Stefan Heim ist beim VfB Stuttgart für die Finanzen zuständig. Foto: Pressefoto Baumann

Durch den Abstieg in die zweite Bundesliga muss der VfB Stuttgart einen massiven Rückgang der Erträge verkraften. Wer der wichtigste Geldgeber ist, wo gespart wird und was die Bilanz für den VfB bedeutet, lesen Sie hier.

Stuttgart - Auch der Herr der Zahlen hat es in der Krise nicht leicht, die der sportliche Abstieg in die zweite Liga für den Geschäftsbericht des VfB Stuttgart zwangsläufig bedeutet. Seit Juli 2015 fungiert Stefan Heim bei den Roten als Vorstand für Finanzen, er folgte damals auf das Urgestein Ulrich Ruf, das 35 Jahre lang für den Verein tätig war. „Das Mitglied eines Fußballclubs will keine Dividenden-Ausschüttung wie in einer AG“, sagt der 46-jährige Sportökonom, „er will in allerster Linie sportlichen Erfolg.“

Bleibt der aus, ist ein drastischer Umsatzrückgang unvermeidlich. Das finanzielle Fazit: der VfB muss den Gürtel im Unterhaus des Bundesliga-Fußballs nun erheblich enger schnallen. Wurden in der Saison 2015/2016 in Liga eins noch Erträge von 119 Millionen Euro generiert (der Jahresumsatz für das Geschäftsjahr 2015 lag bei einem Gewinn von zwei Millionen Euro gar bei 125,5 Millionen Euro), rechnet der VfB für die laufende Spielzeit in Liga zwei mit 68 Millionen Euro Umsatz. Dies bedeutet ein Minus von 51 Millionen Euro, also einen Rückgang um 43 Prozent.

Größter Verlust wegen fehlender TV-Gelder

Das Delta auf der Einnahmenseite verteilt sich dabei auf mehrere Positionen: Den dicksten Batzen machen die TV-Gelder aus, die von 36,3 Millionen Euro auf 9,8 Millionen Euro zurückgegangen sind. Das macht ein Minus von 26,5 Millionen Euro und verdeutlicht auch den Imageverlust, den der VfB als fünfmaliger Deutscher Meister durch den Abstieg auf nationaler Ebene erlitten hat. Einbußen von 7,2 Millionen Euro müssen die Stuttgarter auch bei der Vermarktung ihrer Logen- und Business-Seats im Stadion hinnehmen.

„Diesen deutlichen Umsatzrückgang wollten wir natürlich vermeiden. Das ist uns mit dem Abstieg nicht gelungen – also können wir nicht zufrieden sein“, resümiert Stefan Heim, der aber auch klarstellt: „Wir haben das Minus aufgefangen, haben unsere Zahlen weiter voll im Griff und sind auch in der Zukunft handlungsfähig.“ Verlassen kann sich der Club dabei vor allem auf seine Sponsoren, deren Beitrag am Jahresergebnis lediglich um 6,7 Millionen Euro zurück ging. Mit nun 18,7 Millionen Euro haben die Sponsoren somit das Fernsehen überholt – und sind zum wichtigsten Geldgeber des VfB geworden.

„Diese Treue ist außergewöhnlich – und macht uns in Zeiten wie diesen stolz und vor allem sehr dankbar“, sagt Stefan Heim. Allein der Hauptsponsor Mercedes-Benz-Bank überwies trotz des Abstiegs acht Millionen Euro – und damit rund zwei Millionen Euro mehr als vertraglich fixiert.

Sparen macht vor den Lizenzspielern nicht Halt

Dennoch galt es, den Umsatzrückgang von 51 Millionen Euro durch diverse Maßnahmen aufzufangen. So machte das Sparen auch vor der wichtigsten Abteilung des Clubs, den Lizenzspielern, nicht Halt. Um 18,6 Millionen Euro hat der VfB die Gehälter an sein kickendes Personal herunter gefahren, das ihn jetzt die für Zweitligaverhältnisse immer noch stolze Summe von 25,6 Millionen Euro kostet. Zum Vergleich: In der Hochzeit des Clubs, in den Folgejahren der Meisterschaft von 2007, galt es Profi-Gehälter von bis zu 65 Millionen Euro (im Jahr 2009) auszubezahlen. Dies ist beinahe der Betrag, den der VfB heute umsetzt, was die sportliche Talfahrt anhand der Zahlen veranschaulicht.

Plus durch Spielerverkäufe

Um weiteres Geld einzusparen, haben auch die rund 180 Vereinsmitarbeiter des VfB und seiner Tochtergesellschaften wie etwa der Reha-Welt ihren Beitrag geleistet. Auf bis 30 Prozent ihres Gehaltes verzichtete die Belegschaft, wodurch fünf Millionen Euro gespart wurden. Um satte zwölf Millionen Euro wurden zudem die Betriebsaufwendungen reduziert, weil sich der allergrößte Teil der rund 100 Partner des Clubs auf neue Konditionen einließ. So senkte etwa die Stadt Stuttgart die jährliche Stadionpacht von 5,2 Millionen Euro etwa um die Hälfte.

Weil der VfB unter anderem durch die Verkäufe von Timo Werner (für 10,0 Millionen Euro nach Leipzig), Filip Kostic (für 15,0 Millionen Euro nach Hamburg) und Lukas Rupp (für 6,0 Millionen Euro nach Hoffenheim) noch ein zusätzliches Plus von 35 Millionen Euro auf dem Transfermarkt erwirtschaftete, blieb trotz des gewaltigen Umsatzrückgangs durch alle Konsolidierungsmaßnahmen unter dem Strich gar ein Plus von 16,6 Millionen Euro.

Dieses Geld ist zu Saisonbeginn bereits „zu großen Teilen“ in neue Spieler investiert worden, sagt Stefan Heim: „Es gibt aber noch einen Handlungsspielraum, den wir noch nicht ausgeschöpft haben.“ Soll heißen: Der Sport-Vorstand Jan Schindelmeiser hat in der Winterpause noch Möglichkeiten, um auf dem Spielermarkt zu agieren. Diese bewegen sich allerdings, so wie der gesamte VfB, aktuell lediglich auf Zweitliga-Niveau.