Anthony Rouault ist in der Innenverteidigung des VfB gesetzt. Auch, weil es wenig Konkurrenz gibt. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Der VfB hat in Augsburg zu null gespielt, was auch an der Offensivschwäche des Gegners lag. Klar ist, dass die Viererkette weiter der fragilste Mannschaftsteil ist. Verstärkung täte daher gut.

Der FCA-Sportdirektor Marinko Jurendic nahm sich in den Katakomben des Stadions mehr als eine halbe Stunde Zeit, um auch die Augsburger Reporter zuversichtlich zu stimmen. Doch es half alles nichts: Sein Team hatte gegen den VfB verdient mit 0:1 verloren. Auch, weil im Sturm der Gastgeber mal wieder ganz ein laues Lüftchen wehte. Mickerige 17 Tore hat der Angriff der bayerischen Schwaben bisher in dieser Bundesliga-Runde zustande gebracht.

 

Der VfB durfte somit unterm Strich das dritte Zu-null-Spiel der Saison als weiteren Teilsieg verbuchen – sollte sich aber davon nicht blenden lassen. Denn es blieb die Frage offen, ob die Stuttgarter Deckung auch mehr Gegenwind standgehalten hätte. Zweifel sind nach dem Auftritt des Deckungsverbundes in Augsburg einmal mehr angebracht. Die Antwort, wie sturmfest Jeff Chabot und Co. sind, gibt es im Heimspiel an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) gegen RB Leipzig, wenn sich der VfB Angreifern anderen Kalibers stellen muss.

Doch schon jetzt ist klar, dass den Stuttgartern ein Neuzugang in der Verteidigung guttun würde. Denn die Probleme in der Defensive werden nicht kleiner. So schafften es mit Leonidas Stergiou und Anrie Chase zwei Abwehrspieler erst gar nicht in den Spieltagskader für Augsburg. Chase leistete sich zuvor im Test gegen Ajax Amsterdam einen vogelwilden Auftritt, befindet sich im Formtief, was man einem jungen Spieler auch zugestehen muss.

Doch die Erfahreneren bieten ebenfalls Angriffsfläche: So findet bei Anthony Rouault, der in der Schlussphase der Partie beim FCA ein paarmal stark klärte, ein Aufbauspiel quasi nicht statt. Nur Sicherheitspässe zu spielen, das ist in der Bundesliga auch für einen Abwehrspieler zu wenig.

Daher bleibt die Spieleröffnung meist an Partner Jeff Chabot hängen, der aber seinerseits gerne auf Nummer sicher geht, anstatt auch mal schneller und variabler, etwa mit Diagonalbällen, zu operieren. Agierte der Ex-Kölner im ersten Saisondrittel defensiv noch sehr stabil und fast fehlerfrei, so mischt sich inzwischen die ein oder andere Konzentrationsschwäche in sein Spiel, was womöglich auch mit der hohen Belastung einhergeht.

Zwei Verteidiger als Dauerbrenner

Schließlich muss man es dem Duo Chabot/Rouault beim Tanz auf drei Hochzeiten in jedem Fall hoch anrechnen, dass beide die Stellung halten in Zeiten, in denen gerade in der Defensivzentrale bislang keine passable Back-up-Lösung in Sicht ist. Dan-Axel Zagadou war als Stammspieler und Fixpunkt der Abwehr eingeplant – und fällt mit Knieproblemen noch weitere Monate aus.

Der Burnley-Neuzugang Ameen Al-Dakhil bleibt derweil auch nach fünf Monaten beim VfB der Mister Unbekannt. Wann der belgische Nationalspieler, dem ein guter Spielaufbau nachgesagt wird, wirklich ein Zugewinn für den Vizemeister ist, bleibt weiter unklar. Bisher steht der 22-Jährige bei zehn Bundesliga-Minuten für seinen neuen Arbeitgeber.

Da auch Josha Vagnoman bis auf zwei schöne Flankenläufe in Augsburg gehemmt wirkte und so langsam den heißen Atem des Routiniers Pascal Stenzel als Alternative für hinten rechts spürt, war Nationalspieler und Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt der beste Akteur der VfB-Defensive. „Lob verdient unsere Viererkette. Stark, wie sie am Ende alles wegverteidigt hat“, sagte Deniz Undav nach dem Augsburg-Spiel. Doch auch der Goalgetter wird wissen, dass die Abwehr der fragilste Mannschaftsteil beim Vizemeister ist.

Wird der VfB auf dem bis 3. Februar geöffneten Wintermarkt nach der Offensivpersonalie Jacob Bruun Larsen also auch für die Defensive aktiv? „Auf dem Transfermarkt passiert immer was. Ob bei uns, das wird man sehen“, erklärte der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth vielsagend. So ist die Spur zum Österreicher Kevin Danso vom RC Lens erkaltet, während der Innenverteidiger Renato Veiga vom FC Chelsea, bei dem der VfB sein Interesse an einem Leihgeschäft bekundet hatte, nun vermutlich zu Borussia Dortmund wechselt.