Der VfB und sein Kapitän Christian Gentner sind in Bremen nur scheinbar obenauf. Foto: Baumann

Nach der 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen richtet sich der Blick beim VfB Stuttgart wieder nach untern. Erst recht angesesichts des schweren Restprogramms.

Stuttgart - Die gute Nachricht lautet: Auch nach dem 14. Spieltag hat der VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga noch keinen blamablen Auftritt hingelegt, keine Niederlagenserie erlitten, und auch einer Trainerdiskussion bleibt der weiß-roten Fangemeinde nach mehr als einem Drittel der Saison weiterhin erspart.

Wann hat es so etwas zuletzt gegeben? Es muss lange her sein. Vermutlich in der Meistersaison 2007. Seither war das Chaos steter Begleiter beim Club aus Cannstatt. Davon ist man in Jahr eins nach der Rückkehr ins Oberhaus nach wie vor weit entfernt. Daran konnte auch die 0:1 (0:1)-Niederlage bei Werder Bremen nichts ändern.

Zum siebten Mal auswärts punktlos

Und dennoch grämten sich die Verantwortlichen gehörig, als sie am Samstagabend ihre Chartermaschine bestiegen und eine Stunde später ohne Punkte in Stuttgart ankamen. Mal wieder. Zum siebten Mal im achten Anlauf. Weil mal wieder einiges gehörig schief lief. Vordergründig war es das schläfrige Abwehrverhalten vor dem blitzschnell ausgeführten Freistoß, der unmittelbar vor der Pause zum 1:0 führte und das Spiel entschied. Die Reaktionsschnelligkeit des ausgebufften Duos Fin Bartels/Max Kruse führte Trainer Hannes Wolf seiner Mannschaft in der Nachbetrachtung als Lehrbeispiel in Sachen Cleverness vor: „Wir können hoffentlich daraus lernen, wie schlau sie das gemacht haben.“

Doch das war nur ein Teil der Geschichte dieses Spiels. Der andere handelt davon, dass es dem Aufsteiger an der Weser in der Offensive an der nötigen Power und Zielstrebigkeit fehlte. Weil weder der schnelle Josip Brekalo noch der spielstarke Berkay Özcan die Tür zum letzten Drittel öffnen konnten. Und Takuma Asano den Beweis antrat, nicht der geborene Zentrumsstürmer zu sein.

„Da darf er nicht mehr eingeholt werden“, kritisierte Wolf den erfolglosen Sololauf des Japaners. Es war nach 30 Minuten die vergebene Chance zur Führung – stattdessen musste der VfB wenig später einem Rückstand hinterherlaufen. Ohne bis zum Schluss wirklich zwingend zu sein. „Unterm Strich spielen wir uns aus dem, was wir vorarbeiten, zu wenig Chancen heraus“, musste Wolf erkennen.

Reschke: „Einen Schritt nach vorne“

Zur allgemeinen Überraschung wollte Sportchef Michael Reschke dennoch „einen Schritt nach vorne“ erkannt haben. Taktisch und von der Zweikampfführung her konnten sich die Stuttgarter tatsächlich nichts vorwerfen lassen, unterm Strich war der Auftritt grundsolide. Ein typisches 0:0-Spiel. Bei dem nur die Bremer nicht mitmachen wollten.

„Wir hätten einen großen Schritt nach vorne machen können“, meinte der stark spielende Kapitän Christian Genter, der die 90 Minuten in zwei Worten zusammenfasste: „Brutal ärgerlich.“ Vor allem mit Blick auf die Tabelle. Der VfB hat den ums Überleben kämpfenden Grün-Weißen vom rettenden Ufer aus die Hand gereicht. Die dankbar danach griffen. Statt mit einem Sieg das Schlussfeld der Liga weit hinter sich zu lassen, hat es der VfB durch die Niederlage zusammengeschoben. Großchance vertan!

Was mit Blick auf die restlichen Begegnungen zur Winterpause bei den Fans die erste Alarmglocke schrillen lässt: Am Freitag (20.30 Uhr) kommt das seit neun Spielen ungeschlagene Bayer Leverkusen in die Mercedes-Benz-Arena, danach geht es zu RB Leipzig-Bezwinger 1899 Hoffenheim. Und zum Rundenabschluss kommt der FC Bayern nach Stuttgart – die Münchner werden die Punkte sicher nicht mit Schleife verbunden unter den Stuttgarter Weihnachtbaum legen.

Vielleicht lag Sportchef Reschke nicht so daneben, als er sich aus den letzten sechs Spielen bis zur Winterpause sechs Punkte wünschte. Darin waren die drei gegen Borussia Dortmund gar nicht einkalkuliert – mehr als der eine aus den Auswärtsspielen in Hannover (1:1) und Bremen dafür umso mehr. „Wir brauchen Punkte“, sagt denn auch Wolf, „wir schauen weiter nur nach unten auf Platz 16.“

Fünf Punkte Vorsprung sind es noch bis dorthin. Doch wenn es dumm läuft, bleibt der VfB bis Jahresende bei 17 Zählern stehen. Was immer noch nicht dramatisch wäre. Mit Puffer ins neue Jahr zu starten, wäre aber die denkbar bessere Alternative.