Die ehemaligen Jugendleiter des VfB: Frieder Schrof (links) und Thomas Albeck. Foto: Pressefoto Baumann

Abschied der Nachwuchsleiter: Frieder Schrof wechselt nach 28 Jahren und Thomas Albeck nach 13 Jahren beim VfB zu RB Leipzig.

Stuttgart - Die Überraschung ist den beiden gelungen. Am Dienstag früh baten Frieder Schrof (57) und Thomas Albeck (56) um einen Termin beim Präsidenten. Dann legten sie Gerd Mäuser die Kündigung auf den Tisch. Das war’s!

Nach 28 Jahren geht der Jugend-Lotse Schrof von Bord. Möglichst schon nach der Winterpause, spätestens zum 1. Juli 2013 soll der Nachwuchschef beim Red-Bull-Club RB Leipzig sein Büro beziehen. Der Auftrag: Aufbau und Leitung der Jugendakademie, die spätestens 2014 ihre Arbeit aufnehmen wird. Nach Sachsen gelockt hat den Experten für die Entdeckung von Fußball-Talenten ein alter Bekannter: Ralf Rangnick, einst unter Schrof Jugendkoordinator beim VfB Stuttgart (1990 bis 1994), später Cheftrainer beim Team in Weiß und Rot (1999 bis 2001).

Mit ihm geht Thomas Albeck nach Leipzig, der ebenfalls bestens mit Rangnick bekannt ist. Der ehemalige württembergische Verbandssportlehrer war beim VfB seit 1999 zunächst Jugendkoordinator und seit einigen Jahren Sportlicher Leiter für die U-14- bis U-16-Mannschaften sowie Leiter des Nachwuchszentrums. In Leipzig wird er Sportlicher Leiter der Altersbereiche U 8 bis U 15 und verantwortet das Scouting sowie den Bereich Bildung und Erziehung in diesen Altersklassen.

Die Vorherrschaft des VfB in Sachen Jugendarbeit brechen

„Der große Reiz, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen, hat den entscheidenden Ausschlag gegeben“, teilte Frieder Schrof am Dienstag mit. „Beim VfB gab es viele unvergessene Triumphe, Freuden und Momente. Bei RB Leipzig freue ich mich auf die große Herausforderung“, sagte Albeck. Beide treten in Leipzig mit dem Ziel an, die Vorherrschaft des VfB in Sachen Jugendarbeit zu brechen. „Die Erfolge der Jugendabteilung des VfB, die die erfolgreichste in Deutschland ist, sprechen für die hervorragende Arbeit der beiden“, sagte Rangnick. „Unser Ziel ist es, den Nachwuchs in Leipzig an die Spitze des deutschen Fußballs zu bringen“, ergänzte Albeck.

Schrof legte bei seinen Jugendspielern schon immer gesteigerten Wert auf Etikette. Jetzt will er kein Öl ins Feuer gießen. Der Flurfunk auf der Geschäftsstelle meldete seit längerem, dass sich die Institution in der VfB-Jugendabteilung nicht mehr wohl fühlte. Nach der von Manager Fredi Bobic initiierten Umstrukturierung war Schrof ein König ohne Reich. Bobic hatte ihm erst Marc Kienle, dann Ralf Becker als Jugendkoordinator vor die Nase gesetzt. Auch Albeck war nicht amüsiert, als der VfB ihn in seinen Kompetenzen beschnitt. Wie der Verein die Lücken schließt, ist offen.

Dem Manager, auch das ist kein Geheimnis, hatte unter anderem Schrofs angebliche Nähe zum Kleinaspacher Spielerberater Uli Ferber (Fair-Sport) nicht behagt. Immer wieder gab es Beschwerden, Schrof lege den VfB-Talenten die Zusammenarbeit mit Fair-Sport nahe. Schrof wehrte sich gegen diese Kritik, die in seinen Augen auch Ausfluss eines gnadenlosen Wettlaufs unter Spielerberatern um die besten Nachwuchsspieler war. Jetzt wagt er, wohl auch auf Empfehlung seines Freundes Uli Ferber, einen Neuanfang in Leipzig. Auch Sportdirektor Ralf Rangnick ist ein Freund des Beraters.

„Der VfB wird erst merken, was er an Frieder Schrof hatte, wenn er nicht mehr da ist“, schätzt Uli Ferber. Schrofs Bilanz als Jugendleiter jedenfalls ist imponierend. Unter seiner Regie brachte der VfB Stuttgart 15 A-Nationalspieler hervor, darunter Kevin Kuranyi, Mario Gomez, Christian Gentner, Timo Hildebrand, Andreas Hinkel, Andy Beck, Serdar Tasci und Sami Khedira. 15 deutsche Meisterschaften mit den A- und B-Juniorenteams gehen mit auf sein Konto.