VfB (Martin Harnik, Christian Gentner) siegt 2014 in Frankfurt nach 0:1 und 3:4 Foto: Bm

Rückstand für den VfB – na und? Die Mannschaft von Trainer Jürgen Kramny hat in dieser Saison nach Rückständen schon zwölf Punkte geholt – nur Gegner Bayer Leverkusen ist um einen Zähler besser.

Stuttgart - Das Trainingsspiel läuft, die A-Mannschaft führt 5:1. „Noch zehn Minuten“, ruft Trainer Jürgen Kramny auf den Platz, „jetzt zählt jedes direkt erzielte Tor doppelt. So kann die andere Mannschaft auch noch gewinnen.“ Es ist das Signal zum Aufbruch für das B-Team, das sich am Ende dann mit 7:6 durchsetzt. Kramny nickt zufrieden – Trainingszweck erfüllt. „Das Wissen, dass wir Spiele drehen können, steckt in unseren Köpfen. Das macht uns Mut.“

Und es ist immer wieder abrufbar. Siehe zuletzt das 3:3 gegen den FC Ingolstadt – nach 1:3-Rückstand. Oder viele andere Partien zuvor: In 18 Begegnungen lag der VfB laut dem Statistikdienst Deltatre in dieser Saison schon im Hintertreffen. Daraus machte er zwölf Punkte (drei Siege, drei Unentschieden) – respektabel. Nur Bayer Leverkusen, der Heimgegner an diesem Sonntag (15.30 Uhr/Sky), ist mit 13 Zählern einen Hauch erfolgreicher. Beide Teams sind die Stehauf-Männer der Liga, die Aufholjäger vom Dienst. „Wir haben das schon im Trainingslager im Winter einstudiert, viele Ergebnisse seither bestärken die Mannschaft: Wenn sie merkt, dass sie nach einem 0:1 nicht gleich das 0:2 kassiert, hat sie genügend Sprit im Tank, um zurückschlagen zu können“, sagt Trainer Jürgen Kramny. Hilfreich sind dabei Faktoren wie Teamgeist, Vertrauen und Mentalität: „In diesen Bereichen sind wir deutlich besser geworden.“

Den VfB bringt so leicht nichts mehr vom Kurs ab

Besser als zu Saisonbeginn, als der VfB im Hinspiel bei Bayer Leverkusen 3:1 führte – und 3:4 unterlag. Besser auch als in den vergangenen Spielzeiten. „Noch vor einem Jahr hat uns jede Kleinigkeit in den Spielen vom Kurs abgebracht“, sagt Christian Gentner. Jetzt hat die Mannschaft die Aufholmentalität konditioniert. Siehe Ingolstadt. Als es 1:3 stand, hat der VfB kurz innegehalten und sich gesammelt. „Wir haben uns gesagt: Wir konzentrieren uns viel zu sehr auf den Schiedsrichter und auf die Hektik von außen – so werden wir das Spiel nicht drehen können“, sagt Christian Gentner. Die Mannschaft erinnerte sich an ihre Tugenden – und kam zum Teilerfolg.

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Ganz neu ist das beim VfB nicht. Es ist eine Qualität, die vorübergehend nur verschüttet war. Denn packende Aufholjagden haben die Roten schon früher hingelegt – siehe diese (unvollständigen) Beispiele: 25. Oktober 2014, Eintracht Frankfurt – VfB 4:5 (1:2): Von 0:1 über 3:1 auf 3:4 – es ging hoch her. Mit Leidenschaft und Kampfgeist gewann der VfB durch Treffer von Gentner (2), Martin Harnik (2) und Timo Werner.

5. Februar 2011, Borussia Mönchengladbach – VfB 2:3 (2:0): Zur Halbzeit dieses Duells gegen den Abstieg (21. Spieltag) war der VfB auf den letzten Tabellenplatz gerutscht, nach 90 Minuten waren die Roten obenauf – Timo Gebhart (87.) gelang das Happy End.

12. Mai 2007, VfL Bochum – VfB 2:3 (2:1): Nach 0:1 und 1:2 kam die Wende. Cacau bereitete zwei Tore vor und erzielte eines selbst. Der VfB war Tabellenführer – und eine Woche später deutscher Meister.

29. September 1998, Feyenoord Rotterdam – VfB 0:3 (Hinspiel 3:1): Schon in der ersten Runde stand der VfB nach dem 1:3 im Daimlerstadion vor dem frühen Aus im Uefa-Cup. In Rotterdam gelang das schier Unmögliche: Nach Treffern von Krassimir Balakov (35.) und Kristijan Djordjevic (70.) schoss Fredi Bobic den VfB in der Schlussminute weiter.

11. April 1998, Schalke 04 – VfB 3:4 (2:2): Beide Clubs kämpften um die Teilnahme am Uefa-Cup. Nach zehn Minuten lag der VfB 0:2 zurück, der Gleichstand zur Pause ging erneut flöten. Jonathan Akpoborie traf zum 3:3, Kapitän Frank Verlaat (89.) erzielte die erste VfB-Führung, die den Sieg bedeutete. Am Ende spielten beide Clubs international.

25. April 1992, VfB – Borussia Dortmund 4:2 (2:1): Im fünftletzten Saisonspiel fing der VfB die Borussia an der Tabellenspitze ab und zog wie Eintracht Frankfurt nach Punkten gleich. Es war ein hartes Stück Arbeit: Nach einem Eigentor durch Thomas Helmer zum 1:1 (32.) trafen Fritz Walter (45./71.), Helmer (84.) und Maurizio Gaudino (90.). Am Ende der Saison war der VfB deutscher Meister – ebenfalls nach Rückstand. Beim 2:1 in Leverkusen drehten Fritz Walter(43.) und Guido Buchwald (86.) die Partie.