Christian Molinaro Foto: Baumann

In Stuttgart hat Molinaro die Nestwärme, die er in Turin vermisst hat - das sagt er im Interview.

 Stuttgart - Seit einem Monat ist Cristian Molinaro (26) Profi beim VfB. In Stuttgart hat er die Nestwärme, die er bei Juventus Turin vermisst hat. "Ich muss das Vertrauen des Vereins spüren, hier bin ich Teil der Gruppe", sagt der Verteidiger.

Hallo, Cristian Molinaro, was machen Ihre Deutschkenntnisse?

Danke, ich komme ganz gut voran. Man hat mir erzählt, dass Deutsch eine sehr schwere Sprache sei. Jetzt bin ich erleichtert. Ich dachte eigentlich, es würde schlimmer.

Wie oft pauken Sie Deutsch?

(Stöhnt) Puh, am Mittwoch waren es drei Stunden am Stück. Das war hart, danach hat mir der Kopf gebrummt.

Das Wörterbuch, das Ihre Freundin Ihnen zum Abschied aus Turin geschenkt hat, ist demnach schon zerfleddert?

(Seine Deutschlehrerin Maria Caldarelli, die das Gespräch übersetzt, schaltet sich ein) Im Trainingslager in La Manga haben ihm die Jungs vom VfB-TV deutsche Sätze aufgeschrieben, die er ganz allein und nur mit Hilfe seines Wörterbuchs übersetzt hat.


Sie sind demnach ein fleißiger Schüler.

(Lacht) Maria lässt nicht locker. Ich muss ihr gehorchen, sonst bekomme ich ein Problem mit ihr. Sie hat sogar extra ein Training von uns besucht, um zu hören, welche Kommandos wir uns auf dem Platz geben.

Trainer Christian Gross spricht ja zum Glück Italienisch.

Ja, aber vor der Mannschaft tut er mir den Gefallen eher selten. Da ist schon Deutsch gefragt. Deshalb haben wir erst den Fußball-Wortschatz gepaukt. Im Großen und Ganzen verstehe ich schon, was der Trainer auf Deutsch sagt. Ansonsten helfen mir Stefano Celozzi oder auch Zdravko Kuzmanovic, die beide Italienisch sprechen.

Ein Vertrag bei Juve ist für viele Profis ein Lebenstraum. Wie schwer fiel es Ihnen, den Verein wieder zu verlassen?

Ich bin ehrlich. Mein Ziel ist es immer, am obersten Niveau Fußball zu spielen. Und ich habe zwei Jahre lang gute Spiele für Juventus abgeliefert. Zuletzt hätte ich mir gewünscht, dass ich die gleiche Chance bekomme wie andere Spieler. Das war leider nicht der Fall.

Der Verein hat den Weltmeister Fabio Grosso für Ihre Position verpflichtet. Sind Sie überzeugt, dass Sie mit ihm mithalten könnten?

Entscheidend ist der Platz und was der Einzelne dort zeigt. Ich hätte gern die Möglichkeit gehabt, die Juventus Fabio Grosso gegeben hat. Deshalb musste ich eine drastische Entscheidung treffen. Schließlich spiele ich Fußball, weil es meine Leidenschaft ist.

Was gab den Ausschlag zugunsten des VfB? Sie hatten auch andere Angebote.

Ich muss das Vertrauen des Vereins spüren, ich will Teil der Gruppe sein. Der VfB gab mir zu spüren, dass er mich unbedingt will und dass ich hier die Möglichkeit habe, zu spielen.

Ihr Konkurrent auf der linken Abwehrseite ist Arthur Boka. Wie schätzen Sie den Konkurrenzkampf mit ihm ein?

Arthur ist Nationalspieler und hat viel Qualität. Wir werden beide um diesen einen Platz kämpfen. Generell gilt: Konkurrenz tut der Mannschaft auf jeder Position gut.

Früher war der Außenverteidiger in erster Linie ein Abwehrspieler, heute ist er der erste Angreifer. Wie ordnen Sie Ihre Rolle im modernen Fußball ein?

Ich denke zuerst an meine Pflichten als Abwehrspieler. Für den Erfolg ist erst mal wichtig, dass man keine Gegentore bekommt. Natürlich ist es richtig, dass das Spiel im Raum die reine Manndeckung abgelöst hat. Deshalb suche ich immer wieder den Weg nach vorn.

Siehe Ihren energischen Vorstoß im Spiel gegen Borussia Dortmund, mit dem Sie das Tor zum 1:0 eingeleitet haben. Die Fans waren begeistert.

Das freut mich. Ich will ihnen gern etwas zurückgeben. Sie machen eine tolle Stimmung. Das beflügelt einen schon, wenn man aus der Kabine ins Stadion einläuft.


Was Molinaro über Stuttgart erzählt und wie sehr ihm seine Familie fehlt, lesen Sie in unserer Printausgabe.