Der VfB Stuttgart demonstriert Zusammenhalt und hat allen Grund zum Feiern. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart zeigt sich beim 2:0 gegen die TSG Hoffenheim charakterfest. Das lässt die Fans des Fußball-Bundesligisten ihre Lieblinge feiern – und nun träumen sie sogar von einem Coup beim FC Bayern.

Stuttgart - Schon vor zwei Wochen hat sich eine große Gelassenheit über den VfB Stuttgart gelegt. Sie ist natürlich nicht zu sehen oder zu greifen gewesen, aber sie begegnet einem seither an jeder Ecke des Vereinsgeländes. Nur entspannte und fröhliche Gesichter – und das vor den letzten Saisonauftritten. Ein ungewohntes Bild beim Fußball-Bundesligisten, der in den vergangenen Jahren stets bis zum Schluss um das Erreichen seiner Ziele zittern musste.

Doch seit dem Sieg über Werder Bremen ist alles anders, da mit diesen drei Punkten die letzten theoretischen Zweifel am Klassenverbleib beseitigt wurden. Der VfB wäre aber nicht der VfB, wenn sich rund um den Wasen nicht sofort eine Reihe von Skeptikern gemeldet und der Mannschaft unterstellt hätte, sie werde es nach der vollbrachten Mission sicher schleifen lassen.

Weit gefehlt. Dem 2:0 über Werder folgte ein 1:0 bei Bayer Leverkusen und nun ein 2:0 gegen 1899 Hoffenheim. Drei Siege zuletzt, zwei davon gegen Champions-League-Anwärter und kein Gegentor – diese Zahlen belegen, dass Tayfun Korkut innerhalb weniger Wochen eine Einheit von charakterfesten Profis geformt hat. „Die Mannschaft hat sich trotz der Hoffenheimer Dominanz zu Beginn nicht aus dem Konzept bringen lassen“, sagt der Trainer. Die Ergebnisse bilden zudem den Kontrast zur Vorrunde, als die Stuttgarter die letzten vier Spiele verloren – ohne einen Treffer zu erzielen.

Reschke schwebt Richtung Wolke sieben

Ein ähnliches Szenario befürchtete der Manager Michael Reschke, als der VfB Anfang April trotz guter Leistung 0:3 in Dortmund verlor und sich der Gedanke breit machte: Man werde zwar nicht mehr absteigen, aber aus den verbleibenden fünf Partien womöglich kaum mehr Punkte holen. Diesen Abschluss wollten sich die Stuttgarter ersparen. Nun bleibt nur noch die Begegnung beim FC Bayern. Und der VfB hat dabei außer einem guten letzten Eindruck nichts zu verlieren. Reschke befindet sich auch deshalb auf dem Weg zu Wolke sieben: „Ich gebe zu, dass ich ein bisschen schwebe.“

Stolz ist der Sportchef auf das Erreichte und eine Mannschaft, die sich ihrer Stärken bewusst ist. „Wir spielen sehr diszipliniert aus der Ordnung heraus“, sagt der Kapitän Christian Gentner. Schön ist das nicht immer anzuschauen, und als stilvoll lässt sich der Fußball ebenfalls nicht bezeichnen. Aber er ist erfolgreich und hat die Stuttgarter bis auf den achten Tabellenplatz geführt. Schlechter als Neunter können sie selbst im Falle einer Niederlage in München nicht mehr werden.

„Wir sind sicher nicht Achter, weil wir fußballerisch so gut sind. Da sind andere Mannschaften besser“, sagt der zweifache Torschütze Mario Gomez, „wir sind es, weil wir eine so gute Mentalität in der Mannschaft haben.“ Und diese „Mentalitätsmonster“, wie sie Reschke bezeichnet, haben das letzte Saison-Heimspiel für die Fans zu einem Festtag gemacht. Samt Ehrenrunde. Wobei die Stimmung im ausverkauften Stadion schon vor dem Abpfiff außergewöhnlich gut war. Der Hoffenheimer Überlegenheit zum Trotz.

Korkuts einfache Erklärung für den Erfolg

6:25 Torschüsse registrierten die Statistiker, eine Woche zuvor in Leverkusen waren es 1:23 – zusammen genommen ergibt das eine Serie von guten Torwartparaden von Ron-Robert Zieler sowie eine Menge Glück, die der VfB benötigte, um sich als Sieger feiern lassen zu können. „Das ist Fußball“, findet aber Korkut die einfachste aller Erklärungen für einen sogenannten Lauf. Nicht immer gewinnt das vermeintlich bessere Team. Es gelte auch, Widerstände im Spiel zu überwinden und kitzlige Situationen zu überstehen – diese Eigenschaften gehören zu Korkuts Credo und haben den VfB zur zweitbesten Rückrundenelf werden lassen.

Was laut Gentner und Gomez auch daran liegt, dass sich die Ruhe im Verein nach der Trennung von Hannes Wolf auf die Mannschaft übertragen habe. „Wir hatten trotz Abstiegskampf und Trainerwechsel nie chaotische Zustände“, sagt Gentner. Und Gomez stellte beim Blick zurück aus seiner Mittelstürmerposition bei den Mitspielern aus der Abwehr häufig eine gewisse Gelassenheit fest, „gerade wenn der Gegner mal wieder eine Torchance hatte“.

Der Glaube an die eigene Stärke nennt sich das wohl, und dieser hat sich beim VfB so gefestigt, dass die Europa League winkt. Der siebte Rang würde reichen, wenn die Bayern eine Woche später das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnen. Doch den Fans ist eine Europa-Tournee gar nicht so wichtig. Sie haben voller Ausgelassenheit ihren Liebling einen anderen Auftrag mit auf den Weg über A 8 mitgegeben: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“

VfB Stuttgart - Bundesliga

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