Fläschchen mit anabolen Steroiden: Es gibt neue Unruhe um Doping im Fußball – nicht nur beim VfB Stuttgart. Foto: dpa

Das kam bei den großen Bayern gar nicht gut an: Alois Hornung, Arzt der zweiten Mannschaft des VfB, hat mit seinen Aussagen zu den Doping-Vorwürfen neue Unruhe ausgelöst – vor allem der deutsche Fußball-Rekordmeister fühlt sich auf den Schlips getreten.

Stuttgart - Es gibt Zeitgenossen, die es gut meinen mit dem VfB – und trotzdem längst nicht alles gut finden, was beim VfB passiert. Zum Beispiel das Krisenmanagement in der Doping-Affäre. Denn statt in aller Ruhe daran mitzuwirken, dass der Vorwurf aufgeklärt wird, etliche Ex-Profis hätten sich in den 70er und 80er Jahren vom Freiburger Professor Armin Klümper Anabolika spritzen lassen, gibt es immer neue Unruhe. Diesmal ausgelöst durch Alois Hornung.

Der Chirurg, der im Krankenhaus in Bad Cannstatt arbeitet, ist Mannschaftsarzt des Drittligisten VfB II – und schon seit 1981 im Verein tätig, damals auch im Bundesliga-Team. An den Kollegen Klümper und sein Wirken hat er eine klare Erinnerung: „Der hat halt das gespritzt, was er wollte und sich um Bestimmungen wenig gekümmert. Da hat der eine oder andere in einer Verletzungsphase sicher auch mal Anabolika bekommen. Es werden gerade zwar 35 Jahre alte Sachen aufgekocht, aber überrascht bin ich von den Vorwürfen nicht.“

Weil ein Mediziner, der seinen Job mit offenen Augen erledigt hat, natürlich ahnen konnte, was in Freiburg vor sich ging – schließlich rannte der halbe deutsche Spitzensport zu Klümper, der in der Szene den Ruf eines Gurus genoss. Doch genau an dieser Stelle werden die Aussagen von Hornung brisant. Denn der VfB-Arzt erklärte in einem SWR-Interview, auch Fußballer des FC Bayern München, des TSV 1860 München, des 1. FC Nürnberg und des Karlsruher SC seien zu Behandlungen nach Freiburg gereist. Belegen konnte Hornung diese Behauptung nicht, gegenüber unserer Zeitung sagte er: „Damals gab es keine Trainingskontrollen und auch kein Bewusstsein, etwas Falsches zu tun. Ich wollte damit nur sagen, dass zu dieser Zeit ganz viele Sportler zum Fitmacher Klümper gegangen sind.“

Das ist unbestritten, und dennoch haben die Aussagen Hornungs den Vereinen nicht gefallen. Vorneweg dem VfB, der seinen Mediziner nachdrücklich darauf hingewiesen hat, dass er sich künftig mit solchen Behauptungen zurückzuhalten habe und öffentlich am besten zu den Doping-Vorwürfen gar nichts mehr sage. Und auch der FC Bayern war wenig erfreut, wie ein Anruf des Clubs am Montag in Stuttgart zeigte.

Es sei zwar keine offizielle Beschwerde aus München gewesen, erklärte ein VfB-Sprecher, aber der Unmut über Hornungs Thesen sei dennoch deutlich herauszuhören gewesen – auch wenn längst kein Geheimnis mehr ist, dass auch Bayern-Stars wie Uli Hoeneß, Paul Breitner oder Karl-Heinz Rummenigge Klümper-Patienten waren. Inzwischen hat sich der VfB beim FCB entschuldigt – damit, so die Beteiligten, sei die Sache aus der Welt.

Wie es nun weitergeht? Oberstes Ziel bleibe es, Licht ins Dunkel der Doping-Vergangenheit zu bringen, erklärte der VfB. Vielleicht würden dabei ja Gespräche mit dem eigenen medizinischen Stab helfen. Oder ein Treffen der VfB-Ärzte mit den Freiburger Doping-Aufklärern. In aller Ruhe, versteht sich.