VfB-Coach Christian Gross Foto: dapd

VfB-Trainer Christian Gross setzt auf die Achse Delpierre, Kuzmanovic, Gentner und Cacau.

Stuttgart - Drei Dinge schätzt Christian Gross an Kapitän Matthieu Delpierre besonders: seine Routine, seine Übersicht und seine Souveränität. Gut, dass der Innenverteidiger nach seiner Pause in Nürnberg im Spiel gegen Bayer Leverkusen an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total) wieder mit an Bord ist.

Auch an Daniel Didavi schätzt der Trainer drei Dinge besonders: "seine Unbekümmertheit, seinen Speed und seine Technik". Schade, dass das Mittelfeldtalent, das sich gerade in die Mannschaft gespielt hat, nach einem Teilabriss des Syndesmosebandes wochenlang ausfällt.

Die beiden Personalien zeigen beispielhaft auf, woran es beim VfB zurzeit auch krankt. Der stete Wechsel ist der Stabilität der Mannschaft nicht eben förderlich, er verzögert den raschen Reifeprozess des Kaders, der sich seit Saisonbeginn nicht gerade homogen präsentiert. Der eine kommt zurück, der andere fällt weg, und der Rest hat mit sich und seiner schwankenden Form zu kämpfen - auch das macht die Suche nach einer gut funktionierenden Hierarchie so schwierig. Die Lücken, die Jens Lehmann, Sami Khedira und Alexander Hleb auf und neben dem Platz hinterlassen haben, sind längst nicht geschlossen. "Uns fehlen Persönlichkeiten", räumt Christian Gross ein.

"Jetzt müssen wir als Mannschaft reagieren"

Mauro Camoranesi hätte das Zeug zum Führungsspieler. Mit seinen 33 Jahren ist er alles andere als ein heuriger Hase. Der Weltmeister von 2006 hat so ziemlich alles im Fußball erlebt, er weiß um die Mechanismen innerhalb eines um Selbstfindung ringenden Kaders - doch die VfB-spezifischen Anforderungen kann er nach wenigen Wochen in Stuttgart noch nicht kennen, von der sprachlichen Hürde ganz zu schweigen. Das weiß auch Christian Gross, der deshalb andere Spieler in der Pflicht sieht - Spieler, die mit dem Innenleben der Mannschaft besser vertraut sind und aufgrund ihrer Position und Persönlichkeit eher die entsprechenden Impulse geben können. Allen voran Matthieu Delpierre ("Er tut uns und unserem Spiel gut"), aber auch das Mittelfeldgespann Zdravko Kuzmanovic und Christian Gentner sowie Stürmer Cacau. "Sie bilden das Gerüst, an dem sich die anderen Spieler halten können", sagt Gross. Dieses Quartett soll der weiterhin verunsicherten Mannschaft Orientierung bieten.

Vor allem sollen sie jene Abgeklärtheit beisteuern, die den Roten trotz Überzahl am Mittwoch in Nürnberg gefehlt hatte. "Es kann doch nicht sein, dass wir bei einer Mannschaft die Punkte liegen lassen, die nicht einmal einen Eckball schießt", sagt Christian Gross und beklagt "eine gewisse Naivität" seiner Truppe: "Jetzt müssen wir als Mannschaft reagieren. Alle Spieler sind verantwortlich für Sieg oder Niederlage. Auch die Spieler, die auf der Bank sitzen." Was Gross damit sagen will: Die Hierarchie beschränkt sich nicht auf die Stammelf. "Wir haben so viele Spiele, dass alle Spieler gebraucht werden" - siehe den Ausfall von Daniel Didavi und die Verletzung von Timo Gebhart.