Mann mit Schale: Armin Veh nach dem Titelgewinn mit dem VfB Stuttgart. Foto: Baumann

Als er kam, galt er als Übergangstrainer. 15 Monate später war er Meistertrainer. Was Armin Veh heute über die VfB-Mannschaft von 2007 denkt.

Stuttgart - „Ich bin ja schon seit 26 Jahren Trainer“, sagt Armin Veh und muss lachen, als er eine andere Rechnung präsentiert bekommt. Diese hier: 25 Jahre Trainer – und ein Jahr Übergangstrainer.

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Als solcher galt der Augsburger jedenfalls, als er im Februar beim VfB Stuttgart als Nachfolger von Giovanni Trapattoni präsentiert wurde. Ein Problem für den selbstbewussten Coach? „Ich konnte das irgendwo nachvollziehen“, sagt Veh heute, „ich hatte ja eineinviertel Jahre nicht als Trainer gearbeitet, und viele dachten, ein größerer Name passt besser zum VfB.“ Nicht einmal eineinhalb Jahre später war Armin Veh selbst eine große Nummer.

Zauber-Veh, Veh-nomenal – oder einfach nur: Meistertrainer. „Es war eine wunderschöne Saison mit einem überraschenden Ausgang“, sagt Veh und erinnert sich nur zu gerne an die Bundesliga-Spielzeit 2006/07.

Viele Fragezeichen zum Saisonstart

Die begann mit vielen Fragezeichen, weil die Mannschaft des VfB viele bot. Einige junge Spieler, Neue aus der zweiten Liga, dazu zwei Mexikaner, von denen der eine, Pavel Pardo, bei seiner Vorstellung gleich mal die Champions League als Ziel ausgab. „Da haben wir uns schon gewundert, der Horst Heldt und ich“, sagt Armin Veh und lacht, denn irgendwie hat ihm der Ehrgeiz des Neuen auch gefallen. Und irgendwie hat der Coach damals schnell gemerkt. Diese Mannschaft – das passt.

„Die Mannschaft war recht schnell eine echte Einheit, die Spieler haben auch charakterlich gut zusammengepasst, wir hatten eine gute Mischung“, erinnert sich Veh an ein Paradebeispiel einer guten Personalplanung. Da waren zum einen die jungen hoch talentierten Spieler aus den eigenen Reihen wie Christian Gentner, Serdar Tasci, Mario Gomez und Sami Khedira. Da waren hungrige Spieler wie Roberto Hilbert, der aus Fürth gekommen war. Da waren Exoten wie Pavel Pardo und Ricardo Osorio. Und da waren die schon etwas Erfahreneren wie Fernando Meira, Timo Hildebrand und Thomas Hitzlsperger. Was sie alle gemein hatten: „Sie hatten alle große Ziele, da sie noch nichts Großes erreicht hatten.“ Das sollte sich ändern – obwohl der Auftakt zu Hause mit 0:3 gegen Nürberg in die Hose gegangen war. „Wir haben nichts auf die Beine bekommen, waren physisch und gedanklich nicht da“, wunderte sich Veh nach einer eigentlich guten Vorbereitung. Doch das Blatt wendete sich schnell. Im November 2006 war der VfB erstmals an der Spitze, fühlte sich dann aber wieder in der Rolle des Außenseiters, der nichts zu verlieren hat, pudelwohl. „Wir sind ja nicht als Favorit in die Saison gegangen“, sagt Veh.

Ein Saisonziel gibt’s erst am 26. Spieltag

Nicht einmal ein Saisonziel hatte der Coach ausgegeben – doch das änderte sich nach der Niederlage gegen den FC Schalke am 26. Spieltag. „Da habe ich gemerkt: Das Team braucht eine Zielsetzung.“ Die Qualifikation zur Champions League sollte es sein. Doch dann gelang Sieg um Sieg – und je mehr die Saison ihrem Ende zuging, desto mehr schien möglich. Und noch immer galt: „Die Mannschaft hatte einfach Spaß an der Arbeit und hat mit viel Leidenschaft gespielt.“

Mit dem Sieg in Bochum (3:2) am vorletzten Spieltag verhinderte der VfB nicht nur die bereits vorbereitete Meisterfeier des FC Schalke (der dann aber in Dortmund verlor), die Roten erklommen auch die Spitze. Es fehlte noch ein Sieg zum großen Glück – und plötzlich spürte auch der Trainer einen ganz speziellen Druck.

„Du weißt: Ganz Stuttgart freut sich auf den Titel – und du kannst alle enttäuschen“, sagt Veh, „das war der eigentliche Druck. Ich wollte die Menschen nicht enttäuschen.“ Er tat es nicht.

2:1 gegen Cottbus – der Rest war Jubel pur. „Ich hätte mir in den schönsten Träumen nicht vorstellen können, dass sich die Menschen so freuen“, gibt Veh zu. „Das war etwas Besonderes, eine solche Konstellation gibt es nicht so oft.“ Zehn Jahre ist all das nun her. Und der Zauber-Veh ist sicher: „Das bleibt einmalig.“ Schade eigentlich.