Ex-VfBler Karl Allgöwer empfiehlt dem Verein, den Begriff „System“. Foto: Pressefoto Baumann

Das Beste an der Situation des VfB Stuttgart ist wahrscheinlich die Tatsache, dass die Saison erst begonnen hat. Dennoch macht Stand jetzt wenig Hoffnung – oder doch?

Stuttgart - Bernd Förster spricht noch immer in der Wir-Form über den VfB Stuttgart. Über „seinen VfB“. Zwar liegt die aktive Zeit (1978–1986) des früheren Vorstoppers schon länger zurück. Mit dem Herzen ist der ältere der Förster-Brüder aber immer ein Roter geblieben. Dass er schon am vierten Spieltag wieder über die Probleme des Fußball-Bundesligisten diskutieren muss, behagt dem 59-Jährigen gar nicht. Vor allem war er überhaupt nicht darauf eingestellt.

„Ich habe uns irgendwo zwischen Platz sechs und zwölf gesehen“, sagt Förster. Doch die Realität ist eine andere: null Punkte, Platz 17. Was dabei vielleicht noch schwerer wiegt als die taktischen Verirrungen: Bei der 1:2-Niederlage in Berlin kamen erstmals auch Zweifel am Charakter der Mannschaft auf. In der zweiten Halbzeit spielte jeder nur noch für sich. Förster interpretiert dies als Folge der jüngsten Misserfolge: „Wenn du keine Punkte holst, entstehen zwangsweise Unruhe und Spannungen.“ Dann kann ein Gegentreffer kurz vor der Halbzeit das fragile Gebilde vollends aus dem Konzept bringen – wie in Berlin geschehen. Ein grundsätzliches Charakterproblem sieht die einstige Kämpfernatur aber nicht. Am Ende der vergangenen Saison habe die Mannschaft ja das Gegenteil bewiesen.

Mit einem Patentrezept, um sich aus der Abwärtsspirale zu befreien, kann der Europameister von 1980 leider nicht dienen. Er empfiehlt aber, mit den einfachen Dingen anzufangen. „Über den Kampf ins Spiel kommen, auch wenn das abgedroschen klingt.“ Im Fußball seien nach wie vor die einfachen Dinge entscheidend. Mehr Zweikämpfe gewinnen, dass jeder das Beste aus seinen Möglichkeiten herausholt „Systeme“, betont Förster, „gewinnen oder verlieren keine Spiele.“

Guido Buchwald ist alarmiert

Womit wir bei Karl Allgöwer wären. Der Alt-VfBler (1980–1991) mit dem harten Schuss hat eine klare Meinung zur Frage des Systems: „Ich würde den Begriff verbieten!“ Man habe in Stuttgart ja den Eindruck bekommen, der Fußball sei neu erfunden worden, kritisiert der 58-Jährige Verein einschließlich Medien .

Pressen und Gegenpressen: Für Allgöwer nichts anderes als Forechecking, wie es zu seiner Zeit hieß. Oder noch früher: Draufgehen. Alles Kokolores. Was die Mannschaft jetzt benötige, sei Ergebnisfußball. Anders finde sie nicht in die Spur zurück. Und ein bisschen Rabatz innerhalb des Teams wäre in der jetzigen Situation auch nicht verkehrt, meint der deutsche Meister von 1984. Letztlich stellt auch ihn der Fußball immer wieder vor Rätsel: „Wenn ein Trainer nur gewinnt und keiner weiß, warum, heißt es, er hat was Magisches. Bei Alexander Zorniger ist es gerade genau umgekehrt.“

„So ein Start gegen solche Gegner – puh!“ Auch Urgestein Guido Buchwald (1983–1994) ist alarmiert. „Die Situation ist kritisch“, sagt er. Als Ehrenspielführer und Mitglied des Ehrenrats ist der 54-Jährige einigermaßen nah an der Mannschaft dran. Was die Frage des Teamgeistes angeht, erinnert Buchwald an den vergangenen Kampf gegen den Abstieg. „Ich sehe kein Charakterproblem.“ Seither habe sich ja so viel nicht verändert.

Nur, dass die Truppe jetzt eben wieder permanent verliert. Hermann Ohlicher (65) wünscht sich deshalb ebenfalls eine Rückbesinnung auf das, was zum Ende der vergangenen Saison so gut funktioniert habe. „Daran sollen sie sich erinnern. Dann läuft es auch wieder.“ Mit Ratschlägen will sich der Ex-Spieler (1973–1985) und Vorsitzende des Ehrenrats ansonsten zurückhalten. Die neue Devise sämtlicher Gremien laute: Nicht so viel reden – dafür der Mannschaft jegliche Unterstützung zukommen lassen.