Der VfB Stuttgart siegt mit 3:1 im Karlsruher Wildpark. Taktiblogger Jonas Bischofberger analysiert die Partie und zeigt auf, worin der Stuttgarter Erfolg begründet war.
Karlsruhe - Dank sinnvoller Anpassungen des Trainerteams besteht der VfB in Karlsruhe. Eine neue Formation mit alten Mechanismen erweist sich als genau das richtige Mittel gegen einen nur in Teilaspekten überzeugenden KSC.
–Stuttgart mit klarer Zweiteilung im 4-1-4-1
–Karlsruhe mit guten Ansätzen, aber zu wenig Aktivität
–Der VfB bleibt nach der Führung stabil
Erneut nahm Hannes Wolf eine kleine Umstellung vor. Nachdem er in den letzten beiden Spielen gegen 1860 München und im Pokal gegen Borussia Mönchengladbach auf ein 4-2-3-1 vertraut hatte, kehrte er nun zum 4-1-4-1 zurück. Den einzigen Sechser gab dabei der gelernte Innenverteidiger Marcin Kaminski, der auf dieser ungewohnten Position wenig Präsenz und Offensivaktionen zeigte. Auf den Flügeln spielten erneut die individuell starken Asano und Mané, die vor allem von den beiden Achtern unterstützt werden sollten.
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Im Spiel der Stuttgarter ergab sich eine klare Zweiteilung: Die Außenverteidiger blieben erst mal hinten und kümmerten sich zusammen mit den Innenverteidigern und dem Sechser um den Spielaufbau. Davor spulten die übrigen fünf Spieler einfache Abläufe über die Flügel ab. Gentner und Zimmermann liefen immer wieder die Schnitstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger an, während sich Mané und Asano fallen ließen, um den Außenverteidiger herauszuziehen. Das funktionierte auch einige Male, besonders über die starke rechte Seite, war aber an sich keine sonderlich ergiebige Gefahrenquelle. Der Zweck war eher das Herausholen von Einwürfen und Standards, die der VfB an diesem Tag gut nutzte.
Viel Stückwerk beim KSC
Karlsruhe setzte dem ein 4-4-2-Mittelfeldpressing entgegen, das auf den ersten Blick ganz ordentlich aussah. Sie waren durchaus kompakt und zogen sich konsequent zusammen, wenn der VfB versuchte, ins Zentrum einzudringen. Allerdings hatten sie auch zwei Schwachpunkte, die dem VfB das Leben einfacher machten: Zum einen übte Sechser Prömel eine Sonderrolle aus, die nicht optimal in das Gesamtgefüge eingebettet war. Er heftete sich immer wieder an Gentner oder Zimmermann und verfolgte seinen Gegenspieler bis in die eigene Abwehr hinein. Die Räume, die er dabei ließ, wurden von den umliegenden Spielern aber nicht immer zugelaufen. Zum anderen war der KSC zwar kompakt, aber auch etwas lasch wenn es darum ging, den Gegner tatsächlich zu stellen. Dadurch entging ihnen die eine oder andere Balleroberung.
Pragmatischer Flügelfokus beim VfB
Im Spielaufbau des KSC konnte man Ähnliches beobachten: Gute Ansätze, aber wenig Ineinandergreifendes. Die beiden Sechser Yamada und Prömel stießen abwechselnd nach vorne, um die Stuttgarter ein bisschen nach hinten zu drücken. Allerdings isolierten sich die beiden damit auch voneinander, da sie immer etwas zu weit nach vorne gingen. Auch die Flügelspieler und Stürmer bemühten sich selten darum, das Aufbauspiel mit der Offensivabteilung zu verbinden. Wenn Karlsruhe den Ball laufen ließ, blieben die Angreifer viel zu unbeteiligt. Stuttgarts 4-1-4-1-Pressing, bei dem die Achter gut aufrückten, konnte damit den Spielaufbau des Gegners mit Leichtigkeit vom potentiell anfälligen Zentrum abschneiden.
Stuttgart lauert auf die Entscheidung
Mit etwas Glück brachte der pragmatische Flügelfokus der Stuttgarter direkt nach der Pause das zweite Tor ein, sodass man sich nun noch mehr auf die Verteidigung konzentrieren konnte. Die eigenen Angriffe versuchte der VfB mit Schüssen oder Flanken abzuschließen, damit man nicht in Kontergefahr geriet. Karlsruhe dagegen musste nun mehr investieren, schob beide Außenverteidiger weiter nach vorn und sicherte sich mehr Ballbesitz. Die Probleme blieben aber die gleichen. Stoppelkamp und Kamberi waren zwar bemüht, mehr Präsenz herzustellen, aber sie hatten im Zentrum nicht genug Unterstützung. Rechtsaußen Mavrias war derweil komplett isoliert vom Spielgeschehen.
Die Stimmen zum Spiel des VfB beim KSC
Der Schlüssel für die Stabilität des VfB in der zweiten Hälfte war, dass die mittlerweile auf der Acht spielenden Gentner und Özcan die starken Karslruher Sechser ständig unter Druck setzten. Die Beiden verfolgten die Bewegungen von Yamada und Prömel auch mal enger, wenn diese versuchten, sich dem Druck zu entziehen. Da sich die Offensivspieler des KSC selten zurückfallen ließen funktionierte diese Taktik auch ganz gut und es öffneten sich keine gefährlichen Freiräume. Dennoch konnte der VfB nicht verhindern, dass Karlsruhe zu mehr offensiver Präsenz kam. Der KSC spielte seine einzelnen guten Szenen aber nicht überlegt genug aus und rannte sich gegen das aggressiv zurückarbeitende Stuttgarter Mittelfeld fest. So blieben die Karlsruher insgesamt zu harmlos und liefen kurz vor Schluss noch in einen Konter zum 1:3.
Ein bisschen Luhukay kehrt zurück
Der VfB setzt seinen Weg der Stabilität fort. Das Direktspiel über die Flügel, die aggressiven Läufe der Achter und die tiefen Außenverteidiger erinnerten fast ein wenig an die taktische Ausrichtung unter Jos Luhukay. Womöglich war das aber auch nur eine Anpassung an den Gegner: Es war durchaus vernünftig, der Kompaktheit der Karlsruher zu entgehen, indem man das Mittelfeld überbrückt und versucht, in die anfälligen Schnittstellen auf dem Flügel einzudringen. Auch die Umstellung auf 4-1-4-1 half dabei, Karlsruhes präsente Doppelsechs aus dem Spiel zu nehmen und den Aufbau auf die eher spielschwachen Innenverteidiger zu lenken. Insofern konnte die Ausrichtung des VfB erneut überzeugen. Nicht mit Spektakel, aber mit Erfolg.