Gemeinsam stark: Die VfB-Abwehrspieler Timo Baumgartl (re.) und Benjamin Pavard (2. v. re.) Foto: AFP

Die Abwehr als Sorgenkind? Diese Zeiten scheinen beim VfB Stuttgart vorüber zu sein. Doch ganz zufrieden ist Trainer Hannes Wolf noch nicht.

Stuttgart - Menschen, die es gut mit ihm und dem VfB Stuttgart meinen, sind Hannes Wolf ja nicht generell suspekt. Auch der Trainer der Weiß-Roten hat Lob viel lieber als Kritik. Aber: es kommt auf den Zeitpunkt an. Also sagt Wolf vor dem Auswärtsspiel des VfB in Bremen an diesem Samstag (15.30 Uhr): „Es ist nicht der Moment für Lobeshymnen. Wir sind Zwölfter und haben ein schweres Auswärtsspiel vor uns.“ Mit allem drum und dran. Aber mit einer besonderen Aufgabe für die Abwehr. Das legt zumindest ein Blick in die Geschichte dieses Duells nahe.

2:6, 1:4, 0:4, 6:3, 4:4, 1:5, 1:6, 3:3, 0:6 – wer beim Aufeinandertreffen von Werder und dem VfB von Torarmut spricht, hat den Sinn für die Realität verloren. Die Stuttgarter haben einige Kantersiege gefeiert. Aber recht oft gab es auch ordentlich Gegentore.

Der Trainer warnt vor Werder

Nun macht der SV Werder von heute keinen allzu bedrohlichen Eindruck – das Team rangiert auf Rang 17 der Tabelle. Doch davon will sich Hannes Wolf nicht blenden lassen. „Werder hat einen spielerischen und offensiven Ansatz“, erklärt der VfB-Coach, „die haben oft fünf, sechs Spieler vorne drin, die richtig kicken können. Das ist eine Herausforderung.“ Nur gut, dass seine Abwehr dafür gerüstet scheint.

Der VfB ist aktuell zwar nicht das Team mit den wenigsten Gegentoren der Liga. Gemessen an der Einschätzung vor Saisonbeginn sieht die Bilanz aber richtig gut aus. 16 Treffer hat der Aufsteiger, dem in den vergangenen Jahren die Abwehr permanent Sorgen bereitete, in 13 Spielen kassiert – und ist dabei besser als manche Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte. Das liegt einerseits an der Verpflichtung von Santiago Ascacibar. Über den defensiven Mittelfeldspieler sagt Hannes Wolf: „Er hat unser Defensivspiel auf ein anderes Level gehoben.“ Das liegt aber auch an der Reihe dahinter.

Timo Baumgartl, Holger Badstuber und Benjamin Pavard bildeten zuletzt eine Dreierkette, die man durchaus als robustes Gebilde bezeichnen kann. Der nun zurückkehrende Marcin Kaminski hatte vor seiner Verletzung zudem gute Leistungen abgeliefert. Das Beste an der Sache aber ist die Entwicklung, die das Quartett bislang durchmacht in dieser Saison.

Badstuber lebt Ernsthaftigkeit vor

Badstuber gilt ohnehin als Größe in der Innenverteidigung. Zwar fehlte er einige Spiele verletzt, stand er auf dem Platz, erfüllte er aber meist die in ihn gesetzten Erwartungen. Der 28-Jährige ist zweikampfstark, passsicher, taktisch versiert – und: Er hilft seinen Nebenleuten, besser zu werden. „Holger bringt sich sehr gut ein“, sagt Hannes Wolf und ergänzt: „Er bringt eine große Ernsthaftigkeit rein.“ Woran sich vor allem Timo Baumgartl orientiert.

Der 21-Jährige hat sich seine zuweilen oberlässig wirkende Spielweise beinahe abgewöhnt, wirkt laut Wolf auch im Training nun viel ernsthafter. Von seinem Wesen her sei er zwar immer noch „sehr locker“, seinen „An-Knopf“ (Wolf) findet Baumgartl nun aber fast immer, wenn es zur Sache geht. „Er hat noch mal einen Schritt nach vorn gemacht“, sagt der Trainer, der den U-21-Nationalspieler „auf einem richtig guten Weg“ wähnt. Auf dem Benjamin Pavard schon ein Stück weiter gekommen ist.

Wolf will noch mehr

Auch er galt zwar als elegant, aber eben auch ein wenig fahrlässig im Abwehrverhalten. Doch diese Eigenschaft hat er anscheinend in der Sommerpause gelassen. Seit Saisonbeginn hat sich der Franzose stetig gesteigert und wurde dafür mit der Nominierung fürs Nationalteam belohnt. „Das ist beeindruckend und hart erarbeitet“, findet Wolf. Der sich mit dem Erreichten aber nicht abfinden möchte.

Zwar sagt er generell über seine Abwehr: „Wir sind mit dem Niveau zufrieden.“ Er zählt aber auch die zwei „vermeidbaren Elfmeter“ gegen Borussia Dortmund und Hannover 96 auf und fordert weitere Verbesserungen: „Wir haben immer noch Luft nach oben und wollen es jetzt einfach noch einen Tick besser machen – das gilt auch für die drei Jungs da hinten.“

Die am Samstag wieder voll gefordert sind. So ein Spiel ohne Gegentor würde die Chancen auf den ersten Auswärtssieg der Saison schließlich deutlich erhöhen.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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