Stellen sich den Fragen: Die Aufsichtsratmitglieder Hartmut Jenner, Wilfried Porth und Martin Schäfer. Foto: Baumann

Die Aufsichtsräte des VfB Stuttgart warnen im Fan-Dialog vor ihrer möglichen Abwahl auf der Mitgliederversammlung. Den Präsidentschaftskandidaten Wolfgang Dietrich stärken sie vor dem Votum am Sonntag.

Stuttgart - Auch Minuten, nachdem die dritte Veranstaltung der Reihe „VfB im Dialog“ am Dienstagabend offiziell zu Ende gegangen war, mühten sich Martin Schäfer, Hartmut Jenner und Wilfried Porth um Klarstellung. Warum geschah dies? Warum passierte jenes nicht? Und überhaupt: Warum hat das nie einer klar gesagt? „Mal sollen wir aktiv sein, mal nicht“, beschrieb Porth die wechselnden öffentlichen Erwartungen. Kritik hagelte es meist so oder so.

Für die Wahl des neuen VfB-Präsidenten am Sonntag haben die Kontrolleure den Unternehmer Wolfgang Dietrich vorgeschlagen. Nur ihn, was ebenfalls kritisiert wurde. Schäfer, Jenner und Porth betonten aber noch einmal, dass es erstens keine andere Bewerbung aus dem Kreise der Mitglieder gegeben habe, die satzungsgemäß war und die Ehrenamtlichkeit akzeptiert hätte. Und Porth ergänzte: „Wir haben jemanden gesucht, der sich im Fußballgeschäft auskennt.“

Noch allerdings tut man sich schwer mit einer Prognose zur Wahl Dietrichs. Zudem entscheiden die Mitglieder auch, ob ein Antrag auf Abwahl der Aufsichtsräte auf die Tagesordnung kommt. Sollte hierfür eine einfache Mehrheit stimmen, braucht es 75 Prozent, um den Plan durchzusetzen. Wovor die Kontrolleure warnen.

Zum einen geht es ihnen um die Stabilität des Clubs, der nach Ansicht des Trios gerade dabei ist, sich zu berappeln und sich ordentlich aufzustellen. „Wir haben in den vergangenen Wochen gute Arbeit geleistet“, sagte Schäfer und verweist vor allem auf die Verpflichtung von Sportvorstand Jan Schindelmeiser. Das Trio vertritt zudem die Interessen dreier Top-Sponsoren des VfB. Wie es im Roten Haus weitergehe, sagte Porth, werde in den jeweiligen Unternehmen (Daimler, Würth, Kärcher) aufmerksam verfolgt, „die Entscheidungsgremien, die hinter uns stehen, schauen sich das Gesamtbild an.“ Was legitim sei, man müsse Investitionen schließlich auch rechtfertigen. Zumal etwa Daimler in der Winterpause 2015/16 mehr „Geld gebracht hat, als vertraglich vereinbart war“.

Zusammen mit seinen zwei Mitstreitern bittet Daimler-Personalchef Porth nun, dass „man unserem Neuanfang Zeit gibt“. Franz Reiner, Chef der Mercedes-Bank, und Ex-VfB-Profi Hermann Ohlicher sollen am Sonntag zusätzlich ins Gremium gewählt werden. „Wir stärken unsere Sportkompetenz“, sagte Martin Schäfer. Sollten er, Porth und Jenner abgewählt werden, würde daraus nichts, eine außerordentliche Mitgliederversammlung wäre dagegen notwendig, der Ehrenrat müsste neue Kandidaten erst suchen. Für ein Amt, das nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist. „Jeder, der für eine Abwahl stimmt, sollte sich über die Konsequenzen im Klaren sein“, sagte Porth, „und ob es das ist, was man dem VfB wirklich wünscht.“

Plakate, auf denen der Aufsichtsrat angefeindet wird, „tun weh“, gab Schäfer zu, „vor allem, wenn man mit Frau, Kinder und Enkelkindern im Stadion ist“. Ans Aufgeben denkt derzeit aber keiner des Trios. Sie wollen ihrer Verantwortung gerecht werden, und sie sehen Voraussetzungen, nun nachhaltig etwas aufbauen zu können. „Wir sind stabil und gut aufgestellt“, sagte Jenner. „Wir haben schon viel verändert“, ergänzte Schäfer, „deshalb bin ich der Meinung: Wir sind auf einem guten Weg.“ Am Ziel, „aber noch lange nicht“.