass er Daniel Didavi, dem zuletzt die Frische gefehlt hat, aus der Schaltzentrale drängt. „Moritz will immer Fußball spielen“, sagt Veh und staunt: „Bevor ich hier angefangen habe, ist er mir anders charakterisiert worden.“ Bei seinem Vorgänger Huub Stevens hatte Leitner keine Rolle gespielt. Unter Veh könnte sich das jetzt ändern.