Wie passt der Wechsel von Mario Gomez zum VfB Stuttgart in die Personalpolitik der Weiß-Roten? Ein Überblick.
Stuttgart - Die Kuh ist vom Eis. Und der Coup ist gelandet. Mario Gomez also. Was für ein Name. Was für ein Stürmer. Und was für ein Transfer. Der VfB Stuttgart präsentiert kurz vor Weihnachten einen alten und neuen Star. Und der Sportvorstand Michael Reschke, der nach dem Abgang von Simon Terodde, der chronischen Verletzungsanfälligkeit von Daniel Ginczek und der Harmlosigkeit im Angriff unter Zugzwang war, hat bewiesen, dass er tatsächlich einen Mann in der Hinterhand hatte. Mehr noch: Reschke zog mit Gomez überraschend einen ganz dicken Fisch an Land. „Manchmal gibt es Konstellationen im Fußball, die man vorher nicht für möglich gehalten hat“, sagte Reschke, „wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Mario für die Rückkehr zum VfB zu begeistern.“
Zwischen 3,5 und vier Millionen Euro Ablöse überweist der VfB dafür an den VfL Wolfsburg, dazu kehrt der zuvor vom VfL ausgeliehene Offensivmann Josip Brekalo mit sofortiger Wirkung vom VfB zurück in die Autostadt. Brekalo aber war allenfalls eine Randnotiz am Freitag.
Denn Mario Gomez kommt zurück.
Gomez kann es „kaum erwarten, bis es wirklich losgeht“
In seine sportliche Heimat, dorthin, wo er von der Jugend an zum Topstürmer heranwuchs. Dorthin, von wo aus er seine große Karriere startete. Jetzt schließt sich der Kreis. Gomez (32) ist im Spätherbst seiner Karriere wieder beim VfB gelandet. Und er hat viel vor. „Es heißt ab jetzt, alles für den Klassenerhalt zu geben, eine gute Rückrunde zu spielen und zusätzlich für mich, mein Ziel Weltmeisterschaft zu erreichen“, sagte er und ergänzte, dass er wisse, wie groß die Erwartungen seien: „Die Situation ist sehr herausfordernd.“ Und deshalb, so Gomez weiter, könne er es „kaum erwarten, bis es wirklich losgeht“.
Der Stürmer unterschrieb beim VfB einen Vertrag bis 2020, Anfang Januar soll dann vor dem Start in die Rückrunden-Vorbereitung die sportärztliche Untersuchung folgen. Und nach allem, was zu hören ist, wird Gomez beim VfB im Vergleich zu seiner Wolfsburger Zeit, wo er dank der Unterstützung von Geldgeber VW mit geschätzt sechs Millionen Euro Jahresgehalt fürstlich entlohnt wurde, auf einen Teil seines Salärs verzichten. Gomez drang darauf, Wolfsburg verlassen zu dürfen – im nächsten Sommer hätte er dank einer Klausel ohnehin aus seinem bis 2019 laufenden Vertrag aussteigen können, wenn der VfL nicht international spielt.
Reschke holte viel Erfahrung – und Ascacibar
Jetzt also Stuttgart. Wieder Stuttgart. Aus dem ehemaligen Jungen Wilden Gomez ist ein alter Wilder geworden. Was durchaus zu angeregten Diskussionen innerhalb der VfB-Gemeinde führt. Denn bei Andreas Beck, einem anderen ehemaligen Jungen Wilden, und bei Dennis Aogo, den der VfB verpflichtete, als er schon ein recht alter Wilder war, gestalten sich die Dinge ähnlich. Was zur Frage führt, ob der Verein in seiner Transferpolitik nicht ein bisschen zu sehr auf Alter und Erfahrung setzt – unabhängig von der Verpflichtung von Santiago Asacibar (20) im Sommer.
Klar ist: Der VfB Stuttgart ist im Kampf gegen den Abstieg auch auf kurzfristige Lösungen angewiesen, und im Zweifel hätte Michael Reschke wahrscheinlich auch einen 48-jährigen Stürmer verpflichtet, wenn er wüsste, dass der in der Rückrunde zehnmal trifft und den Club zum Klassenverbleib führt.
Ein Toptalent steht in den Startlöchern
Dabei hat der VfB die langfristige Zukunft durchaus im Blick. Der Vertrag mit dem 16-jährigen Offensivtalent Leon Dajaku etwa wurde bis 2022 verlängert – das ist insofern erwähnenswert, da der beidfüßige Deutsch-Albaner in der Bundesliga-Südwest der B-Junioren in 13 Vorrundenspielen 18 Tore schoss. Wenn er so weiter macht, wird er nach den Gesetzen der Branche kurz-, mittel- und langfristig womöglich bald als Mini-Gomez gehandelt. Der echte Gomez wiederum hat eine eher durchwachsene Bundesliga-Hinrunde beim VfL Wolfsburg hinter sich – verletzungsbedingt kam er lediglich auf zwölf Einsätze, schoss dabei nur ein Tor und verschoss zwei Elfmeter.
In der vergangenen Saison allerdings war Gomez mit seinen Treffern der Garant dafür, dass der VfL den Klassenverbleib schaffte. Das und nicht weniger ist nun auch sein Auftrag beim VfB . Der Präsident Wolfgang Dietrich ist schon mal guten Mutes. „Es ist für den ganzen Verein ein gutes Signal“, sagte er, „dass wir Mario wieder in der VfB-Familie begrüßen können.“