Voller Einsatz gegen Franck Ribéry: Anastasios Donis war gegen die Bayern einer der auffälligsten Akteure in Weiß und Rot. Foto: Baumann

Anastasios Donis ist sauer, weil er gegen Bayern München früh runter muss, die VfB-Fans pfeifen. Trainer Tayfun Korkut kann die Aufregung nicht verstehen und hat für die Auswechslung seine Gründe.

Stuttgart - Der Unmut war bis unter das Dach der Haupttribüne spürbar. Als nach 57 Minuten die Nummer elf auf der Wechseltafel des VfB Stuttgart aufleuchtete und für Anastasios Donis damit das Signal zum Abgang gekommen war, versuchte der Angreifer erst gar nicht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ohne seinen Trainer eines Blickes zu würdigen, trat Donis ab.

In der knappen Stunde zuvor war der 22-Jährige beim 0:3 gegen Bayern München einer der auffälligsten Akteure in Weiß und Rot gewesen. Mit seinen robusten Sprints sorgte er in einer einseitigen Partie wenigstens für ein wenig Gefahr. Weshalb das Publikum beim Stand von 0:1 auch kein Verständnis für die Auswechslung zeigte. Zum ersten Mal seit langer Zeit hagelte es wieder Pfiffe in der Mercedes-Benz-Arena.

Bruchhagen würde Donis „die Ohren langziehen“

Wenig verständnisvoll äußerte sich hernach auch der Betroffene. „Der Trainer hat entschieden, mich rauszunehmen. Das akzeptiere ich, aber ich denke, es war unfair“, gab Donis zu Protokoll. Der Groll des Griechen war insoweit nachvollziehbar, als er in der Vorwoche in Mainz nicht im Kader gestanden hatte und nun gegen die Bayern heiß lief. Aber eben nur 57 Minuten lang.

Ob sein Verhalten richtig war, steht auf einem anderen Blatt. Der langjährige Bundesliga-Manager Heribert Bruchhagen fand im sonntäglichen Fußball-Talk auf Sport 1 deutliche Worte für Donis: „Was bildet sich dieses Knäblein ein? Er mag ja gut gespielt haben, aber wenn er ausgewechselt wird, hat er den Trainer nicht zu ignorieren. Man sollte ihm die Ohren lang ziehen.“

Tayfun Korkut hielt es für angemessen, von derlei Erziehungsmaßnahmen abzusehen. Mit einer Handbewegung wischte der Trainer die Diskussionen beiseite. „Ich war selbst lange Fußballer und weiß, wie sich das anfühlt. Das darf man nicht zu hoch hängen.“ Der 44-Jährige erklärte den Wechsel (für Donis kam Erik Thommy) mit spieltaktischen Gründen.

Korkuts Erklärung aus Trainersicht

„Ich musste eine Veränderung im Sinne der Mannschaft treffen. Wir kamen 60 Minuten kaum vors Tor. Also wollte ich mit mehr Ballkontrolle nach vorne kommen.“ Das sollte auch die spätere Einwechslung von Daniel Didavi für Christian Gentner erklären. Allein, es half nichts. Auch Korkuts Plan B wurde den starken Münchnern nicht gefährlich.

Und Donis? Der im vergangenen Jahr für 4,5 Millionen Euro von Juventus Turin nach Stuttgart gewechselte Nationalspieler hat seine Erfüllung auf dem Wasen noch nicht gefunden. „Unser Verhältnis ist gut“, widersprach er Einschätzungen von einem grundsätzlichen Problem mit Korkut. Dieser wiederum wiederholte sein Mantra vom großen Kader, in dem auf lange Sicht jeder Spieler benötigt würde. Das letzte Kapitel in dieser Geschichte ist wohl noch nicht geschrieben.