Keine Feier ohne Timo Baumgartl. Der Innenverteidiger (links) im Anflug auf die VfB-Jubeltraube. Foto: Bm

Nach dem Erfolg in Leverkusen herrscht beim VfB beste Laune. Über die mögliche Europacup-Teilnahme will aber zwei Spieltage vor dem Saisonschluss bei den Stuttgartern keiner reden.

Stuttgart - Zum Glück ist Michael Reschke ein Mann, der auch verbal regelmäßig klare Kante zeigt. Immerhin entstehen durch die Einlassungen des VfB-Sportchefs in schönen Abständen gleichsam extravagante wie kreative Sprachbilder. Etwa das vom Stuttgarter „Mentalitätsmonster“, wie Reschke seine in Leverkusen mit 1:0 siegreichen Fußballprofis mit dem roten Brustring nannte.

„Wir haben zuletzt von zwölf Spielen nur eines verloren. Das ist außergewöhnlich“, fügte der 60-jährige Manager nach dem Erfolg unterm Bayer-Kreuz noch an. Beachtlich war an dieser Partie auch die Stimmung im VfB-Fanblock, vor dem das Mentalitätsmonster noch lange nach dem Schlusspfiff sehr euphorisch mit einem kollektiven Freudentänzchen gefeiert wurde. Bereits im Spiel hatte die weiß-rote Anhängerschaft klar den Ton angegeben – und die Atmosphäre im Stadion für den VfB zu einem Heimspiel umgekrempelt.

Nach dem Sieg im alten Leverkusener Revier, wo sich Michael Reschke einst vom Jugendtrainer und Scout bis hinauf in das Clubmanagement emporgearbeitet hatte, nahm sich der Stuttgarter Sportchef dann eine kleine Auszeit. Mit der Ehefrau, den Kindern, den Enkeln, dem Hund „und ein paar anderen Tieren“ verbrachte Reschke den Sonntag zu Hause im Rheinland.

Immerhin lässt es sich aktuell auch mal kurz entspannen. Denn die neue Leichtigkeit des Seins ist beim VfB nach dem sechsten 1:0-Sieg der Saison auch anderenorts spürbar gewesen. Bereits in der Vorwoche hatte der VfB mit dem 2:0 gegen Werder Bremen die 40-Punkte-Marke übersprungen; jetzt konnte der Aufsteiger, der hinten den Laden wie gewohnt dicht hielt und sich vorne einmal mehr als Meister der Effizienz präsentierte, noch einen Auswärtssieg bei einem Schwergewicht der Liga drauf legen. Schließlich träumen sie in Leverkusen weiter von einer Teilnahme an der Champions-League-Runde 2018/19. Mehr als 20 Torschüsse hatten die Bayer-Profis um Kevin Volland, Lucas Alario und den eingewechselten Stefan Kießling abgegeben – einen Treffer hatten sie aber nicht erzielt. Anders als der VfB, für den Christian Gentner die einzige Chance im Spiel per Kopf zum 1:0 nutzte.

Korkut gewinnt endlich im Leverkusener Stadion

„Ich gönne Christian die Tore in Leverkusen und zuvor gegen Bremen. Er hat sie sich verdient“, sagte Tayfun Korkut. Aber auch der Stuttgarter Cheftrainer, der seine VfB-Bilanz auf sieben Siege und vier Unentschieden bei nur einer Niederlage stellte, heimste noch einen persönlichen Bonuspunkt ein. Sämtliche fünf Heimspiele als Coach der Leverkusener hatte Tayfun Korkut bei seinem Bayer-Intermezzo in der Vorsaison nicht gewinnen können; nun schaffte er mit dem VfB den ersten Sieg in der Bay-Arena. Auch wenn es einen kleinen Wermutstropfen gab, da Erik Thommy mit einer Schulterverletzung zurückkehrte.

Doch im letzten Heimspiel der Saison gegen die TSG Hoffenheim am nächsten Samstag (15.30 Uhr) dürfte der Außenspieler, der in Leverkusen der schwächste VfB-Akteur war, wieder dabei sein. Dann geht für die Stuttgarter der Schnupperkurs in Sachen internationales Geschäft weiter – auch wenn Korkut, der Vater des Stuttgarter Aufschwungs, meinte: „Wir schnuppern an gar nichts. Im Moment riecht für uns alles gut.“

Immerhin ist für den VfB zwei Spieltage vor Schluss eine Teilnahme an der Europa League in der neuen Saison weiter möglich. Auch wenn es das Restprogramm des Aufsteigers mit den Partien gegen die TSG Hoffenheim sowie zum Saisonabschluss am 12. Mai beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München in sich hat. „Hoffenheim hat seit neun Spielen nicht mehr verloren“, sagte Michael Reschke. „Und dann fahren wir zur Meisterfeier nach München. In diesem Spiel will der FC Bayern gegen uns nur sehr ungern verlieren.“

Rang sieben reicht womöglich nicht

Mit 45 Punkten liegt der VfB als Achter aktuell lediglich einen Punkt hinter Eintracht Frankfurt auf Rang sieben. Diese Platzierung würde allerdings nur den Sprung in die Qualifikationsrunde zur Europa League bedeuten, sollten die zwei Pokalfinalisten aus München und Frankfurt am Saisonende beide unter den ersten sechs der Bundesligatabelle zu finden sein.

„Ich bin nicht hier, um irgendwen zu bremsen“, sagte Tayfun Korkut zu möglichen Europa-Ambitionen seiner Spieler. „Aber wir werden an unserer Einstellung, von Spiel zu Spiel zu denken, nichts ändern. Denn die hat uns erst so weit gebracht.“ Immerhin konnte der Kapitän und Siegtorschütze Gentner mit der beseelten Anhängerschaft mitfühlen: „Die Fans dürfen ruhig von Europa träumen.“