Hannes Wolf kann zum VfB-Trainingsauftakt nur zwei neue Spieler begrüßen – und sagt: „Es gibt immer Unterschiede zwischen Wünschen und Realitäten.“ Foto: dpa

Zum sportlichen Start in die Saison hat sich der VfB Stuttgart seinen Fans präsentiert. Viele Neuzugänge waren nicht dabei – doch Trainer Hannes Wolf sagt: „Wir wollen das Maximale herausholen.“

Stuttgart - Ein bisschen kühl, aber auf jeden Fall beeindruckend und erholsam ist er gewesen, der Sommerurlaub des Hannes Wolf. So hat die Seereise den VfB-Trainer mit Ehefrau Julia und den zwei kleinen Töchtern über Schottland, Island, Spitzbergen und die Lofoten ins norwegische Bergen geführt. „Ich schaue sehr gerne raus aufs Wasser“, sagt der 36-Jährige, der nun wieder in Stuttgart in seinen fußballerischen Heimathafen eingelaufen ist.

Ein „Showtraining“ zum Auftakt vor 4000 Fans

Schließlich ist am Montagabend der Trainingsauftakt beim Bundesliga-Aufsteiger über die Bühne gegangen. „Das war eher ein Showtraining“, sagt Wolf zum Aufgalopp der Mannschaft im Schlienzstadion, vor dem die Spieler individuell ihre Leistungstests zu absolvieren hatten. Den 4000 Fans präsentierten die Profis dann auch das neue Heimtrikot, das mit schwarzem Saum an Ärmeln und Kragen eine Reminiszenz an die Spielzeit 1996/97 ist, in der die Stuttgarter in Berlin den DFB-Pokal gewannen.

Der Gegner damals war der FC Energie Cottbus, was den Blick gleich wieder zurück auf diese Saison lenkt: Schließlich sind die Lausitzer, die inzwischen bis in die Regionalliga durchgereicht wurden, am Wochenende des 12./13. August – diesmal in der ersten Pokalrunde – auch der erste Pflichtspiel-Gastgeber der Saison. „Das ist aber noch eine ganze Weile hin“, sagt Hannes Wolf, der vor seiner ersten Erstligasaison steht: „Deshalb werde ich mich aber nicht ändern. Ich bin weiter ein Trainer mit Haut und Haaren – und will auf dem Platz das Maximale herausholen.“

Sehen Sie hier ein Video-Kurzinterview mit Hannes Wolf:

Enger Austausch zwischen Trainer und Manager

Kritik an der Zusammenstellung des Teams ist von Wolf („Ich bin kein Kaderplaner“) dabei keine zu erwarten – schon allein, weil er sich beim Personal mit Manager Jan Schindelmeiser eng austauscht. Man stehe täglich in Dialog, versichern beide. „Es gibt immer Unterschiede zwischen Wünschen und Realitäten“, sagt der Coach, „das ist auch nicht schlimm.“

Immerhin zwei neue Spieler durfte der Chefcoach zum Trainingsauftakt am Cannstatter Wasen begrüßen. Dies ist zum einen der 19 Jahre junge Mittelfeldspieler Orel Mangala vom RSC Anderlecht („Er kommt als Herausforderer“), den Wolf aus seiner Zeit vom BVB kennt; und es ist die um ein Jahr ältere Offensivkraft Anastasios Donis, die zuletzt von Juventus Turin zum französischen Erstligisten OGC Nizza ausgeliehen war. Also zwei zwar talentierte, aber längst nicht ausgereifte Neuzugänge, die zudem nach dem bekannten Muster (jung, entwicklungsfähig, von den großen Clubs vorläufig verschmäht) à la Takuma Asano, Julian Green, Josip Brekalo, Jérôme Onguéné, Benjamin Pavard, Ebenezer Ofori oder Carlos Mané akquiriert wurden.

„Wir werden keine Fantasiepreise bezahlen“

Das ist nach dem Geschmack vieler Fans angesichts des Trainingsstarts eine bisher ziemlich dünne Ausbeute. Doch Jan Schindelmeiser, der sowohl weitere Ab- wie auch Zugänge ankündigt, hält tapfer dagegen. „Wir werden keine Fantasiepreise bezahlen, nur um Spieler frühzeitig zu holen“, sagt der Manager. Vielmehr gelte es, neue Leute zu verpflichten, die in den Finanzrahmen der Stuttgarter hineinpassen. „Dies ist eine richtig große Herausforderung bei dem, was gerade in der Liga passiert“, ergänzt Schindelmeiser. „Da werden horrende Tagespreise aufgerufen. Wir müssen um die Spieler kämpfen.“ Die Hausaufgaben, das ist dem Chef der sportlichen Abteilung wichtig, die hätten er, seine Scouts und sämtliche Beteiligten beim VfB längst erledigt. „Nach Spielern suchen, das tun wir fast gar nicht mehr“, sagt Schindelmeiser. „Wir gehen jetzt in die Phase der Realisierung rein. Dabei müssen sportliche und wirtschaftliche Faktoren aber gut ausbalanciert sein.“

Neuer Torwart und Defensive im Fokus

Geht es um die dezidierte Frage, auf welchen Positionen denn der größte Bedarf herrsche, ist es mit Schindelmeiser allerdings wie mit dem berühmten Pudding, den es an die Wand zu nageln gilt. „Über konkrete Namen und Positionen spreche ich nicht“, sagt der 53-Jährige, der sich dann doch einige Details entlocken lässt.

So wird ein neuer Torwart gesucht – und generell das Hauptaugenmerk auf die Defensive gelegt. „Uns ist klar, dass wir in der ersten Liga mehr Druck auf das eigene Tor bekommen werden“, sagt Schindelmeiser, „in der Offensive sind wir dagegen schon gut bestückt.“ Klar ist für den Manager auch, dass nach dem Abgang von Alexandru Maxim nach Mainz kein klassischer Spielmacher verpflichtet wird – auch einen weiteren erfahrenen Erstliga-Recken bedürfe es im Kader nicht zwingend. „Wichtig ist“, sagt Schindelmeiser, „dass die Neuen in unser Gesamtbild passen.“