Bislang die größte Enttäuschung unter den VfB-Neuzugängen: Torhüter Przemyslaw Tyton Foto: dpa

Acht Neuzugänge kamen im Sommer nach Stuttgart, nach fast einem Viertel der Bundesligasaison gilt die ernüchternde Erkenntnis: Wirklich weitergebracht hat den VfB bisher kaum einer – aus unterschiedlichen Gründen.

Stuttgart - Von einem berühmten Vorgänger Robin Dutts stammt der Satz: „An diesem Kader lasse ich mich messen.“ Fredi Bobic hat ihn gesagt, das Ende ist bekannt. Nun ist Dutt der sportlich Verantwortliche beim VfB, seit einem Dreivierteljahr ist er im Amt, und der aktuelle Kader der Roten trägt zum Teil schon seine Handschrift. Elf Spieler gingen im Sommer, acht kamen – Zeit für eine erste Bilanz nach knapp einem Viertel der Bundesliga-Saison.

Przemyslaw Tyton (PSV Eindhoven/1 Million Euro Ablöse): Dem Polen eilte der Ruf eines Elfmeter-Helden voraus, weil er direkt nach seiner Einwechslung im Eröffnungsspiel der EM 2012 einen Strafstoß parierte. An Sven Ulreich hafteten stets Zweifel, er ging vor der Saison zum FC Bayern, Tyton sollte ihn mehr als nur ersetzen. Doch das Gegenteil ist bisher der Fall. Der 28-Jährige wirkt unsicher und lud bei zahlreichen Gegentoren zumindest eine Teilschuld auf sich. Spätestens nach dem 2:2 bei der TSG Hoffenheim ist Tyton auch bei vielen Fans untendurch. Dutt nahm seinen Keeper lange in Schutz: „Dass man sich immer auf den Letzten in der Kette, also den Torwart, einschießt, ist mir persönlich auch viel zu einfach und zu kurz gegriffen.“ Zuletzt vermied er eine verbale Rückendeckung. Eigengewächs Odisseas Vlachodimos hatte einen ordentlichen Auftritt im Spiel bei Hertha BSC (wegen einer Gelb-Rot-Sperre Tytons), die sportliche Führung beim VfB spricht dem Junioren-Nationalspieler aber (noch) die Reife als Stammkraft in der Bundesliga ab. Dennoch gilt: Steigert sich Tyton nicht merklich, dürfte er in der Rückrunde seinen Platz verlieren.

Mitch Langerak (Borussia Dortmund/2,5 Millionen Euro): Der Australier sollte als Favorit eigentlich mit Tyton um den Platz im Tor kämpfen. Doch schon vor Saisonbeginn war das Duell beendet. Langerak zog sich während der Saisonvorbereitung einen Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel zu. Wochen später bildete sich eine wassergefüllte Zyste im Bereich der Knierückseite. Der Keeper musste unters Messer, im Winter beginnt der Konkurrenzkampf neu.

Emiliano Insua (Atlético Madrid/ablösefrei): Robin Dutt wird nicht müde, die Leistungen des Argentiniers hervorzuheben. Tatsächlich hat der 26-Jährige der linken Abwehrseite – seit Jahren eine chronische Schwachstelle der Roten – im Spiel nach vorn neues Leben eingehaucht. Der vierfache argentinische Nationalspieler spielt solide, ohne große Ausschläge nach oben und unten. Ein bisschen mehr erwartet man sich von einem Mann seiner Güteklasse aber doch – zum Beispiel, dass er seine Mitspieler in der wackligen Viererkette mehr an die Hand nimmt. Trotzdem ist er ein Lichtblick.

Toni Sunjic (Ruban Krasnodar/3 Millionen Euro): Stark angefangen, dann aber nachgelassen – so lassen sich die ersten Spiele des bosnischen Nationalspielers im VfB-Trikot zusammenfassen. Die Lücke, die Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung hinterlassen hat, konnte der 26-Jährige noch nicht schließen. Der 1,93-Meter-Hüne ist zwar körperlich präsent und kopfballstark, aber noch nicht in der Lage, die erhoffte Stütze für den 19-jährigen Timo Baumgartl zu sein.

Jan Kliment (FC Vysocina Jihlava/1,5 Millionen Euro): Vielleicht der VfB-Spieler mit dem größten Entwicklungspotenzial. Seine Torgefahr deutete er mit dem 1:1-Ausgleichstreffer in Hoffenheim direkt nach seiner Einwechslung schon einmal an. Sein Start beim VfB verlief dagegen holprig, Kliment (22) wurde auch mal zur zweiten Mannschaft geschickt. Nach der schweren Verletzung von Daniel Ginczek muss er schnell den Wandel vom Talent zum etablierten Bundesligaspieler schaffen.

Lukas Rupp (SC Paderborn/ablösefrei): Kommt – wie in Hoffenheim – immer nur dann zum Zug, wenn einer der gesetzten Sechser Christian Gentner und Serey Dié ausfällt. Der 24-Jährige machte durch seinen Auftritt beim 2:2 deutlich, was man am immer wieder kritisierten Gentner hat. Rupp ist derzeit nicht mehr als ein Ersatzmann, sein Passspiel noch zu fehlerhaft.

Philip Heise (1. FC Heidenheim/500 000 Euro): Der als bester Linksverteidiger der zweiten Liga gepriesene Heise kämpft noch mit dem Schritt in Liga eins. Im Training konnte er sich noch nicht für die Bundesliga-Elf aufdrängen, der 24-Jährige pendelt zwischen Tribüne und zweiter Mannschaft.

Robbie Kruse (Bayer Leverkusen/750 000 Euro Leihgebühr): Der Australier war kaum beim VfB und schon wieder verletzt. Sein Muskelfaserriss in der Wade müsste bald ausgeheilt sein, die Partie gegen den FC Ingolstadt am 18. Oktober (17.30 Uhr/Sky) kommt aber wahrscheinlich zu früh.

Unterm Strich fällt die Bilanz also eher mager aus: viel Hoffnung, wenig Ertrag. 9,3 Millionen Euro Ausgaben standen im Sommer 18,45 Millionen an Einnahmen gegenüber. Robin Dutt wird in der kommenden Transferperiode wohl versuchen, diesen Überschuss sinnvoll einzusetzen – und hoffen, dass sich manch einer entwickelt wie in der vergangenen Saison Daniel Ginczek und Filip Kostic. Die galten zwischendurch ja auch schon als Fehleinkäufe.