Aufmerksamer Beobachter im Training: VfB-Sportchef Robin Dutt Foto: Baumann

VfB-Sportchef Robin Dutt macht seine eigenen Rechenspiele für den Saisonendspurt – und gibt Trainer Jürgen Kramny Rückendeckung

Stuttgart - Alles zurück auf Null. Oder besser: Alles zurück auf den 9. Mai 2015. Die VfB-Fans erinnern sich: Nach einer unglücklichen 2:3-Niederlage auf Schalke standen die Roten mit anderthalb Beinen in Liga zwei. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken gab Robin Dutt die Devise aus: Hallo, wir leben noch! Die letzten drei Saisonspiele hatten Final-Charakter, entsprechend deklarierte sie der Sportvorstand zum Viertelfinale, Halbfinale und Endspiel. Das Ende ist bekannt: Der VfB behielt dreimal die Nerven und gewann.

Knapp ein Jahr später ist der Fußball-Bundesligist wieder am Nullpunkt angekommen. Die Mannschaft scheint in der Abwärtsspirale gefangen, nach dem 0:1 beim FC Augsburg beträgt der Abstand auf Werder Bremen und den Relegationsrang nur noch zwei Punkte. Für den Sportchef der Roten deshalb der richtige Zeitpunkt, wieder einen neuen Wettbewerb auszurufen: Die Achter-Liga.

Meisterschaft der Kellerkinder

Darin befinden sich jene acht Mannschaften, die in den verbleibenden vier Spielen versuchen, den Absturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. Für Dutt beginnt die Keller-Meisterschaft mit dem 1. FC Köln auf Rang zehn und reicht bis zum Vorletzten Eintracht Frankfurt. „Wir haben eine Mannschaft, die darin absolut bestehen kann. Und das nicht als Letzter oder Vorletzter, sondern weiter oben. So viel Selbstvertrauen haben wir“, sagt der 51-Jährige, der das Saisonziel gesicherter Mittelfeldplatz bereits nach der Augsburg-Pleite nach unten korrigiert hat. Jetzt geht es – mal wieder – nur noch ums Überleben. Das Punktesammeln sollte deshalb möglichst schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder aufgenommen werden, auch wenn der Gegner Borussia Dortmund heißt. „Natürlich sind wir nicht der Favorit“, sagt Dutt. „Aber wir wollen und können da trotzdem was holen.“ Schließlich möchte man sich nicht darauf verlassen, nur gegen Mainz und Bremen zu punkten.

„Es gab keinen Kramny-Effekt“

Dass Trainer Jürgen Kramny seinen Profis in dieser Woche den freien Tag gestrichen hat, bezeichnete der Sportchef als richtige Maßnahme. Nach außen hin ist das Vertrauen in den Trainer trotz nur eines Sieges aus den vergangenen neun Partien weiter vorhanden. „Jürgen ist als Spieler und als Trainer erfahren genug, diese Situation zu meistern“, glaubt Dutt. Vorbehalten, wonach sich die kurze Siegesserie zu Beginn der Rückrunde nun endgültig als Strohfeuer entpuppt habe, entgegnete er: „Für mich gibt es keinen verpufften Kramny-Effekt, weil es auch keinen Kramny-Effekt gab. Der Trainer hat von Anfang an einen guten Job gemacht.“

Ob der Treue-Schwur auch über die Saison hinaus Bestand hat, steht freilich auf einem anderen Blatt. Über Kramnys Vorgänger Alexander Zorniger hieß es bekanntlich bis kurz vor der Entlassung, dass der Trainer die Lösung und nicht das Problem sei. Und plötzlich ging alles ganz schnell.

Wie dem auch sei: Nach dem 34. Spieltag wird Tabula rasa gemacht, das betrifft alle Mannschaftsteile. Bis dahin wird alles den kommenden vier Spielen untergeordnet – und dem Ziel, in Dutts Achter-Liga am Ende mindestens zwei Mannschaften hinter sich zu lassen.