VfB-Trainer Stevens (re.) mit seinem Assistenten, Nürnberg-Experte Reutershahn. Foto: Getty

Der letzte Auswärtssieg des VfB liegt vier Monate zurück. Mit Hilfe der Informationen von Co-Trainer Reutershahn und mehr Zutrauen in der Offensive wollen die Stuttgarter in Nürnberg punkten.

Stuttgart - Der Fußball-Philosoph Peter Handke hat sich in einem kleinen Büchlein mit der Angst des Torwarts beim Elfmeter auseinandergesetzt.Vielleicht sollte sich der Autor noch einmal an die Schreibmaschine setzen und eine Abhandlung über die Angst des Feldspielers vor dem Fehlpass verfassen. Passendes Material für ein entsprechendes Essay hätte der Österreicher am vergangenen Samstag in der Mercedes-Benz-Arena gefunden, als die Profis des VfB Stuttgart gegen den HSV immer wieder kläglich bei ihren Offensivbemühungen scheiterten, weil jegliche Passsicherheit verschwunden war.

Es herrschte bleierne Zeit in Kopf und Beinen, die Angst vor einem erneuten Versagen war greifbar. Und doch war nicht alles schlecht. Es gab auch Dinge, die Hoffnung machten, dass nach der Erlösung in Form von drei Punkten an diesem Mittwoch in Nürnberg (20 Uhr /Sky) ein Aufbruch in bessere Zeiten folgen könnte. Man hatte einen Vorsprung über die Zeit gebracht, erstmals in einem Heimspiel kein Gegentor kassiert, die Fans versöhnt.

Huub Stevens reicht das aber nicht, um auch die nächsten acht Endspiele positiv gestalten zu können. „Der Unterschied zwischen guten und schlechten Phasen war zu groß, da müssen wir eine andere Balance hinbekommen“, sagte Stevens. Der Trainer rechnet nicht damit, dass die Unsicherheit nach dem Erfolg vom Samstag verflogen ist, auch wenn man auf einen Gegner trifft, der ebenfalls verzweifelt um den Klassenverbleib kämpft. „Aber dieser Sieg wird helfen, dass sich die Jungs auch in der Offensive mehr zutrauen“, sagte der Niederländer. Der erfahrene Fußball-Lehrer beobachtet seit seinem Amtsantritt zudem eine neue Selbstverantwortung unter den Profis. „Sie sind jetzt vor und nach dem Training im Kraftraum oder machen Stabilisierungsübungen“, erzählt Stevens. Fredi Bobic registriert die Aussagen des Trainers mit einem Lächeln. Vor lauter Freude über die kleine Befreiung hat der Sportvorstand wohl keine Zeit für eine Rasur gehabt und präsentierte sich beim Pressegespräch mit Dreitagebart. Bobic erzählte von entspannten Gesichtern beim Gang durch die Geschäftsstelle. „Der Sieg hat sehr gutgetan, das macht die tägliche Arbeit ein bisschen leichter“, sagte Bobic und schob eine Warnung hinterher: „Es ist aber noch gar nichts erreicht.“

Mit einem Kader von 20 Akteuren ist der Mannschaftsbus am Dienstagabend nach Nürnberg gefahren. Am Mittwochvormittag steht ein leichtes Training auf dem Programm, erst danach will sich Stevens für eine Startformation entscheiden. Egal, welche Wahl der Coach letztlich trifft – es wäre wieder einmal Zeit für drei Punkte in der Fremde. Zuletzt gelang dies den Roten am 10. November beim 3:1 in Freiburg. Das fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit.

Mit seinem Trainerkollegen Gert Verbeek hat Stevens wenig persönlichen Kontakt gehabt und wollte sich zu dessen Arbeit nicht äußern. „Der Club ist für uns immer unbequem zu spielen“, sagte Bobic. Die letzten fünf Begegnungen hat der VfB allerdings nicht verloren. Es dürfte für die taktische Ausrichtung hilfreich sein, dass Stevens Assistent Armin Reutershahn das Innenleben des Gegners sehr gut kennt: Unter Verbeeks Vorgänger Michael Wiesinger war er Co-Trainer bei den Franken.

So wollen sie spielen: 1. FC Nürnberg: Schäfer – Feulner, Stark, Pogatetz, Plattenhardt – Frantz – Drmic, Campana, Kiyotake, Hlousek – Pekhart. VfB Stuttgart: Ulreich – Schwaab, Rüdiger, Niedermeier, Sakai – Gentner, Boka – Harnik, Maxim, Traoré – Ibisevic.