Heike Hofmann und Daniel Pfofe haben ihr Herz an die VfB-Damen verloren, sind auch stolz auf handsignierte Trikots. Foto: Simon Granville

Der 1. OFC Brustringfrauen aus dem Kreis Ludwigsburg ist der erste Fanclub für die Damen des VfB. Die Initiatoren schätzen vor allem das Fairplay – „Neymar-Rumgerolle“ gibt es nicht.

Die Frauen des VfB Stuttgart reiten auf einer Welle des Erfolgs. Als Aufsteiger in die Zweite Bundesliga stehen sie nach acht Partien auf Rang zwei und klopfen damit ans Tor zur Beletage des deutschen Damenfußballs. Das wahrscheinlich irrsinnigste Spiel ihrer noch jungen Geschichte lieferten sie unlängst in Mainz ab, als sie einen 0:4-Rückstand noch in einen Sieg drehten. Spielerinnen und Trainerteam eskalierten.

 

Aber auch das Träubchen Anhänger auf der Tribüne jubelte ekstatisch. Neben dem VfB-Präsidenten Dietmar Allgaier waren das vor allem die Mitglieder des 1. OFC Brustringfrauen – seines Zeichens erster Fanclub, der exklusiv die Damen der Roten unterstützt. Glaubt man den Gründern des Fanclubs, findet man bei den Frauen etwas, das im männlichen Profi-Zirkus teils verloren gegangen ist: eine familiäre und friedvolle Fußballkultur.

So hat alles begonnen

Die Initiative dazu war von Heike Hofmann und Daniel Pfofe ausgegangen. Die Leonbergerin und der Kornwestheimer kennen und schätzen sich aus gemeinsamen Jugendtagen in Gerlingen, wo beide aufgewachsen sind und im Schwimmverein trainiert haben. Hofmann ist zugleich eine Koryphäe und Pionierin des Frauenfußballs im Raum Stuttgart und leitete beispielsweise die Abteilung Frauenfußball beim VfL Sindelfingen, einst das Nonplusultra in der Region.

Über ihr großes Netzwerk glühten die Drähte auch zum VfB Obertürkheim, mit dem der VfB Stuttgart bei der Gründung seiner Frauenabteilung kooperierte und von dem er das Spielrecht ab der Saison 2022/23 übernahm. „Es hat sich dann entwickelt, dass ich immer wieder da war und mir auch die Spiele angeschaut habe“, sagt Hofmann, die auch beruflich mit dem Traditionsclub aus Bad Cannstatt verbandelt ist und im Servicebereich arbeitet.

Die Mitglieder des 1. OFC Brustringfrauen waren auch bei dem jetzt schon historischen Auswärtsspiel in Mainz dabei, das die VfB-Damen nach einem Vier-Tore-Rückstand noch komplett drehten. Foto: privat

Pfofe wiederum ist seit der Kindheit glühender Anhänger des fünfmaligen deutschen Meisters bei den Herren, hatte aber mit Frauenfußball zunächst wenig am Hut. Ihm gefiel jedoch der Gedanke, dass für seinen Herzensverein nun auch Damen die Kickstiefel schnürten. Der 53-Jährige radelte fortan regelmäßig zu den Partien der VfB-Damen. „Ich habe gesehen, dass da was Unterstützenswertes ist“, sagt er.

Pfofe stieg zunächst als Stadionsprecher ein. „Dann war die Überlegung, was man noch tun könnte, um den Mädels ein bisschen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen“, sagt der Anwalt und Steuerberater.

Über die Herren finde man Infos in den Zeitungen oder im Internet. Über den familiären Background der Frauen, was sie für ihren Sport investieren und wie sie dazu gekommen sind, wisse man dagegen so gut wie nichts, moniert Pfofe. So sei die Idee entstanden, einen Podcast zu starten.

Regelmäßig sind Spielerinnen oder Personen rund um das Team zu Gast im Podcast, zuletzt zum Beispiel Torhüterin Eve Boettcher oder Trainer Heiko Gerber. Pfofe holte dafür seine alte Freundin Heike Hofmann mit ins Boot. „Sie hat über 20 Jahre ein unfassbares Wissen über den württembergischen und deutschlandweiten Frauenfußball angesammelt“, erklärt der Kornwestheimer. Doch beim Podcast blieb es nicht.

Torhüterin Eve Boettcher war schon beim Podcast von Heike Hofmann und Daniel Pfofe zu Gast. Foto: Archiv (Pressefoto Baumann)

Pfofe war der Überzeugung, dass es auch einen Fanclub ausschließlich für die Frauen geben müsse. Auf einer Fahrt zu einer Fußballveranstaltung stupste er Heike Hofmann an, die sofort Feuer und Flamme war. Pünktlich zum Aufstieg der Damen in die Regionalliga im Juni 2024 wurde der allererste VfB-Frauen-Fanclub namens 1. OFC Brustringfrauen aus der Taufe gehoben. „Es brauchte formal zehn Gründungsmitglieder, wir hatten elf“, sagt Heike Hofmann. Mittlerweile sei die Zahl der Getreuen auf 52 angewachsen.

Der Fanclub unterstützt die VfB-Frauen während der Spiele mit Bannern, organisiert Auswärtsfahrten – und distanziert sich deutlich von Gewalt im Stadion. Der OFC wirbt stattdessen für ein friedliches Miteinander.

Kein „Neymar-Rumgerolle“ bei den Frauen

„Beim Frauenfußball ist einfach ein anderes Klientel, alles ist viel familiärer“, betont Heike Hofmann. Eine Fantrennung sei beispielsweise nicht nötig, selbst bei Partien, bei denen auf Männerebene Ärger vorprogrammiert wäre.

Als Stadionsprecher lieferte Daniel Pfofe zum Beispiel auch anerkennend Hintergründe zum Gastteam von Turbine Potsdam, das die Fahne des Frauenfußballs schon lange hochhält. Bayern-Anhängern, die in der prallen Sonne ihr Team anfeuerten, brachte er kurzerhand etwas zum Trinken. Klar, es werde auch mal gefrotzelt und gestichelt, aber immer auf einer freundschaftlichen Ebene, erklärt Pfofe.

Die Damen lebten auf dem Platz auch Fairplay vor, sagen die Fanclub-Gründer. Krümme sich eine Spielerin vor Schmerzen, werde die Partie in der Regel kollektiv von den Kickerinnen gestoppt und man kümmere sich um die Verletzte.

„Und wenn sie liegen bleiben, dann haben sie auch was. Es gibt kein Neymar-Rumgerolle“, betont Pfofe. „Das ist noch ehrlich“, ergänzt Hofmann. Die beiden Vorsitzenden des 1. OFC Brustringfrauen hoffen, dass sich daran trotz der fortschreitenden Kommerzialisierung im Frauenfußball nichts Grundlegendes ändert.

Für die Zukunft haben sich Hofmann und Pfofe vorgenommen, für die Mitglieder noch bessere Angebote für Auswärtsfahrten aufs Gleis zu bringen. Im Hinterkopf haben sie zudem, eine Gründung einer Art Dachverband der Frauen-Fanclubs in Deutschland anzustoßen, um einen „wertschätzenden Umgang untereinander zu propagieren und auch zu leben“, wie Pfofe erklärt.

Diskussion um den Namen

Pioniere
Die Frauenfußball-Abteilung des VfB Stuttgart wurde 2021 gegründet. Die erste Mannschaft ist inzwischen bis in die Zweite Bundesliga durchmarschiert. Der 1. OFC Brustringfrauen war der erste Fanclub, der dezidiert die Frauenteams des VfB supportet hat. Die ältesten Mitglieder sind jenseits der 80, das jüngste ist acht Jahre alt.

Was zählt
OFC-Präsidentin Heike Hofmann und ihr Vize Daniel Pfofe betreiben mit dem für die Technik zuständigen Pascal Pfeifer einen Podcast, dessen Folgen man sich unter anderem auf der Webseite der Brustringfrauen anhören kann. Über den Namen des Fanclubs ist vor der Gründung intern kurz diskutiert worden, weil man den Begriff „Brustringfrauen“ auch falsch konnotieren könnte. „Aber eine solche Denke wollten wir uns dann nicht vorschreiben lassen“, sagt Pfofe. „Und der Brustring ist das Einzige, was zählt, und im VfB-Liedgut verankert“, ergänzt Hofmann.