Nicht schon wieder: Martin Harnik und der VfB müssen nun schnell die Kurve kriegen. Foto: Pressefoto Baumann

Die Fakten sind eindeutig: zwei Spiele, null Punkte – schlechter geht es nicht. Wie schon in der vergangenen Saison legt der VfB einen Fehlstart hin. Ein Blick in die Historie zeigt aber, dass nicht jedem schwachen Anfang auch eine schwache Saison folgen muss.

Stuttgart - Eigentlich sollte in dieser Saison alles besser werden. Der VfB Stuttgart verstärkte sich mit acht Neuzugängen, die Aufbruchstimmung war spürbar. Die Fans freuten sich auf die neue Runde. Nun aber, nach nur zwei Bundesliga-Spieltagen, ist die Ernüchterung groß. Zwei Partien, null Punkte. Es ist ein Fehlstart - wie ihn der VfB in den vergangenen drei Spielzeiten zweimal erlebt hat. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, sagt Offensivmann Martin Harnik, „irgendwie müssen wir jedes Jahr die gleiche Frage beantworten.“ 2012/13 und 2010/2011 hatte der Club nach zwei Spieltagen ebenfalls noch keine Punkte, beide Male beendete er die Runde als Zwölfter. Vor zwei Jahren drohte sogar lange Zeit der Abstieg.

Erwartet den VfB nun also wieder eine Saison zum Vergessen? Hermann Ohlicher, von 1973 bis 1985 für die Cannstatter am Ball, hält nichts davon, nun schon alles schwarz zu malen. „Der Start war schlecht, keine Frage“, sagt das heutige Mitglied des VfB-Ehrenrates, „aber nach zwei Spielen bricht die Welt noch nicht zusammen.“

Der Blick in die jüngere Vergangenheit des VfB zeigt, dass man nach zwei Partien nur selten eine Prognose für den Saisonverlauf abgeben konnte. Bestes Beispiel dafür ist die Saison 2006/2007. Die begann mit einer 0:3-Heimniederlage gegen Nürnberg. Einem 3:2 in Bielefeld folgte ein 1:3 zuhause gegen Dortmund, der VfB war 15. Damals steckte das Team von Ex-Trainer Armin Veh zu Saisonbeginn noch im Entwicklungsprozess, die Mechanismen griffen erst gegen Mitte der Vorrunde. Dann aber richtig: Nach 34 Spieltagen feierte das Team den Titel. Zwei Dreier zum Saisonbeginn übrigens glückten dem VfB zuletzt 1996/97, das Team von Joachim Löw landete schließlich auf Rang vier.

Harnik will nicht den Teufel an die Wand malen

Man müsse dem Team ein bisschen Zeit lassen, fordert Ohlicher nun, „nach fünf, sechs Spielen kann man ein erstes Resümee ziehen. Die Stimmung kann nach zwei, drei Partien schon wieder ganz anders aussehen.“ Zudem geben dem ehemaligen Offensivspieler die Bundesliga-Auftritte der Elf von Trainer Bruno Labbadia durchaus Hoffnung auf Besserung, auch wenn der Coach selbst diese Hoffnung derzeit nicht gerade auszustrahlen vermag. Auch Harnik und seine Kollegen versuchen, Ruhe zu bewahren. „Wir dürfen jetzt nicht den Teufel an die Wand malen“, sagt er, „und vor allem nicht in Panik verfallen. Wir sind ja in den Spielen nicht gnadenlos untergegangen.“

Dennoch steht das Team schon unter Druck. In Augsburg (Sonntag, 17.30 Uhr/Sky) muss ein Erfolgserlebnis her. Zuvor haben die VfB-Profis an diesem Donnerstag im Play-off-Hinspiel zur Europa League bei HNK Rijeka (20.30 Uhr/Kabel 1) noch die Chance, ihrem Anhang und sich selbst zu beweisen, dass sie doch gewinnen können. „Das kann eine willkommene Abwechslung sein, um uns Selbstvertrauen zu holen und dann in Augsburg besser zu agieren“, sagt Sportdirektor Fredi Bobic und stellt klar: „Dort müssen wir punkten.“