Benjamin Pavard soll auch in der kommenden Saison für den VfB Stuttgart verteidigen. Foto: Baumann

Im nächsten Sommer kann Benjamin Pavard den VfB für eine fixe Ablöse von 35 Millionen Euro verlassen. Vieles spricht dafür, dass der 22-Jährige noch eine Saison in Stuttgart bleibt – und 2019 geht.

Stuttgart - Er ist die heißeste VfB-Aktie des Sommers. Denn durch seinen starken Auftritt bei der WM weckt Benjamin Pavard vielerorts Begehrlichkeiten. Beim VfB geht man mit der Situation aber gelassen um – immerhin verweist Michael Reschke darauf, frühzeitig sämtliche Hausaufgaben erledigt zu haben. Und zwar zu einem Zeitpunkt, wie der Manager erklärt, als nicht zwingend klar gewesen sei, „dass der Benji für Frankreich als Stammspieler aufläuft – und so stark aufspielt.“

Natürlich wünscht man dem 22-Jährigen Defensivmann beim VfB, wo er einen Vertrag bis 2021 besitzt, für den weiteren WM-Verlauf nur das Beste. Nach seinem Sahnetor gegen Argentinien trifft Pavard mit der Équipe de France als Rechtsverteidiger im Viertelfinale am Freitag (16 Uhr) auf Uruguay – und kann somit auch weiter Werbung in eigener Sache machen.

Dagegen hätte man auch beim VfB nichts einzuwenden, wo man sich mit Blick auf die Karriereplanung des Franzosen in einer optimalen Position sieht. Schließlich sei das Vertrauensverhältnis zum Spieler und dessen Berater Joseph Mohan ein gutes. So steht Michael Reschke auch während der WM in ständigem Austausch mit dem Spieler, der in diesem Sommer keine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag besitzt. Im nächsten Sommer ist das anders: Da kann Pavard für die festgeschriebene Ablösesumme von 35 Millionen Euro gehen.

Der VfB ist Herr des Verfahrens

Diese Konstellation war nur möglich, heißt es beim VfB, weil man seitens des Clubs bereits im vergangenen Dezember den Vertrag mit dem Lockenkopf aus Maubeuge um zwei Jahre zu verbesserten Bezügen verlängert hatte. Damals wurde auch die neue Ablöseregelung in den Kontrakt aufgenommen, die besagt, dass der VfB in diesem Sommer Herr des Verfahrens ist.

Und noch an anderer Stelle sind die Stuttgarter tätig gewesen: So wird der VfB im Falle eines Wechsels im Jahr 2019 die 35 Millionen Euro Ablöse komplett einstreichen. Schließlich hat Manager Michael Reschke nach Informationen unserer Redaktion dem OSC Lille, von dem Pavard im Sommer 2016 nach Stuttgart gewechselt war, im vergangenen Winter die Beteiligung an Erlösen eines Folgetransfers des Defensivmannes abgekauft. Damals war Lille in Finanzierungsnöten – und konnte das Geld aus Stuttgart gut gebrauchen.

Der VfB wiederum hat sich nun auf eine klare Marschroute in der Personalie Benjamin Pavard festgelegt. Deren Slogan lautet: Punkte statt zusätzlicher Millionen. „Wir haben immer erklärt, dass wir den Spieler in der nächsten Saison noch beim VfB halten wollen“, bekräftigt Michael Reschke erneut. So möchten die Stuttgarter in Richtung ihrer Fans, der Konkurrenz und der Sponsoren mit dem Verbleib von Pavard in der kommenden Runde ein Signal setzen.

Es gibt auch eine Schmerzgrenze

Selbst bei einer Offerte von 50 Millionen Euro für Benjamin Pavard, so ist es aus dem Clubhaus an der Mercedesstraße zu hören, wolle man in diesem Sommer nicht schwach werden. „Wir verzichten gerne auf viel Geld“, sagt Reschke, „wenn Benji dafür noch ein weiteres Jahr für uns spielt.“

Allerdings gibt es auch eine Schmerzgrenze. Sollte ein ganz verrücktes Angebot aus England oder etwa von Paris St-Germain um dessen neuen Trainer Thomas Tuchel ins Haus flattern, wird man beim VfB seine Linie noch einmal überdenken.

Doch so lange gilt: Pavard bleibt in Stuttgart – und wird den Verein, der ihn 2016 für fünf Millionen Euro kaufte, dann im nächsten Sommer als Rekordtransfer (Mario Gomez ging 2009 für 30 Millionen Euro nach München) verlassen. Klar ist auch, dass der FC Bayern dann die besten Karten für eine Verpflichtung des Abwehrmannes besitzt, der für Frankreich aktuell zwar als WM-Rechtsverteidiger aufläuft, der aber auch nach eigener Einschätzung als Innenverteidiger noch stärker ist.

Vieles spricht für den FC Bayern

Schließlich hat Pavard mit seinem Wechsel von Lille zum damaligen Zweitligisten VfB bewiesen, dass er über den Tellerrand hinausblickt. Immerhin ist ein Wechsel nach Deutschland für einen Franzosen nicht die naheliegendste Lösung. Doch Pavard schätzt die Seriosität der Clubs in der Bundesliga sehr – ein Punkt, der eindeutig für die Bayern spricht.

„Ich weiß, was ich am VfB habe und was ich dem Club verdanke“, sagte Pavard noch vor seiner Abreise zur WM: „Allerdings will ich mich künftig mit den Besten messen.“ Dies wäre in München auch auf internationalem Parkett möglich.