Kuzmanovic und Träsch im Zentrum Foto: Pressefoto Baumann

Mit dem Duo Zdravko Kuzmanovic/Christian Träsch stehen die Roten im Zentrum wieder sicherer.  

Stuttgart - Der Aufschwung des VfB Stuttgart in den bisherigen beiden Spielen der Bundesliga-Rückrunde hat viele Gründe. Einer davon: Die Roten haben in Zdravko Kuzmanovic und Christian Träsch ihre neue Mitte gefunden. Die Folge: Dort, wo das Herz einer Mannschaft schlägt, stimmt nun endlich der Rhythmus.

Die Wahl zu haben ist eine schöne Sache, birgt aber auch eine große Gefahr – nämlich die der falschen Entscheidung. Fußballtrainer kennen diese Situation zur Genüge, jedes Wochenende gibt es viele, die spielen wollen, aber nur elf Profis sind am Ende die Auserwählten. Ob die Wahl die Richtigen getroffen hat, steht leider erst hinterher fest. Und damit zu spät. Oder ist es nie zu spät?

Könnte man meinen. Denn beim VfB Stuttgart werden anscheinend erst jetzt, unter dem dritten Trainer dieser Saison, Bruno Labbadia, die richtigen Entscheidungen getroffen. Das betrifft viele Bereiche, aber einen ganz besonders: Die Besetzung der zentralen Positionen im Mittelfeld.

Dort, wo eine Mannschaft ihr Herz trägt, dort, wo gegnerische Angriffe zerstört und eigene kreiert werden, dort, wo wenige den Rhythmus für viele andere vorgeben, da waren die Störungen nicht zu übersehen im ersten Teil dieser Saison. Vermutlich auch, weil die Wahl so außerordentlich groß war.

Der VfB hat Christian Träsch (23) – Lieblingsposition: zentrales defensives Mittelfeld. Der VfB hat Zdravko Kuzmanovic (23) – Lieblingsposition: zentrales defensives Mittelfeld. Der VfB hat Christian Gentner (25) – Lieblingsposition: zentrales defensives Mittelfeld. Der VfB hat Patrick Funk (20) – Lieblingsposition: zentrales defensives Mittelfeld. Und der VfB hat Mamadou Bah (22) – Lieblingsposition: Ja, genau. Sie wissen schon.

"Das Zentrum ist sehr, sehr wichtig"

Anfangs setzte der damalige VfB-Trainer Christian Gross auf das Duo Kuzmanovic/Gentner, und obwohl es im Mittelfeld der Roten mehr Löcher gab als auf jedem Minigolfplatz, hielt der Schweizer hartnäckig daran fest. Erst spät wurde der zweikampfstarke Christian Träsch in die Mitte befördert, doch ein echtes Stammduo fand sich in der Hinrunde nicht. Doch nun ist alles anders, vor dem Derby an diesem Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total) gegen den SC Freiburg gilt: Der VfB hat seine neue Mitte gefunden.

Seit dem Rückrundenauftakt gegen den FSV Mainz 05 schwingt die Doppelspitze Kuzmanovic/Träsch das Zepter im Mittelfeld der Roten – und siehe da: In den beiden bisherigen Spielen bekam der VfB nur ein Gegentor und erspielte sich in der Offensive wieder deutlich mehr Chancen. Das ist zwar nicht allein das Verdienst der beiden, doch Bruno Labbadia sagt auch: „Das Zentrum ist sehr, sehr wichtig.“ Und noch wichtiger ist, dass sich diejenigen, die dort spielen, beinahe blind verstehen. „Wenn ich nach vorne gehe, muss Zdravko absichern, wenn er geht, ist das meine Aufgabe“, sagt Christian Träsch, „das klappt mittlerweile schon sehr gut, die Feinabstimmung fehlt aber noch.“

Kein Wunder, schließlich ist auch dieses Duo so ein klein wenig aus der Not heraus geboren. Nach starken Leistungen in der Vorbereitung sollte eigentlich Mamadou Bah neben Kuzmanovic spielen, Träsch wäre wohl auf halbrechts zum Einsatz gekommen. Doch dann verletzte sich der Afrikaner im Trainingslager in Belek am Knie – und alle Planungen waren dahin.

Doch wie es scheint, ist die Ersatzlösung eine von längerer Dauer. „Mit jeder Trainingseinheit verinnerlichen wir ein Stück mehr die Vorgaben des Trainers“, sagt Zdravko Kuzmanovic, der vom neuerlichen Trainerwechsel profitiert hat. „Unter Bruno Labbadia hat jeder Spieler eine neue Chance erhalten, sicher war das für mich hilfreich“, sagt der Serbe, der aber auch erkennbar an sich gearbeitet hat. Nicht mehr die Gesten und unnötigen Drehungen am Ball bestimmen sein Spiel, sondern viel mehr nüchterne, dafür aber zielgerichtete Aktionen. Dazu kommt Christian Träsch, dessen läuferischer Einsatz ebenso bewundernswert wie wichtig ist. „Ich stopfe gerne die Löcher“, sagt der Nationalspieler, „da gehe ich lieber einmal weniger mit nach vorn.“

Keine Frage: Kuzmanovic und Träsch sind grundverschiedene Spielertypen, es gibt noch Platz für Verbesserungen, aber sie ergänzen sich schon immer besser. Die beiden schon mit dem deutschen WM-Duo Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger zu vergleichen wäre zwar vermessen. Der Blick auf die beiden lohnt aber schon. „Da konnte man sich viel abschauen“, sagt Träsch, kopieren will er das Duo aber nicht. „Wir haben unseren eigenen Stil“, sagt er über sich und Zdravko Kuzmanovic. Und der wird immer mehr erkennbar. Das Herz des VfB-Spiels jedenfalls schlägt wieder – meist sogar ohne Rhythmusstörungen.