Der VfB Stuttgart hat seinen ersten Härtetest in der Vorbereitung beim FC Luzern absolviert. Es war weitestgehend fußballerische Magerkost, dennoch lieferte der Test einige Erkenntnisse.
Immerhin einer war vollends zufrieden. Mario Frick, Trainer des gastgebenden FC Luzern, hatte „einen guten Auftritt“ seiner Mannschaft gesehen, auch „wenn wir viel Laufarbeit verrichten mussten und Stuttgart 70,80 Prozent Ballbesitz hatte.“ Sein Stuttgarter Pendant sah noch Luft nach oben. „Ich bin einverstanden, auch wenn mir nicht alles gefallen hat“, bilanzierte Sebastian Hoeneß. Der Trainer der Weiß-Roten sah eine gewisse „Chancenarmut“ und hätte gern mehr Torraumszenen seiner Mannschaft miterlebt, hob aber „Spielkontrolle und Bereitschaft“ seiner Truppe hervor. Mit mehr Dynamik und geschaffenen Überzahlsituationen auf dem Flügel wäre womöglich mehr drin gewesen. Am Ende blieb es beim 0:0.
„Die Luzerner stehen eine Woche vor dem Pflichtspielstart. Die haben eine völlig andere Spannung als wir gehabt, die wir eine harte Trainingswoche hinter uns haben. Uns hat das eine oder andere Mal Breite und Zielstrebigkeit gefehlt, um das gute Spiel, das wir eigentlich gemacht haben, dann auch in Treffer umzumünzen“, lautete das Fazit von Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Aller Torarmut zum Trotze taugte die Partie dennoch zur Erkenntnisgewinnung.
Erkenntnis Nummer Eins: Die Neuzugänge benötigen noch Zeit, um sich vollends in der neuen Umgebung zurechtzufinden und Abläufe zu verinnerlichen. Was angesichts des Status quo der Stuttgarter Vorbereitung, die noch nicht allzu lange läuft, vollkommen nachvollziehbar ist. Nichtsdestotrotz gelang es beispielsweise Justin Diehl, offensiv vielversprechende Ansätze aufblitzen zu lassen. Erkenntnis Nummer zwei: Trotz fehlendem Punch im letzten Drittel konnte man sehen, dass der VfB weiterhin einen spielerisch anspruchsvollen Ansatz pflegt. An seiner grundsätzlichen Philosophie hat und wird Hoeneß nichts ändern. Der VfB bleibt eine Mannschaft, die mit Ball agieren und nicht gegen Ball und Gegner reagieren will.
Erkenntnis Nummer drei: Torhüter Stefan Drljaca ist ein sehr ordentlicher Rückhalt, der seiner Mannschaft mehr als einmal die Null festhielt. Beziehungsweise durch Paraden sicherte. Gleich mehrfach konnte sich der Neuzugang von Dynamo Dresden auszeichnen. Da deutet sich ein ernsthaftes Duell mit Fabian Bredlow um die Position der Nummer Zwei hinter Alexander Nübel an. Erkenntnis Nummer vier: Der Nachwuchs scharrt mit den Hufen. In der Spitze hatte der VfB im zweiten Spieldurchgang sieben Spieler auf dem Platz, die mindestens drei Jahre in Stuttgart die Akademie durchlaufen haben, dadurch als Local Player und eigens ausgebildet gelten.
Diese Spieler hatten mehr Möglichkeiten gegen Luzern, agierten frecher, suchten eher das direkte Duell. Klar, die Gesamtsituation begünstigt sie aktuell, da noch einige EM-Fahrer im Urlaub weilen. Dennoch: Stuttgart bildet aus. Und das wieder besser als zuletzt. „Sie haben es sehr gut gemacht. Ich war sehr zufrieden. Mit ihnen war mehr Frische, mehr Spielwitz drin. Dadurch haben wir mehr Chancen kreiert“, zeigte sich Hoeneß angetan.
Jetzt geht es darum, Spieler zu verpflichten, die diese Chancen auch in Tore ummünzen können. Der Abgang von Serhou Guirassy steht nach wie vor bevor, der Guineer wird den Club verlassen. Die Verhandlungen mit Brighton & Hove Albion in puncto Deniz Undav sind noch nicht so weit, als dass man von einem nahenden Ergebnis sprechen könnte. Viel weiter ist man da mit Ermedin Demirovic. Der Augsburger Kapitän soll kommen. Der Spieler will zum VfB, der VfB will den Spieler, die Augsburger haben das Angebot des VfB über 21 Millionen Euro plus mögliche Boni in Millionenhöhe akzeptiert.
Es geht um die Klärung der finalen Details. Dazu gehört auch der noch zu absolvierende Medizincheck. Sollte der nicht scheitern wie der Erstversuch von Guirassy, so könnte Hoeneß womöglich schon im kommenden Test gegen Fortuna Sittard (20. Juli, 14 Uhr, Heilbronn) auf Treffer von Demirovic zählen. Damit das nächste Vorbereitungsspiel nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Tore liefert.