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Innenverteidiger verordnet sich nach seiner Degradierung beim VfB und DFB positives Denken.

Stuttgart - Seine Rolle als Ersatzmann bei der WM war für Serdar Tasci „ein Schlag ins Gesicht“, beim VfB musste er sich hinten anstellen, und zum Auftakt der EM-Qualifikationsspiele ist er nur Zuschauer. „Ich versuche, aus allem das Positive zu ziehen“, sagt er – was ihm nicht leichtfällt.

Als die Kollegen längst auf dem Heimweg waren, stand für Serdar Tasci am Donnerstag noch ein wichtiger Termin im Olympiastützpunkt an. Den umfangreichen Medizincheck, den die Deutsche Fußball-Liga (DFL) vor jeder neuen Saison vorschreibt, hatten die VfB-Kollegen schon im Trainingslager in Donaueschingen hinter sich gebracht. Dass Tasci erst Wochen später antrat, ist symptomatisch für seine Situation. Und damit für seine Befindlichkeit.

Wo immer Serdar Tasci zuletzt hinkam, kam er zu spät.

Die WM in Südafrika war schon fast Geschichte, als Tasci noch seine Chance bekam – im Spiel um Platz drei, eine Minute lang. Der VfB hatte sich schon fünf Spiele lang abgestrampelt, als Tasci am vergangenen Sonntag endlich sein Saisondebüt feiern durfte. Auch beim Länderspiel in Dänemark (2:2) war er nicht auf Ballhöhe. Nur einmal zwar, doch das reichte: Ein Patzer führte zum ersten Gegentor.

„Ich habe meine Erfahrungen gemacht“, sagt Tasci (23) und lächelt vielsagend. Jahrelang war es in seiner Karriere nur steil nach oben gegangen. Jetzt kommen die Rückschläge, die Enttäuschungen – und damit die Bewährungsproben: Wie kommt ein Sonnenkind mit den Schattenseiten klar?

Tasci grollte und schmollte

Tasci und seine Bank-Lehre.

Südafrika hat er für sich abgehakt, behauptet er: „Ich wurde WM-Dritter.“ Da muss er selbst schmunzeln. Denn wenn er ehrlich ist, waren das für ihn „inklusive Vorbereitung acht Wochen Training“. Umso begieriger folgte er der Einladung zum Länderspiel gegen Dänemark – ein Fehler: „Ich hatte nach dem Urlaub nur drei Tage trainiert und war gar nicht fit. Es war nicht so klug hinzufahren.“ Sein Patzer habe ihn „tagelang beschäftigt“. Was „das richtig geile Gefühl“ relativierte, dass erstmals die Kapitänsbinde sein DFB-Trikot zierte.

Der Aussetzer bestärkte VfB-Trainer Christian Gross darin, auf Tasci zunächst zu verzichten. Auch dann, als sich der Verteidiger fit fühlte. Tasci grollte und schmollte, sein Berater Uli Ferber brachte andere Clubs ins Spiel. „Wenn es irgendwo nicht weitergeht, muss man eine andere Lösung suchen“, sagt Tasci. Nämlich? „Wir sind auf die Lösung gekommen, dass ich beim VfB bleibe und wir erfolgreich sein wollen.“

Das klingt eher nach einer Notlösung, und das bezieht sein Verhältnis zum Trainer ein, das nicht eben ungetrübt ist. Im März hatte ihn Gross gegen den FC Bayern auf die Ersatzbank gesetzt. Tasci sei „noch kein gestandener Bundesligaprofi“. Seine jüngste Zwangspause empfindet Tasci geradezu als Demütigung. Und so bitter der letzte Tabellenplatz ist, die sportliche Durststrecke des VfB dient ihm als Schutzschild. Auf Fragen nach Trainer Gross antwortet er: „Angesichts unserer Lage zählt es nicht mehr, wie ich mich mit dem Trainer verstehe.“ Jetzt zählt nur der Erfolg: „Wir hatten viele Abgänge, die kann man nicht so leicht kompensieren.“ Andererseits sieht er in der Kabine „fast ausschließlich Nationalspieler“.

Bewegte Zeiten, harte Zeiten. Seine schwerste Zeit? Tasci widerspricht. Die Saison 2007/08, als bei ihm eine Verletzung die andere jagte, empfand er als noch schwerer: „Wenn du verletzt bist, ist es schlimmer. Wenn du gesund bist, kommt der Rest von allein.“ Früher – oder später.